Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0666

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
650 Siebenter Abschnitt. Die Aitarschranken

in der 1053 geschriebenen Vita des Lütticher Bischofs Balderich3. Arnoldus denno
ipsam ecclesiam construere coepit et parti superiori, quae vulgo cancellurn nominatur,
tectum imposuit, berichten die Acta episcoporum Cenomanensium*. Andere Belege
bieten beispielsweise die Statuten der Synode von Exeter (1287)s, die Konstitution
Roberts von Winchelsea, Erzbischofs von Canterbury (1300)", die Statuten der Synode
von Rouen (1335)7, Hariulfs Chronicon Centulense3 und des Ordericus Vitalis Historia
ecclesiastica'. In beiden Bedeutungen findet sich cancellus bei Durandus: Can-
cellus i. e. caput ecclesiae, humilior reliquo corpore ecclesiae, mystice
significat, quanta humilitas debeat esse in clero seu praelato, cancelli vero,
quibus altare a choro dividitur, separationem coelestium significant a
terrenis'". Erhalten hat sich die abgeleitete Bedeutung „Altarraum'1 im englischen
chancel.

Auch unser deutsches „Kanzel" leitet sich von cancellus ab. „Kanzel"
nannte man zunächst den an den Chorschranken, dem Lettner, angebrachten, auf
Konsolen oder Säulen ruhenden Vorbau11, von dem aus man predigte und das
Evangelium verlas, und zwar, wie sich aus dem jüngeren Titurel ergibt", schon im
13. Jahrhundert. Von diesem Vorbau übertrug man dann den Namen Kanzel auf
den Predigtstuhl, der, losgelöst von den Chorschranken, im Schiff der Kirche auf-
gestellt war.

Nur vereinzelt begegnet uns als Name der Altar schranken das Wort pecto-
r a 1 i a. So in den Gesta Innocenz' III.": Super novos gradus constituens novum
altare novaque pectoraiia faciens ante chorum (nämlich in der Kirche der hll. Ser-
gius und Bacchus), in des Petrus Mallius Beschreibung der Peterskirche", sowie
Im 11. und 14, der römischen Ordines Mabillons11.

Mannigfache Namen führen die Altarschranken bei den griechischen
Schriftstellern. Sie heißen bei diesen Sixzva, flotVoxra, at^&ca, &<&Qa$, eoxoz, biäow\a,
xäyxeXXoi, xiyxXßix und xiiixlw™. Erst nachmittelalterlich ist die Bezeichnung
elxoröoraois (dxovooz&oiov), Ikonostasis. Alxiva werden die Altarschranken bei
Eusebius" genannt, &Qv<paxta bei Sozomenus'6, ofrj&ea. bei Pseudo-Germanus"
und Codinus*0, #<«ea£ bei Theophanes Kerameus in der Beschreibung der Peters-
kirche zu Palermo", Iqxos bei Paulus Silentiarius", it&axvXa bei Simeon von
Saloniki'3. Am häufigsten werden sie mit xiyxlides und mit dem aus dem Lateini-
schen entlehnten Namen xayy.eV.ot (xäyxMa) bezeichnet. KiyxXtSss heißen sie schon
bei Gregor von Nazianz", in der Catastasis des Synesius von Cyrene (ca. 413)" sowie
bei Theodoret von Cyrus'8. Belege aus späterer Zeit finden sich beispielsweise bei

* N. 13 (M- G. SS. IV, 729). ginn der Messe der Gläubigen entlassen wur-

* C. 33 (D. C. II, 80). den. Denn die ol ov üvvä/tevot rljg Ie@ä; listaoyfw

■ C. 9 und 12 (H. VII, 1086 1088). tQaaitys, welche aus den lSQal xeotfioXal aus-
1 C. 4 (1- c. 1212). geschlossen wurden, können nach dem Zu-
7 C. 8 (I. c. 1606). sammcnhang nur die Katechumenen sein, diese
' L. 2, c. 3 (M. 174, 1241). aber halten noch -viel weniger ihren Platz

■ L. 11, c. 16 CM. 188, 832). Vgl. auch. D. C. innerhalb der Altarschranken als die gläubi-
a. a. O. gen Laien,

1 "> Rat. 1. 1, c. 30, n. 35. " Hist. ecd. 1. 10, c. 4 CMg. 20, 868).

" Vgl. oben S. 256. " Hist. eccl. 1. 7, c. 25 (Mg. 67, 1496).

" Vgl. oben S. 258. " Mg. 98, 389.

'* N. 4 (M. 214, XVIII). » De saneta Sophia (Mg. 157, 625).

" N. 121 (AA. SS. 29. Juni; VII, 44-). » Hora. 55 (Mg. 132, 953).

" Ordo 11, n. 9; ordo 14, c. 105 (M. 78, 1029 M Descriptio s. Sophiae v. 712 718 CMg- ®'

1243). 2146 f.)

"Unter den legal neoißoXal bei " De sacro templo c. 136 (Mg. 155, 35); De

Johannes Chrysostomus Chom. 18 in 2 Cor. [Mg. divino templo n. 7 (1. c. 704).
61, 527)) sind nicht, wie man gemeint hat, die u Carmen ad episc. v. 70 (Mg. 37, 1233).

Altarschranken zu verstehen, sondern das Got- ls Mg. 66, 1592.

teshaus, aus dem die Kalechumenen vor Bc- " Hist. eccl. 1. 5, c. 17 (Mg. 82, 1237).
 
Annotationen