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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0191

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Erstes Kapitel. Die Leuchterbank 175

Denn auch die Renaissance, zumal die Frührenaissance, kannte, gleich der
Gotik, noch keine Leuchterbänke auf der Mensa.

Die Leuchterbank ist sonach eine Schöpfung der Neuzeit, und zwar
des Barocks. In Spanien kann man sogar zahlreiche Altäre aus dem spätesten
Barock antreffen, die ihrer noch entbehren. Aher auch in Italien, Frankreich
und Deutschland blieben oft genug selbst noch die Barockaltäre ohne
Leuchterbank. In Spanien vertritt häufig ein einfaches Brett, das man hinten
auf die Mensa gelegt hat, ihre Stelle.

Eine Vorschrift, Leuchter stufen anzubringen, ist nie erlassen worden.
Wenn das Missaie bestimmt, es sollten bei der Messe zum wenigsten zwei Leuchter
mit Kerzen auf den Altar gestellt werden, und zwar angeordnet beiderseits von
dem in dessen Mitte angebrachten Kreuze3, scheint es damit sogar Leuchterbänke
auszuschließen. Noch mehr ist das der Fall im Caeremoniale episcoporum, das
bezüglich der Leuchter, mit denen es den Hochaltar ausgestattet sehen will, aus-
drücklich sagt: Supra vero in planitie altaris adsint candelebra sex7. Indessen
hat die Kongregation der Riten im Einklang mit der allenthalben und insbesondere
auch zu Rom herrschenden Praxis unter dem 5. Dezember 1891 entschieden, daß
die Leuchter nicht notwendig unmittelbar auf die Mensa des Altares gesetzt zu
werden brauchten, sondern selbst auf der oberen Leuchterbank ihren Platz haben
könnten8. Es steht also nichts im Wege, den Altar mit einer oder mehreren Leuchter-
staffeln zu versehen und auf diese, statt auf die Mensa selbst, die Leuchter zu
stellen.

Es waren ästhetische und praktische Erwägungen, welche dazu führten, den
Altar zur Aufnahme der Leuchter mit einer Staffel auszustatten. Man begnügte sich
darum auch oft nicht mit einer Bank, namentlich beim Hochaltar, sondern brachte
deren zwei oder drei an, zumal in italienischen Kirchen. Eine solche Häufung der
Leuchterstufen des Hochaltares war in diesen besonders dann beliebt, wenn derselbe
sich am Eingang des Chores erhob und dieses gleichsam nach dem Schiff zu ab-
schloß, wie in manchen Kloster- und Stiftskirchen, sowie auch, wenn er zwar tief im
Chor seine Stelle hatte, aber, von seinem an der Wand hinter ihm angebrachten
Retabel getrennt, frei für sich dastand. Die hintereinander aufsteigenden Leuchter-
staffeln dienten im zweiten Falle für das Auge als Vermittlung zwischen Altar
und Refabel (Tafel 190 und 317), in beiden Fällen aber befand sich bestenfalls nur eine,
die unterste, auf dem Altare selbst. Die übrigen erhoben sich auf einem an diesen sich
anschließenden besonderen Hinterbau. Wo das Retabel unmittelbar dem Altar an-
gefügt wurde, verlegte man gern alle Leuchterbänke in den Sockel des Retabels;
höchstens wurde auf der Mensa eine einzige Leuchterbank aufgestellt, die zudem in
der Regel ganz niedrig war. Stand das Retabel nicht auf einem Hinterbau des
Altares, sondern auf diesem selbst, wie es bei kleineren Aufsätzen nicht selten der
Fall war, so befanden sich natürlich auch die Leuchterbänke alle auf dem Altare
selbst».

"Was das Material der Leuchterbänke anlangt, so bestanden dieselben, wenn
das Retabel des Altares aus Holz gemacht war, stets gleichfalls aus Holz. Einem
Retabel aus Stein vorgestellt oder eingefügt, wurden sie bald ebenfalls aus
Stein, bald, und zwar häufiger, aus Holz gemacht. Mit Ornament wurden
die Staffeln vielfach gar nicht, meist aber nur in bescheidenem Maße ver-

' Rubr. gen. 1. 20: Super altare collocetur ' Die Leuchter an der Wand hinter dem

crux in medio et candelabra saltem duo cum Altar anzubringen, ist nach einer Entscheidung

candelis accensis hine inde in ulroque lalcre der Ritenkongregation vom 16. September 1S65

eius. . selbst dann unstatthaft, wenn der Altar der

* L. 1, c. 12, n. 11. Wand so nahe ist, dal) er sie fast berührt

' Deerct. auth. 3759. (Decret. auth. 3137).
 
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