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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0591

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Zweites Kapitel. Der Allar als Aulbewahrungsstätte des hhl. Sakramentes 575

oder doch wenigstens in altchristlicher Zeit das hhl. Sakrament auch auf dem
Altare aufbewahrte.

Wenn, um mit den Zeugnissen aus dem Westen zu beginnen, Tertullian in
seiner Schrift adversus Valentinianos sagt: Nostrae columbae domus simplex, in editis
semper et apertis ad lucem; amat flgura Spiritus sancti orientem, Christi figuram*, so
braucht man seine Worte nur im Zusammenhang mit dem übrigen zu lesen, um
alsbald zu erkennen, dal! hier unter columba nicht die eucharisüsche Taube ver-
standen ist, in der in der zweiten Hälfte des Mittelalters häufig über dem Altar das
hhl. Sakrament aufbewahrt wurde, ja, daß Tertullian nicht einmal von ihr das Bild
entlehnte, dessen er sich bedient. Er hat die Ketzerei der Valenlinianer als Schlange
bezeichnet, als lichtscheues Tier, das sich durch die Felsklippen windet and tief in
der Erde seinen Schlupfwinkel hat. Ihr gegenüber stellt er dann die katholische
Lehre als Taube hin, deren Bau sich an hohen, belichteten Orten befindet, die als das
Büd des Hl. Geistes den wahren Osten, d. i. Christus, liebt und als die Wahrheit nur
über eines errötet, nämlich im geheimen sich zu verbergen. Übrigens waren auch
zu Tertulüans Zeit die Verhältnisse, unter denen die Kirche lebte, noch keineswegs
solche, daß man es hätte wagen dürfen, den Leib des Herrn über dem Altar aufzu-
bewahren, wie das auch unvereinbar gewesen wäre mit der Arkandisziplin, die man
bezüglich der hl. Eucharistie gegenüber den Katechumenen beobachtete.

Optatus von Mileve nennt den Altar sedes et corporis et sanguinis Christi, sagt von
den Altären, welche die Donalisten zerbrochen haften, sie hätten des Volkes Gebete
und die Glieder Christi getragen6. Er will damit aber nicht sagen, es sei der Altar die
Stätte, an der der Leib des Herrn aufbewahrt wurde, wie man irrig angenommen hat,
vielmehr denkt er lediglich an die Heüigung, welche der Altar dadurch erfuhr, daß
auf ihm das hl. Opfer dargebracht wurde und Christi Leib und Blut während des-
selben auf ihm ruhten. Nicht nur, daß der Zusammenhang daran keinen Zweifel läßt,
Optatus sagt auch ausdrücklich, daß die Gegenwart Christi auf dem Altar, von der
er spricht, nur eine vorübergehende war, nur bestimmte Zeitmomente umfaßte. Quid
vos offenderit Christus, fragt er die Donatisten, cujus Ulic (auf dem Altar) percerta
m 0 m e n t a corpus et sanguis habitabat, quid vos offendistis etiam vos ipsi, ut illa
altaria frangeretis, in quibus ante nos per longa temporum spatia sanete, ut
arbitramini, obtulistis8?

Paulinus von Nola soll die eucharistische Taube in den Versen erwähnen, die er
als Inschrift für die Apsis der Fehsbasilika verfaßte7: Pleno coruscat trinitas mysterio
— Stat Christus agno, vox Patris caelo tonat — Et per columbam Spiritus sanetus fluit.
Allein der Heilige spricht nicht von einer eucharistischen Taube, sondern von einer den
Hl. Geist darstellenden Taube, die sich auf dem die Apsis schmückenden Mosaik fandä.
Die Eucharistie wird Paulinus in dem rechts an die Apsis der Felixkirche angebauten
Secretarium aufbewahrt haben, das er mit der Inschrift schmückte: Hie locus est
veneranda penns qua conditur et qua — Promitur alma sacri pompa ministerii".

Nach dem Liber Pontificalis schenkte Konstantin der Peterskirche patenam
auream cum turrem ex auro purissimo cum columbam, ornatam gemmis prasinis et
yachintis, qui sunt numero margaritis 215, pens. lib. 30. Innocenz I. (401—417) stiftete
für die Kirche der hll. Gervasius und Protasius (jetzt S. Vitale) turrem argenteam cum
patenam et columbam deauratam, pens. 1. 30, Hilarus (461^80) für das Baptisterium
der Laterankirche turrem argenteam cum delfinos pens. 1. 2510. Man hat in diesen
Patenen, Türmen und Tauben Geräte zur Aufbewahrung der Eucharistie gesehen,

* C. 3 (M. % 580). auch die Apostel herum in Form von Tauben

1 Adv. Pannen. 1. 6, c. 1 (C. SS. eccl. 26, 142f.). dargestellt: Crueem Corona lucido cingit globo

1 L. c. — Cui coronae sunt Corona apostoli — Quorum

7 Ep. XXXII, c. 10 (C. SS. eccl. 29, 286). figura est in columbarum choro.

8 Es waren auf demselben, wie auch sonsl " L. c. n. 16 (ibid. 291).

auf altchristlidten Monumenten, um das Kreuz •" N. 38 57 70 (Duch. 176 220 243 f.).
 
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