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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0207

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Zweites Kapitel. Das Ciborium 191

Tegmen heißt das Ciborium in der Inschrift des Ciboriums, welches Kardinal
Hubaldus (t 1144) in S. Croce zu Rom errichtete"1. Der Name kommt nur in ihr vor
und in einem Gebet der Ciboriumweihe. Er war ersichtlich nicht verbreitet.

In der Vita Silvestri I. und der Vita Syxti III.11 heißt der Altarüberbau fasti-
<iium (fastigium). In den späteren Vitae des Papstbuches verliert sich jedoch
diese Benennung ganz. Sie ist in denselben durch den Namen ciborium verdrängt.
Wenn wir in der Vita Leonis III. (795—S16) n. 360 (Duch. II, 1) lesen: Praesertim
imago Salvatoris cum regiis mirae pulchritudinis depictae ad decorem superscriptae
eccclesiae (s. Petri) in fastigio sub arco majori posuit... pari modo et in basili-
cam s. Pauli apostoli atque in basilica Salvatoris instar imagines lecit et constituit,
so ist hier mit fastigium ein unter dem Triumphbogen angebrachter Balken,
nicht, wie Duchesne annimmt, das Ciborium gemeint15.

Ob unter der ecclesia ex auro et gemmis et argento, quam vocant mune-
r a m, die Abt Stephan in St. Martialis zu Limoges im Beginn des 9. Jahrhunderts über
dem Erlöseraltar errichtete, wie Ademar von Chabannes uns erzählt13, ein Ciborium
zu verstehen ist, ist zweifelhaft; jedenfalls war munera nur eine örtliche Bezeichnung
desselben. Unzutreffend ist es, wenn bei Schmid" unter den Namen des Altarüber-
baues und Berufung auf Nr. 8 des 10. Ordo Mabiüons15 auch arca aufgeführt wird.
Denn arca bezeichnet an jener Stelle nicht das Ciborium des Hochaltares der Late-
rankirche, sondern die in letzterem eingeschlossene alttestamentliche Bundeslade, auf
welcher der Papst am Gründonnerstage nach Wegnahme der Mensa des Altares
zelebrierte1".

Im Osten entsprach dem lateinischen ciborium die Bezeichnung
y.iß&Qiov {mßovQiovy In des Paulus Silentiarius Beschreibung des
Altares und des Altarüberbaues der Hagia Sophia kommt der Name noch
nicht vor; der Überbau wird hier n-vQyos, Turm, genannt. Indessen begegnet
uns xißcÖQtov im Sinne von Altarciborium schon bei Johannes Malalas
(um 565)1T.

Im 7. Jahrhundert findet das Wort sich in derselben Bedeutung im
Chronicon paschale (geschrieben um 635)18, im 8. in der 'lorogla lv.x\i\-
otaoxtxtf1', um 800 in des Theophanes Chronographia (f 817/818)so sowie bei
Theodor Studita (f 826)", im 10. Jahrhundert in der Mvaztxi] ^ecogt'a22, einer
Bearbeitung der 'laxoQia iy-xlr^aiaataiiq.

Im nichtkirchlichen Gebrauch kommt x'ßcögwv (ciborium) in doppeltem
Sinne vor. Erstens in der Bedeutung von Becher sowie zur Bezeichnung der

10 Bullet, ser. 5, II (1891) 78: Tegmen id rätselhaften pyratorium wohl pyrgatorium
Hubaldus lecit fore. (zusammenhängend mit nigyoz, Turm) zu

" L. P. n. 36 und 65 (Duch. I, 172 233). lesen. Pyrgatorium ist aber hier nicht der

ls Duch. II, 34. Unter der imago Salvatoris Name des Ciboriums, sondern nur eine das-

eum regiis haben wir wohl eine mit zwei Tür- selbe charakterisierende Beifügung: Cujus

Hügeln versehene Tafel, also ein Triplychon, claustri (Gruft) prominens pulchritudine

zu verstehen. decenti fastigium (Erhöhung über der Gruft)

" M. 141, 81. ... argenteum bajulavit, quod vulgo ci-

" Der chrisü. Altar 75, Anm. borium dicitur, nitens pyrga-

11 M. 78, 1011. torium, sub cujus umbraculo altare similiter
" Für turris, das von Schmid (a. a. O.) statuitur.

ebenfails unter den Bezeichnungen des Cibo- " Chronographia 1. 18; ed. Bonnae 1831,

riums genannt wird, ist mir in diesem Sinne 490.

kein Beleg bekannt geworden. Wenn in der 1S Olymp. 350; ed. Bonnae 1832, 713.

Transiatio ss. Eutycetis et Aculii das Cibo- " Revue de l'orient ehret. X (1905) 310.

riuiri, das über dem Grabaltar der beiden Hei- !° Ad an. 550 et 551 (Mg, 108, 508 509>

'igen errichtet wurde, durch den Zusatz nitens " Jambi n. 42: Eis ro TiifStbQiov ioü äyiov

Pyratorium näher erläutert wird (N. 3, AA. ngoSgö.uov (Mg. 99, 1793).
SS., 19. Sept.; VI, 892), so ist statt dieses " Mg. 98, 389.
 
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