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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0548

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532 Fünfter Abschnitt. Das Retabel

gare lenk Lrch lein zu Lana in Tirol u. a. Die Malereien in den Nischen der Krypta
von St. Maria im Kapitol, die heute der Altäre entbehren, bestehen zum Teil aus
drei übereinanderliegenden Schichten, von denen die älteste der ersten Hälfte des 12.,
die jüngste dem 14. Jahrhundert angehört, ein Beweis, daß die Fresken zu ver-
schiedenen Zeiten erneuert wurden. In einer der Nischen ist über bisher noch nicht
geklärten Szenen aus dem Leben eines Heiligen das Himmelsmahl dargestellt, in einer
anderen die Majestas, umgeben von den Evangelistensymbolen, in einer dritten die
Kreuzigung. Eine zeigt die Überreste zweier Majestasbilder und einer Kreuzigung3.
Die flache, apsidenartige Altarnische am Ende des südlichen Emporegeschosses der
Pfarrkirche zu Andernach enthält eine der Frühe des 13. Jahrhunderts entstammende
Kreuzigungsdarstellung. Der Gekreuzigte befindet sich zwischen zwei die Nische
durchbrechenden Rundbogenfenstern; Maria und Johannes stehen auf der nach
innen sich stark abschrägenden Leibung dieser Fenster3.

Selbst nachdem man bereits begonnen hatte, auf die Altäre ein Eetabel
aufzustellen, brachte man noch lange Zeit bei solchen, die einer Wand vor-
gebaut waren, oberhalb der Mensa häufig bloß Malereien an. So hielt man es
selbst bei Altären in den Kapellen des Chorumganges des Kölner Domes. In
der dritten Kapelle an der Nordseite des Chores sieht man beispielsweise
über dem Altar in der Mitte eine aus dem Gekreuzigten, Maria, Johannes und
frommen Frauen bestehende Kreuzigungsgruppe, rechts den hl. Laurentius,
links den hl. Johannes d. T. Die mittlere Abteilung des Gemäldes, die von
den seitlichen durch einen Pfosten getrennt ist, schließt oben mit drei Giebeln
ab, während die seitlichen nur einen Giebel zeigen. Ähnlich sind die Wand-
malereien über dem Altar der ersten Kapelle zur Linken und der dritten an
der Südseite.

Auch in anderen Kölner Kirchen gibt es noch mittelalterliche Altäre, über denen
anstatt eines Retabels Wandmalereien angebracht -wurden, wie z. B. in St Andreas,
wo wir solche in zwei Kapellen des Langhauses und in St. Severin, wo wir zwei
Beispiele derselben in einer Kapelle der Krypta antreffen. Das Fresko, welches sich
über einem der Altäre in St. Andreas befindet (zweite Kapelle der Nordseite), be-
deckt die ganze Wand oberhalb der Mensa. Es gliedert sich in vier Zonen. In der
unteren erblickt man den Gekreuzigten zwischen Heüigen, in der zweiten die An-
betung des Jesuskindes durch die Weisen, in der dritten die Verkündigung, die Heim-
suchung und die Geburt des Herrn, in der vierten, die das Bogenfeld einnimmt,
Marias Krönung1. Das Fresko über dem zweiten Altar (dritte Kapelle der Nordseite)
zeigt im Mittelfeld unten eine Kreuzigungsgruppe, oben das Gerieht, in den Seiten-
feldern den hl. Bonaventura und den hl. Bernard. Die Wandgemälde beider Kapellen
stammen aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts, über einem der Altäre in der Krypta
von St. Severin ist eine grolle Kreuzigung gemalt, über dem andern eine Gruppe
des Gekreuzigten, neben der rechts und links je drei Heilige stehen.

Andere bemerkenswerte Beispiele solcher Wandmalereien des 14. und 15. Jahr-
hunderts, welche zum Teil sogar noch heute die Stelle eines Retabels vertreten, haben
sich auf deutschem Boden beispielsweise erhalten über dem Altar der oberen Sakristei

1 Abb. und nähere Beschreibung in P. Cle- Nische wurde später mit einer Darstellung

men. Die romanischen Mo nu mental malere ien dos Gotteslammes übermalt.

in den Rheinlanden (Düsseldorl 1916) 2391. . ... . , ,,„ vv, .. „„i„ol„ der

Das Himmelsmahl m der ersten Nische ist .„' Abb ebd. 448. über du Malereien der

hier irrtümlich als Abendmahl Christi ße- Aachen ™ Hocheppan und Lana vgl. Atz,

deutet. Die Umschrift: Beati qui ad cenam ™ *w"

agni vocaü sunt, stellt den Sinn des Bildes * Abb. in Kd. der Rheinprovinz, Stadt Köln

außer Frage. Die Majestas in der dritten I, 4, Tfl. VIII.
 
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