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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0637

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Drittes Kapitel. Die Aufbewahrung des All erheiligsten durch Aufhängen $21

gehängt. Über dem Dach des Tabernakels saß mit ausgespannten Flügeln eine
Taube aus vergoldetem Silber. Die Schnur mußte zweimal im Jahre von zwei dazu
bestimmten Kanonikern auf ihre Haltbarkeit geprüft werden3.

Was sich an Krummstäben, die einst zum Aufhängen des Allerheiligsten
dienten, erhalten hat, gehört alles dem 17. und 18. Jahrhundert an, doch gibt
es, wenn es auch stilistisch anders geartet ist, eine gute Vorstellung, wie die
gleiche Vorrichtung im späteren Mittelalter beschaffen war.

Tafel 351 gibt den Krummstab wieder, der sich noch heute an der Hintersette des
Hochaltares von St-Vorles zu Chatillon-sur-Seine erhebt. Er ist aus Holz gemacht
und steht auf einem Untersatz, der sich aus drei Stücken zusammensetzt, einem mit
Basis und Sims versehenen Sockel, einem kannelierten vierseitigen Pfosten und einem
Schränkchen, in dem sich eine mit Zahnrad, Sperre und Kurbel ausgerüstete Welle
befindet, und enthält eine Schnur, deren unteres Ende an dieser Welle befestigt ist,
während an dem oberen, das vorne aus der Krümme des Stabes heraustritt, ein
kleiner glockenförmiger Baldachin hangt.
Unten mit Zacken und Quästchen verziert,
umschließt derselbe die fünfsäulige Laterne,
in der früher das Ciborium aufgestellt war.
Schnur, Welle und Kurbel ermöglichten es,
den Baldachin mit seinem Inhalt auf den Altar
herabzulassen und wieder heraufzuziehen,
Den Schaft des Krummstabes schmückt ein
Gewinde von Ähren und Weinranken, die
Krümme ist mit Akanthus besetzt. Die Höhe
des Stabes beträgt von der Mensa des AKares
an gemessen ca. 2,50 m.

Ein Krummstab, der sich zu Beaulieu (Cor-
reze) erhalten hat, ist etwas reicher als sein
Gegenstück zu Chatillon-sur-Seine, im übrigen
aber nach Einrichtung und Stil von gleicher
Art. Die Mitte der Krümme füllt eine mächtige,
sonnenblumenartige Rosette. Zwischen den mit
Rauten belebten Schaft und die Krümme schiebt
sich ein korbförmiger, mit Buckelfalten, Bläi Sern
und Engelköpfchen verzierter Knauf ein. Der
Baldachin fehlt heute».

Ein Krummstab zu Auriac-Xaintrie (Correze) ist am Schaft mit einem förm-
lichen Rautennelz bedeckt. Die mit Akanihusblättern verzierte Krümme ist vom
Schaft durch einen kugelartigen Knauf geschieden. Der Baldachin ist auch hier
nicht mehr vorhanden10. Auch diese beiden Ständer sind aus Holz ange-
fertigt, aber ganz vergoldet11. Der Krummstab, der noch 1846 hinter dem Hochaltar
von St-Thibault bei Semur aufstieg, wenn auch seinem ursprünglichen Zweck ent-
fremdet, trug oben auf der mit Akanthus besetzten Krümme eine Taube". Die Ver-
mutung Violett-le-Ducs, es habe diese Taube ehedem in ihrem Schnabel das Ciborium
gehalten, ist bei der Stellung,- welche sie einnimmt, unwahrscheinlich, da in diesem.
Falle ein Heraufziehen und Herablassen desselben kaum möglich war. Sie war
anscheinend nur Zierat; die Schnur, an welcher das Ciborium hing, wird auch
Wer aus der Krümme selbst herausgekommen sein.

Krummstäbe zum Aufhängen
des Allerheiligsten
a) Beaulieu 1>) Aurinr-Xaint™ (Narli Rupin)

* Grazer Kirchenschmuck XX (1889) lOi.
Abb. Em. Rupin, L'oeuvre de Linwgcs
«Vis J890) 235.
" Abb. ebend.
Ein Krummstab zu Valloires (Pas-de-Ca-

lais) isl mir nicht näher t
Blei bestehen (Enlart, Mai
I [Paris 1902} 146, I

ikannt Er soll aus
lel d'arcK-ol. franc.

rcUol. V (1848) Tu. z
 
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