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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0045
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 71.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

November 1867.

J. leber die Mitwirkung der Elementarſchule zur
Hebung des Choralgeſanges.)

a) durch die Mitwirkung der Schulkinder in der Kirche wird
die gottesdienſtliche Erbauung erhöht.
b) für die Sänger des Choralchores iſt der Schulunterricht
eine gewiſſe Vorſchule.
Was den erſten Punct anbelangt, ſo iſt der Choral ſo ſchön
und erhaben, daß er, von einem Männerchore gut ausgeführt,
gewiß nie verfehlt, tiefen Eindruck zu machen. Seine Wir-
kung wird aber bedeutend geſteigert, wenn den tiefen Stimmen
auch hohe beigeſellt werden. Wie erhebend ein in dieſer Weiſe
zuſammengeſetzter, mit der nöthigen techniſchen Beſchulung aus-
gerüſteter Chor wirkt, hat ſich ſowohl auf den hieſigen Geſang-
feſten, als auch in denjenigen Kirchen gezeigt, wo durch die
Mühewaltung tüchtiger Lehrer Schulkinder mit dem Männer-
chore Wechſelchöre bildeten. Eben ſo hat ſich bei dieſen Unter-
nehmungen herausgeftellt, daß gewiſſe lateiniſche Choralgeſänge,
als: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus, die Geſänge
der Todtenmeſſe, Pſalmen, das Te Deum, die als Segengeſänge
vorkommenden Hmnen, die Antiphonen Regina coeli und
Salve Regina, und mehrere andere Stücke von der oberen Ge-
ſangelaſſe der Elementarſchulen ganz befriedigend erlernt werden
können.

Die Erzdiöceſe Köln beſitzt ſeit kurzer Zeit neue Graduale
und Antiphonale, welche zum allgemeinen Gebrauche vorge-
ſchrieben ſind. Dieſe Thatſache ermöglicht, daß von nun an
in der Betreibung des für den katholiſchen Gottesdienſt ſo wichti-
gen lateiniſchen Choralgeſanges mehr geſchehen kann, als bis-
her bei dem Mangel allgemein gültiger Bücher thunlich war.
Es möge daher jede Kraft, die zu dieſer würdigen Angelegen-
heit in Beziehung ſteht, ſich aufgefordert finden, fernerhin in
geſteigertem Maaße thätig zu ſein. Das geſtellte Thema legt
mir nicht auf, das Wirken ſämmtlicher Factoren zu beſprechen;
ich habe es blos mit der Elementarſchule zu thun.
Ehe ich darauf eingehe, in dem weiten Gebiete des Chorals
das Bereich zu bezeichnen, welches der Thätigkeit der Schule
am zugänglichſten iſt, möge die Vorfrage zur Beantwortung
kommen, ob dieſe Anſtalt ſich auch wirklich mit dem in Rede
ſtehenden Gegenſtande zu beſaſſen habe.
Es iſt einleuchtend, daß das Gedeihen des Kirchengeſanges
von ſeiner Pflege in der Schule abhängt. Allerdings iſt in
letzterer zunächſt der deutſche Kirchengeſang zu berückſichtigen.
Aber auch der lateiniſche wird mit in den Kreis der Uebungen
gezogen werden müſſen; denn er iſt einmal unſer feſtſtehender
liturgiſcher Kirchengeſang, und dann bedarf ſeine, im Allge-
meinen immer noch unerbauliche Ausführung, herrührend zu-
meiſt von dem Mangel geſchulter Sänger**), dringend Ab-
hilfe. Man wird nicht einwenden können, daß mit dem Choral
der Schule ein neuer Unterrichtsgegenſtand gegeben werde; denn
er bildet ja in dem ſchon vorhandenen Lehr-Objecte ,,Geſang''
nur einen Wechſel im Uebungsmaterial.
Für die Betheiligung der Schule am Choral ſprechen fol-
gende zwei Puncte:

Was den zweiten Punct betrifft, ſo iſt einestheils der Kin-
dergeſang, wenn er ſo iſt, wie er ſein ſoll, in der Kirche das
beſtändige Muſter, und anderentheils bildet und erſetzt ſich der
Choralchor in der Regel aus den ehemaligen Zöglingen der
Ortsſchule.
Die in den Chor eintretenden Sänger, welche früher Unter-
richt im Choral gehabt, ſind von vorn herein ſchon auf eine
Reihe von Stücken vorbereitet, und ſie werden dann, bereits an
die eigenthümliche Ausführung des Chorals gewöhnt, bei fort-
geſetzter verſtändiger Leitung auch das Uebrige nach und nach
in erfreulicher Weiſe ſingen lernen. Wird dieſer Weg einge-
ſchlagen und unabläſſig verfolgt, ſo hat die Praktik des Chorals
eine geregelte, feſte Grundlage und mit derſelben eine erbaulichere
Eigenſchaft gewonnen. Natürlich kann dies nur unter der Be-
dingung geſchehen, daß dem Wirken des ſachkundigen Lehrers
auch die übrigen Einfluß ausübenden Umſtände, zu welchen
ganz beſonders das Orgelſpiel gehört, günſtig zur Seite ſtehen.
Treibt man dagegen in der Schule keinen Choralgeſang, ſo macht

*) Aus einem Vortrage des Muſikdireetor Toepler zu Brühl. (Or-
gan für chriſtl. Kunſt Nr. 21.)
**) Daß beim Vortrage des lateiniſchen Chorals auch das Orgelſpiel
in hohem Grade in Betracht kommt, und zwar nicht bloß bezüglich der
harmoniſchen Begleitung und Regiſtrirung, ſondern auch in Hinſicht der
gewandten Ausführung des eigenthumlichen Rhythmus, verſteht ſich von ſelbſt.
 
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