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Reproduktionstechnik.

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durch die letzte ,,Reinätzung", die vom mehrfachen Decken zurückgebliebenen Stufen-
ränder an den Metallstegen entfernt. Gründlich reingeputzt, wird die Platte dann auf
einen genau rechtwinklig bestoßenen Holzklotz genagelt und damit das Klischee druck-
fertig gemacht.

Zu den größten Vorzügen der photomechanischen Reproduktion gehört die Leichtig-
keit und Genauigkeit, mit der sie Vergrößerungen und Verkleinerungen in jedem beliebigen
Maßstabe herzustellen gestattet. Indem der Photograph die Entfernung zwischen Original
und Linse einerseits, zwischen dieser und der aufnehmenden Platte andererseits ver-
ändert, kann er allen Anforderungen entsprechen. Daß trotzdem der Vergrößerung
gezeichneter Originale ziemlich enge Grenzen gesetzt sind, liegt darin begründet, daß es
nicht viele gibt, die eine stärkere Vergrößerung vertragen, ohne innere Schwächen zu
enthüllen. Die Meisterschaft eines Menzel in der Strichführung ist eben nicht jedem
Zeichner erreichbar.

Viel häufiger wird in der Praxis eine Verkleinerung der Originale, die dem
Strich größere Schärfe gibt, beliebt. Aber auch hier bringt die Ueberschreitung einer
gewissen Grenze Gefahr. Die Strichlagen werden bei der Verkleinerung immer enger
und fließen, da die Druckfarbe ihre Körperlichkeit nun einmal nicht aufgeben kann,
zuletzt zusammen.

Auch die feinen Striche der Originale leiden bei starken Verkleinerungen. Man
kann sich zwar jeden Strich sehr viel feiner, als er im Original ist, vorstellen, ihn aber
nicht ebenso fein drucken. Die druckenden feinen Grate der Platten können wegen der
Struktur des Metalls unter eine gewisse Feinheit nicht hinuntergehen, und könnten sie es,
so würden sie beim Drucken großer Auflagen sehr schnell leiden. So erklärt es sich,
wenn die feinsten Striche in Verkleinerungen entweder ausbleiben oder im Druck unver-
hältnismäßig stark werden und wenn in den Tönen die gefürchteten ,,ausgefressenen"
Stellen auftreten.

Man geht deshalb, auch wenn das Original allen vernünftigen Anforderungen ent-
spricht, mit der Verkleinerung nicht gern auf weniger als 3U—2/5 der linearen Original-
größe herunter.

Da reines Gelb in der Photographie fast schwarz erscheint, darf man kein gelbes
Papier, das immer stört, für Originalzeichnungen benutzen. Auch blaue Zeichentusche
ist ganz unzulässig, da schon mittleres Blau auf Photographien fast weiß wird. Die Tusche
muß auch in den feinsten Strichen und Punkten schwarz erscheinen.

Wer Strichzeichnungen nach Photographien herstellen muß, kann von der starken
photochemischen Reaktion des Blau gelegentlich auch Nutzen ziehen, indem er als Grund-
lage für die Tuschzeichnung eine Kopie auf Blaueisenpapier, wie es in bau- und maschinen-
technischen Büros benutzt wird, nimmt. Die Zeichnung kann auf diesem Papier mit Feder
und Tusche ganz durchgeführt werden. Bei der Reproduktion fällt das Blau vollständig
aus. Das Original wirkt also photographisch gerade so, als ob es auf weißes Papier
gezeichnet wäre.

Literatur.

Krüger, O., Die Illustrationsverfahren. Leipzig 1914.

Mosler, L. P., Die moderne graphische Reproduktion. Jena 1911.

Unger, A. W., Wie ein Buch entsteht. 2. Aufl. Leipzig 1909.
 
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