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2ö Zeichenapparate.

moschata L.) zeigen will, die Absicht erreicht, ohne daß das Schema trocken und lang-
weilig erschiene.

Wird der Bau eines Objektes an mehreren Schnitten demonstriert, so müssen die
einzelnen Zeichnungen erkennbar zueinander in Beziehung gesetzt werden. Ein gutes
Beispiel zweckmäßiger Behandlung bieten die Schemabilder des Spulwurmes (Ascaris) bei
Jammes. Von den drei Längsschnitten trifft der erste (Taf. 9, Abb. 1 A) die Mündungen
der Eiröhren und des Darmes, der zweite (Abb. 1 B) die Eiröhren und das Wassergefäß-
system, der dritte (Abb. i C) nur Darm- und Körperwand. Wie diese Schnitte orientiert
sein müssen, zeigt der Querschnitt 1 D, dessen Lage wieder an 1 B zu erkennen ist. Es
handelt sich also um eine Darstellung, wie sie an technischen Zeichnungen allgemein
üblich ist, die hier zweckmäßig an einem Naturobjekte angewandt wird.

Auch der deutschen Literatur fehlt es nicht an klaren und geschmackvollen Schema-
bildern. Vorbildlich ist z. B. Fritz Schaudinns schöner Längsschnitt durch den Körper
der saugenden Stechmücke {Culex pipiens), Arb. Kais. Gesundheitsamtes, Bd. 20, S. 410,
der in allen Einzelheiten gründlichste Kenntnis und geschmackvolle Behandlung zeigt.
Leider sind solche Leistungen nur selten und in der Literatur zerstreut. Die Sammlungen
von Schemabildern aber, die als Handreichungen für den Unterricht gedacht sind, ent-
täuschen anspruchsvollere Betrachter meistens.

Alles naturwissenschaftliche Zeichnen, das ins Gebiet des Ideographischen hinüber-
tritt, ist der Gefahr des Verfalles besonders stark ausgesetzt, Formen und Verhältnisse,
nicht mehr unmittelbar vor der Natur beobachtet, sondern übernommen und kopiert, ent-
arten rasch zur schnellfertigen, geschmacklosen Unform, die ihr Vorhandensein vergebens
mit Schlagwörtern, wie Vereinfachung und Typisierung, zu rechtfertigen sucht.

Ein gutes Schemabild kann, wie das realistische, immer nur vor der Natur ge-
wonnen werden und läßt den Weg, auf dem es entstanden ist, auf den ersten Blick erkennen.

Literaturverzeichnis beim Abschnitt Wandtafelzeichnen.

Zeichenapparate.

Die Zeichenapparate erzeugen das Bild, dessen Umrisse der Zeichner nachzeichnet,
entweder durch Linsen-, durch Prismenbrechung oder durch Spiegelreflexion. Die erste
Gruppe bilden die verschiedenen Formen der Camera obscura, die zweite die der Camera
lucida, die dritte die AßBEschen Apparate.

Das Prinzip der Camera obscura ist jedem, der sich mit der Photographie
beschäftigt hat, bekannt. Unsere Abb. 1 auf Tafel 10 zeigt eine schematische Zeichnung
der Bauart, die dem Zeichner die bequemste Arbeitsmöglichkeit bietet.

Ein lichtdichter, prismatischer Kasten hat an seiner Stirnseite einen verschiebbaren
Tubus, in dem sich die Objektivlinse befindet. Das Bild, das diese von dem Gegenstande
erzeugt, wird aber nicht, wie bei der photographischen Camera, auf eine Mattscheibe in
der Rückseite der Kammer geworfen, sondern von einem, im Winkel von 45 0 zur optischen
Achse stehenden Spiegel gegen eine horizontal liegende Mattscheibe reflektiert. Auf
 
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