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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0040
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Aſchenkrügen noch verſchiedentlich vorfindlichen kleinen weißen
Tauben es beweiſen. Jch habe zu Mainz, unweit dem
Kloſter Dahlheim eine Aſchenurne gefunden, welche keine Thrä-
nengläſer, keine Lampen bei ſich hatte; nur eine kleine weiße
Taube von weißer Erde war dabei begraben. Auf der
rothen gebrannten ſteinernen Platte war das Zeichen der XXJJ.
Legion eingedrückt. Man hat aber an dieſem Orte ſchon mehr-
mals dergleichen Tauben bei Todesurnen vorgefunden. Die
Lage und andere Geräthſchaften zeigen uns an, daß es Chriſten
waren, die hier begraben liegen.''
Es iſt uns allen wohl bekannt, daß die Chriſten gerade
in dieſer Gegend dieſes Symbol der Sittenreinheit und Sanft-
muth liebten, um die chriſtliche Eigenſchaft des Geſtorbenen,
des Reinen im Gegenſatze zum Unreinen auch noch im Tode
zu beglaubigen. Wir ſehen auf mehreren Trier'ſchen Jnſchriften
zur rechten und linken Seite des chriſtlichen Monogrammes oder
auch eines Oelbaumes die Taube eingeritzt.
Wir finden auch das gleiche Symbol zu Lunnern auf
einem Begräbnißplatze (Zürich), wo ihm alſo ſicher keine Be-
ziehung auf die Taubengöttin zukömmt und zwar auf einem
römiſch-keltiſchen Begräbnißplatze, wie die zugleich vorkommende
keltiſche und römiſche Beſtattungsweiſe nebſt den übrigen Fund-
ſtücken auf's beſtimmteſte nachweiſen.
Man fand Körper nach keltiſcher Art mit Kleidern und
Schmuckſachen, Waffen und Geräthſchaften beerdigt. Man fand
aber auch ſchön geformte römiſche Aſchenurnen, Pfennige und
Schalen aus terra sigillata und gerade neben ſolchen Aſchen-
urnen aus weißem Ton formirte Bilder von Tau-
ben, ganz von der gleichen Form, wie ſie bei Mainz ausge-
graben worden ſind. Hier kommen ſie neben Heidniſchbeſtat-
teten und Aſchenurnen vor; allein man darf da nicht vergeſſen,
daß die noch einzeln unter den Heiden Lebenden gleiche Erde
und gleiche Weihe des Begräbniſſes bekamen und bekommen
mußten. Vgl. Goldſchmuck und chriſtliche Symbole von Dr.
Ferdinand Keller in den Mittheilungen der antiquariſchen
Geſellſchaft in Zürich Bd. JJJ. Gelpke, Kirchengeſch. der Schweiz
J. Bd. S. 174. Die ſogenannte columba euehari-
stica war ſicherlich nichts anderes über den alten Altären
als die reine Gottesmutter Maria, was die ſpäten Sagen
und Legenden noch bezeugen. J. W. Wolf's Beiträge zur
deutſchen Mythologie 1857, JJ. Thl. S. 206 ff. (Kirchenſchmuck).

einen Goldſchmied, Orgelmacher, Uhrmacher und einen Schul-
meiſter. Der alte Text in Verſen gilt der Erklärung, was
jedes Monatſternbild bringe und auch Hausmittel in Menge.
Der Titel ,,mittelalterliches Hausbuch'' will uns nicht behagen,
da es mehr (und einſeitig frei!) das öffentliche Leben ſchildert,
als zum Gebrauche für's Haus und für die Familien war.
Die Ausſtattung iſt trefflich.
2. Hefner-Alteneck. Die Kunſtkammer des Fürſten Karl
Anton von Hohenzollern. 1 Lief. 7 Blätter geſt. color. München
bei Bruckmann. 4. Thl. Es erſchinen 12. Lieferungen.
Es wird hiemit eine der herrlichſten Kunſtſammlungen
Deutſchlands dem Publikum geboten. Jene kirchlichen und welt-
lichen Kunſtſachen nämlich, die im Schloſſe zn Sigmaringen
aufgehäuft ſind, werden hier vom rühmlichſt bekannten Herrn
Hefner⸗Alteneck iu trefflichen Abbildungen wiedergegeben. Wir
erblicken hier wunderſame Schmuckkäſtchen, emaillirte Altärchen,
Paxinſtrumente, Monſtranzen, Kelche, Ringe, Elfenbeinſchnitze-
reien, Stickereien, zahlloſe Zeugen der ungeheuren Produktivi-
tät und der tiefen Sinnigkeit der altkirchlichen Kunſt.
3. * Freiburg. Wie wir ſchon in Nro. 68 andeuteten
hat gleich andern katholiſchen Städten auch Freiburg dem
heil. Vater Pius I. zur Feier des Centenariums ein Weih-
geſchenk geboten — und wir können mit Freude ſagen ein eben-
ſo ſinniges als würdiges. Fromme Frauen und Jungfrauen
einigten ſich für ein kunſtleriſch auszuſtattendes Album, das
ſie mit Ausnahme der Randverzierungen ſelbſt ausführten. Eine
reich begabte Frau (v. Chr.) überſetzte die Bulle zur dog-
matiſchen Declarirungderunbefleckten Empfängniß
Mariä in ſehr gelungener Weiſe ins Alemanniſche; eine
kunſtgeübte Jungfrau A. Gr. ſchrieb die Ueberſetzung in goth-
iſcher Schrift mit verſchiedenen Farben auf Pergament in Quart-
format, woran man die Ausdauer und geſchmackvolle Ausführ-
ung in gleicher Weiſe bewundert. Sinnige und dem jeweiligen
Jnhalte der einzelnen Blätter entſprechende und ſehr gelungene
Randverzierungen, worunter auch unſer Münſterthurm und
das wohlgetroffene Bildniß des hochwürdigſten Herrn Erzbiſchofs
Hermann, lieferte dazu der rühmlichſt bekannte Maler Lutz in
Freiburg. Das Ganze wurde von der Künſtlerhand der Fräu-
lein H. v. B. mit zwei trefflich geſchnitzten Holzdecken verziert,
deren vordere Seite einen ſchönen Marienkopf mit der Jn-
ſchrift enthält: Tota pulchra es Maria et macula origina-
lis on est in Te. Auf der Rückſeite kennzeichnen den Zweck
des frommen und ſchönen Weihegeſchenkes die Worte: Beatam
me dicent omnes generationes, quia fecit mihi magna qui
potens est. Et ideo Te o virgo sine labe concepta beatam
dicit cum ceteris linguis
Alemanie quoque.
Ora pro nobis o Mater gratia plena.
Friburgi Brisgovias 1867.
Jndem wir den frommen Frauen und Jungfrauen für dieſe
ſchöne Gabe danken und ihnen Glück dazu wünſchen, ſind wir feſt
überzeugt, daß ſie den hl. Vater Pius JX. damit hocherfreuen
werden, indem ſie den großen Gedanken ſeines Lebens in ſo
ſinniger Weiſe vor ſeine ſchwer geprüfte Seele führten.

1V. Miscellen
Von deu jüngſt erſchienenen kunſthiſtoriſchen Werken machen
wir zu nächſt auf folgende aufmerkſam:
1) Mittelalterliches Hausbuch. Bilderhandſchriſt
des 15. Jahrhunderts mit vollſtändigem Texte und faeſimilirten
Abbildungen. Herausgegben vom germaniſchen Muſeum. Leipzig.
Brockhaus. 1866. Es iſt ein großes Verdienſt, das ſich das
germaniſche Muſeum erworben, dieſe Bilderhandſchrift, die
im Beſitze des Herrn Fürſten von Waldburg-Wolfegg ſich be-
findet, hier für das große Publikum zugänglich zu machen. Es
enthält dieſelbe in mitunter trefflichen Bildern (von Zeitblom?)
die Schilderung des ganzen häuslichen und öffentlichen Lebens
im 15. Säculum; man ſieht im Krieg und im Frieden die
Menſchen bei den Gewerben, Spielen, Beluſtigungen, man
beobachtet die Künſte des Friedens und die Mordwerkzeuge und
Operationen des Krieges. Alles iſt auf die 12. Monate ver-
theilt, die in Form ihrer Sternbilder oben angebracht ſich fin-
den. Auf Blatt 14. ſieht man eine Kapelle mit Betenden,
Bettler an der Pforte, ringsum Muſik und Tanz, wohl ein
Kirchweihnachmittag; auf Blatt 16. aber trifft man alle Künſte,
einen Maler (Madonna malend), einen Bildhauer (Grabſtein),

V. Correſpondenʒ
Für den ehristlichen Knnstverein sind folgende weitere Beitrâge ein-
gegangen: Aus dem ehrw. Gapitel Ottersweier durch Hrn. Stadtpfarrer
Pfeiffer zu Achern: Hr. Decan Henzler in Sasbaoh, ahresbeitrag
1fl. 15 r.; Fr. Kammerer Singer in Lauf dito 1 fl. 15 kr.; Er.
Decan Lender zu Schwarzach dto. 1. 15 Xr.; Hr. Stadtpf. Pfe i f-
fer zu Achern dto. 1 fl. 15 kr.; r. Pt. Ehrmann zu Otters-
weier, dto. 1 fl. 15 r.; Hr. Dee. Knob]auch in Bühl dto 1fl.
15 Rr.; Hr. Pf. Schleyer z Sandweier, dto. 1f. 15 Xr.
(Fortsetzuns folet.)

Verantwortliche Redaetion: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg
 
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