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Das Zeichnen nach mikroskopischen Präparaten.

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ein unschön wirkendes Kleinmuster, deshalb hat man in der Kupferstichtechnik die Schraf-
fierungen stets unter spitzen Winkeln gekreuzt. Mit der Radiernadel lassen sich solche
Schraffuren auch zu klarer Wirkung bringen, in der Federtechnik wirken sie aber nicht
immer glücklich. Die beim Zeichnen verwendete Ausziehtusche trocknet zwar sehr rasch,
trotzdem kommt es vor, daß man im Arbeitsrausche über Striche hinwegschraffiert, die
nicht völlig trocken sind; mit dem Erfolge, daß der feuchte Papiergrund an den Kreuzungs-
stellen aufgerissen wird und häßliche, faserige Fleckchen entstehen. Auch der trockene
Strich steht leicht erhaben auf dem Papier, deshalb entstehen an den Knoten des Strich-
netzes, wo die Feder mehr Widerstand als auf der glatten Papierfläche findet, häufig kleine
Verdickungen, die die Klarheit des Tones stören. Ein Ausgleichen des Tones ist nur
durch Verdunkelung möglich. Man muß dann in die zu hell gebliebenen Stellen kleine
Strichelchen oder Pünktchen setzen. In den dunkleren Halbtönen wirkt eine einfache,
modellierende Parallelschraffur immer am besten. In den hellsten Tönen aber gibt die
feinere Oberflächenstruktur des Objektes stets die besten Fingerzeige für Form und Richtung
der Striche (Taf. 33).

Literatur.

Hempel, J., Schattenkonstruktionen. Mit 51 Textfiguren und 20 Tafeln. Dresden 1906.
Henning, H., Zur Ameisenpsychologie. Biolog. Zentralbl., Bd. 38, 1918, Nr. 5, s. 209 L

Kimmich, H., Die Zeichenkunst. Methodische Darstellung d. gesamt. Zeichenwesens. 1900. Zeichenschule,
Samml. Göschen.

Prang, Lehrgang für die künstlerische Erziehung unter besonderer Berücksichtigung des Naturzeichnens.

Herausgegeb. v. Verein deutscher Zeichenlehi er, bearb. von bürckner und elssner.
schlotke, ]., Lehrbuch der darstellenden Geometrie. 2. Schatten- u Beleuchtungslehre. 3. Aufl. Dresden 1900.
Stiehler, G., Beitrag zur Psychologie und Methodik des Zeichnens.
—• Psychologisch betontes Zeichnen. (In ,,Das Kind und die Schule".) Leipzig 1914.
Wunderlich, Th., Der moderne Zeichen- und Kunstunterricht.

Das Zeichnen nach mikroskopischen Präparaten.

Das mikroskopische Zeichnen gehört in seiner einfachsten Art durchaus in das
Gebiet des flächenhaften Zeichnens, nimmt aber trotz aller Erleichterungen, die Zeichen-
apparate und Färbemethoden gewähren, nur zu häufig Formen an, die an die Aufmerk-
samkeit, Urteilsfähigkeit und Selbstkritik des Zeichners die höchsten Anforderungen stellen.

Die Schwierigkeiten wachsen ungefähr in der Reihenfolge, in der die Abbildungen
der Tafeln 24 und 25 angeordnet sind, d. h. sie sind am geringsten, wenn bei einer scharfen
Einstellung des Tubus das mikroskopische Bild überall scharf bestimmte Grenzen zeigt;
sie nehmen bedeutend zu, wenn zum Erkennen aller Einzelheiten geringe Aenderungen in
der Einstellung vorgenommen werden müssen, und sind am größten, wenn die genaue
Form eines mikroskopischen Objektes aus mehreren Einzelbildern erkannt und aufgebaut
werden muß.

Der Grnnd dafür liegt in der Optik des mikroskopischen Apparates. Sie erzeugt
bei Anwendung schwächerer Vergrößerungen Bilder, die eine, wenn auch sehr beschränkte

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