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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0307

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Drittes Kapitel. Material des Retabcls 291

Juden links, Saulus, auf einem Haufen Gewandstücken sitzend, rechts. Der Rahmen
und das Leistenwerk des Retabels, das 1760 auf Befehl Ludwigs XV. gegen eine
Entschädigung von 40 000 Franken in die Münze wandern mußte, war mit Edelsteinen
reich besetzt9.

Altarretabeln aus Metall, die dem 12. Jahrhundert angehören, haben sich
nur in geringer Zahl unversehrt erhalten. Es sind zudem weder künstlerisch
die bedeutendsten noch materiell die wertvollsten, da sie nur aus vergoldetem
Kupfer besteben. Doch dürften sie es gerade diesem letzteren Umstände ver-
danken, daß nicht auch sie zugrunde gingen.

Im Cluny-Museum befindet sich ein aus St. Castor zu Koblenz stammendes
Metallretabel des 12. Jahrhunderts (Tafel 198). Es stellt eine rechteckige, 2,17 m lange,
57 cm hohe Tafel dar, die in der Mitte der Oberseite eine 67 cm breite, 29 cm hohe
halbkreisförmige Überhöhung hat. Letztere umschließt die Halbfigur Christi, während
die Tafel selbst die sitzenden Bilder der zwölf Apostel enthält. Sie sind zu sechs
Paaren angeordnet, die durch ein Säulchen voneinander getrennt werden. Von
Christus gehen Strahlen auf die Apostel aus, über deren mit Email geschmückten
Kimben eine Flamme schwebt. Wahrscheinlich befand sich ursprünglich über dem
Kapitell des mittleren Säulchens unterhalb der Figur Christi die Taube des Heiligen
Geistes. Denn das Bildwerk stellt nach der Inschrift, die unterhalb des oberen
Rahmens des Retabels angebracht ist, die Sendung des Heiligen Geistes dar. Sie
lautet: Factus est repente de caelo sonitus tamquam advenientis Spiritus vehementis
et replevit totam domum, ubi erant sedentes et repleti sunt omnes spiritu saneto.
Die Bekleidung des Rahmens des Retabels ist auf der Platte mit gravierten Ranken,
auf der Schräge mit gestanztem romanischen Blattwerk belebt. Die Säulchen, welche
heute die Apostelpaare scheiden, sind das Werk einer modernen Restauration10.
Das Retabel wird der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts angehören.

Nur 15 cm hoch ist das Retabel des Altares aus Broddetorp im Museum zu
Stockholm, doch trägt es in der Mitte ein 1,42 m hohes Kreuz, dem auf den Ecken
Pyramiden artig sich verjüngende, mit einem Knauf abschließende Pfosten von

i Höhe entsprechen. Lang ist es 1,28 m. Seine Kupferbekleidung zeigt auf der
i Umrahmung eine Inschrift, welche die einst im Altare beigesetzten Reli-
quien aufzählt, auf der Vertiefung einen schönen Rankenfries, dem eine lebendig
bewegte Jagdszene in Gestalt der bekannten Begebenheit aus der Legende des
hl. Hubertus oder des hl. Eustachius eingefügt ist. Inschrift und Fries sind in Gold
auf Firnisbrand ausgeführt.

Reicher entwickelt und wirkungsvoller sind die Retabeln aus Odder und Lis-
bjerg im Nationalmuseum zu Kopenhagen. Das Retabel aus Lisbjerg (Tafel 199) ist
40'A cm hoch und 1,60 m breii. In der Mitte weist es unter einem über den Rahmen
ein wenig hinaustretenden Kleeblatt bogen den thronenden Erlöser auf. Die den
Bogen tragenden Pilaster haben statt des Kapitells eine Scheibe mit den Figuren
von Sonne und Mond. Beiderseits des Mittelbildes stehen unter Rimdbogenarkaden
die zwölf Apostel, oberhalb deren auf Firnisbrandgrund eine Inschrift angebracht ist.
Figuren und Architekturen sind getrieben, desgleichen der Rankenfries, welcher die
Umrahmung oben und an den Seiten belebt, während das Rankenwerk unten auf
dem Rahmen in Gold auf brüniertem Grund gearbeitet ist. Über dem Retabel erhebt
sich in der Mitte ein Kreuz; auf den Ecken steigt von einem mit vier kleinen und
einer großen Scheibe geschmückten Untersatz ein das Kreuz umschließender Rund-
Dogen auf. Von den beiden großen Scheiben enthält eine eine getriebene Dar-
stellung Abrahams, des Seelenvaters; auf der anderen erblickt man in gleicher Aus-

'Eine Angabe aller Inschriften bei Som- ^d"n,gtTdeS Re,abels bei Som™™ä * **
merard a. a. O. 248f. und bei Roh. I, 188f. ,.,,," -k a t> . u i «< >. ^

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