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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0024
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— 68 —

Bedürfniſſe zu genügen) der Gemeinde einen Schmuck zu ver-
ſchaffen, an welchem ſich noch die folgenden Geſchlechter erfreuen
werden. Wir wollen den obigen Satz durch einige Beiſpiele zu
erläutern ſuchen.
Eine Kirche hat ein Geläute von drei Glocken mit den
Tönen: F as b (re. fa . ſol). Dieſes Tonverhältniß iſt
mangelhaft, obgleich es noch lange nicht zu den ſchlechteſten ge-
hört, welche angetroffen werden. Eine dieſer Glocken zerbricht und
ſoll umgegoſſen, und dabei dem Geläute ein beſſeres Tonverhältniß
gegeben werden. Hier ſind verſchiedene Fälle möglich, in welchen der
angedeutete Zweck auf verſchiedene Weiſe erreicht werden kann.
a. Jſt von den fraglichen drei Glocken die größte (F) ge-
ſprungen, ſo kann das Geläute ganz regelmäßig gemacht werden,
indem man die neu zu gießende Glocke um einen halben Ton
höher ſtimmt als die früher, ihr alſo den Ton Ges gibt. Das
Geläute wird in dieſem Falle rein diatoniſch: Ges. As. B Ut.
re. mi.

c. Jſt endlich die zweite Glocke (g) geſprungen, ſo bleibt,
um ein gutes Geläute herzuſtellen, kein anderes Mittel übrig,
als mit der zerbrochenen Glocke auch noch eine der beiden un-
zerbrochenen umzugießen, und nur die beſte derſelben zu erhalten.
Wird die größte Glocke mit umgegoſſen, ſo müfſen die beiden
neuen Glocken die Töne ges und as bekommen, welche mit der
Glocke b zuſammen ein ſchönes diatoniſches Geläute bilden werden.
Wird die kleinſte Glocke mit der zerbrochenen umgegoſſen, ſo
müſſen die beiden neuen Glocken die Töne fis und gis bekommen,
welche mit dem Tone der conſervirten größten Glocke e dasſelbe
diatoniſche Tonverhältuiß ut.re. mi bilden.
Jn ähnlicher Weiſe muß in allen Fällen verfahren werden,
wo es gilt, durch Umgießen einer zerbrochenen Glocke ein Ge-
läute zu vervollſtändigen und dasſelbe zugleich in ſeinen Ton-
verhältniſſen zu verbeſſern. Jn den meiſten derartigen Fällen,
wo die Glocken eines Geläutes in einem unſchönen Tonverhält-
niſſe zu einander ſtehen, wird auch ſicherlich durch Umgießen
Einer Glocke — in allen ſolchen Fällen aber durch das Um-
gießen zweier Glocken das Tonverhältniß des Geläutes ſich cor-
rigiren laſſen, vorausgeſetzt, daß die übrig bleibende alte Glocke,
reſp. Glocken — an und für ſich gut beſchaffen ſind und rein
klingen. Jſt aber in einem ſolchen Falle der übrig bleibende
Theil des Geläutes an ſich nicht gut, haben die noch nicht zer-
brochenen Glocken einen ſchlechten Klang, dann wird man das
eingetretene Unglück in Glück verwandeln, wenn man ihm etwas
nachhilft und auch die noch unzerbrochenen ſchlechten Glocken in
Stücke ſchlägt, um endlich ein ſchönes und regelmäßiges Ge-
läute zu erhalten.

b. Jſt von den fraglichen drei Glocken die zweite (As) ge-
ſprungen, ſo wird es höchſt wünſchenswerth ſein, mit dieſer zer-
brochenen Glocke auch die dritte B umzugießen, den beiden zu
gießenden Glocken dann aber nicht die frühere Tonhöhe, ſondern
die Töne G und A zu geben, wodurch wiederum ein correctes
diatoniſches Geläute F. G. A Ut. re. mi entſtehen
wird.

(Schluß folgt.)

111. Miscellen.

c. Jſt endlich von den drei fraglichen Glockeu die dritte (B)
geſprungen, ſo wird es, vorausgeſetzt daß die beiden andern
Glocken noch gut ſind und ihr Tonverhältniß Fe. As rein
klingt, ſich empfehlen, die zerbrochene kleinſte Glocke durch einen
Zuſatz von Metall zur mittleren zu machen und ihr den Ton
G zu geben, wodurch das diatoniſche Geläute F . G . as
Re. mi fa herauskommen, und gegen das frühere Tonver-
hältniß dieſes Geläutes eine weſentliche Verſchönerung gewonnen
ſein wird. Könnte aber die Gemeinde die auf dieſe Weiſe ver-
urſachten größeren Koſten nicht erſchwingeu, ſo würde es ſich
empfehlen, der zerbrochenen Glocke beim Umgießen den Ton C
zu geben, wodurch das Geläute des weichen Dreiklangs F. as.
e herauskommen und gegen das frühere Tonverhältniß eine
weſentliche Verbeſſerung erzielt ſein würde. Sollte aber der Zu-
ſtand der noch unzerbrochenen zweiten Glocke in irgend einer
Weiſe unbefriedigend ſein, ſei es, daß ſie ſtark abgenutzt, oder
ihr Tonverhältniß zu der größten Glocke nicht rein wäre, ſo
müßte auch hier das oben bei b. angegebene Verfahren beobachtet
werden.

Naney. Die Kirche St. Epvre zu Nancy wird, nachdem
ſie reſtaurirt, nun auch mit Glasmalereien geſchmückt, deren
Ausführung drei bewährten deutſchen Künſtlern anvertraut wor-
den iſt. Schon vor einiger Zeit ſtiftete Kaiſer Franz Joſeph
von Oeſterreich ein Glasfenſter in die Kirche, iu welcher ſich
die Gräber der alten Lothringer befinden. Dasſelbe wurde nach
den Entwürfen von Klein und Fr. Schmidt in Wien in der dor-
tigen Glasmalerei-Anſtalt von Geiling ausgeführt und erfreute
ſich eines derartigen Beifalls, daß Hr. Drouillet, ein Geiſt-
licher, deſſen Händen der Ausbau der Kirche namentlich anver-
traut iſt, nun auch die weiteren vierzehn Fenſter bei den ge-
nannten Künſtlern beſtellt hat.

Jn einer anderen Kirche hat das dreiſtimmige Geläute bis
dahin das ſehr ſchlechte Tonverhältniß e .g. b (ſi .re fa)
gehabt. Eine dieſer drei Glocken zerbricht und ſoll umgegoſſen
werden. Dieſelbe darf um keinen Preis den nämlichen Ton
wieder bekommen, den die zerbrochene gehabt hat. Das Geläute
muß bei dieſer Gelegenheit durch Herſtellung eines anderen Ton-
verhältniſſes verbeſſert werden.
a. Jſt die größte Glocke (e) geſprungen, ſo geſtaltet ſich
die Sache ſehr einfach. Die neu zu gießende Glocke muß um
einen halben Ton tiefer klingen als die zerbrochene, muß alſo
den Ton es erhalten, und man hat ein regelmäßiges Geläute
mit dem harten Dreiklang es gg b.
b. Jſt die kleinſte dieſer drei Glocken (b) geſprungen, ſo
muß die neu zu gießende Glocke entweder den Ton h bekommen,
wodurch ein regelmäßiges Geläute mit dem weichen Dreiklang e.
g.h hergeſtellt wird; — oder die neu zu gießende Glocke
muß durch einen bedeutenden Zuſatz an Gewicht zur zweiten ge-
macht werden und den Ton fis bekommen, wodurch ein regel-
mäßiges diatoniſches Geläute aus der Moll-Tonleiter e. fis.g
hergeſtellt wird.

London. Schnorr von Karolsfeld iſt von dem Decanate der
St. Paulskirche in London mit Entwürfen zu Fenſtermalereien für
die genannte Kirche beauftragt worden. Letztere entbehrte bis jetzt
außer ihren plaſtiſchen Monumenten jedes künſtleriſchen Schmuckes.
Das größte der ſieben Fenſter enthält nach dem Schnorr'ſchen
Entwurf in ſeinem oberen Theile: Pauli Bekehrung, eine Dar-
ſtellung, in der Großheit und Bewegtheit, voll Kraft und dra-
matiſchen Lebens. Unterhalb dieſer Darſtellung befindet ſich ein
kleineres, dreigetheiltes Bild, deſſen größerer mittlerer Theil
den Beſuch des Ananias bei Paulus zeigt, während auf den
beiden Seitentheilen die Geſtalten der Stifter des Fenſters, die
des Herrn Thomas Brown und ſeiner Gattin, in kuieender Stel-
lung angebracht ſind. Trefflich ſtimmt der umrahmende architekto-
niſche Theil der Malerei mit den figürlichen Darſtellungen zu-
ſammen. Dieſes Fenſter iſt vor Kurzem in der münchener An-
ſtalt für Glasmalerei ausgeführt worden.

Verantwortliche Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg
 
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