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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 7.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.7148#0009
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Chriſtliche

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Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 74.

Domine dilexi docorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Februar 1868.

J. Das heraldiſche Münſter.
I. Beitrag.

Notizen über die Wappen an den Sockeln der
Apoſtel-Statuen an den Säulen im Münſter zu
Freiburg.

einem bezinnten Thurm auf einer Zinnenmauer. Dieſes Wappen
führen z. B. die Ritter Thurner oder vom Thurn, ebenfalls
Patrizier der Stadt Freiburg, welche hinter der Pfarrkirche in
der Wiehre eine Burg gehabt haben ſollen, und die Barrer,
vielleicht auch Patrizier hieſiger Stadt. (Schreiber a. a. O. J.
2. Abtheilung. Taf. VJ. der Münzen und Siegel Fig. 19.
und JJ. 1. Abtheilung. Taf. VJJ. Fig. 13.) An der gleichen
Säule auf der der Kanzel zugewendeten Seite iſt die Statue eines
Apoſtels, der ein Kreuz mit beiden Händen hält. Der Sockel
trägt einen Schild mit einem Schrägbalken. Auf dem Schild
ruht ein Helm mit einer runden Scheibe, an welcher außen
mehrere Schwungfedern hervorſtehen, als Helmzierde und einer
Helmdecke. Dieſes Wappen kann wegen der Helmzierde nicht
das badiſche ſein trotz der Aehnlichkeit des Wappenbildes. (Wem
es angehörte, iſt noch nicht ermittelt worden.)
Die folgende 5. Säule iſt geziert mit der Statue des hl.
Jakobus major in bekannter Pilgertracht, an deren Sockel ein
Schild mit dem Rabenkopf angebracht iſt. Dieſer Raben- (oder
richtiger Adlers-) Kopf erſcheint auf den Stadtmünzen oder ſog.
Rappenpfennigen und iſt aus Mißverſtändniß oder Verwechslung
mit dem Adlerskopf oder ganzen Adler, welcher auf den älteſten
und neuern Stadtmünzen abgebildet iſt (Schreiber a. a. O. J.
1. Abtheilung Taf. J. oben und J. 1. Abtheilung. Taf. VJJJ.)
oder durch eine Art Verkürzung aus demſelben entſtanden.
Die Sockel der übrigen ſechs Säulen — die Kanzelſäule
hat keine Statue auf der Evangelien- und Epiſtelſeite, wie
auch die an beiden Wandpfeilern am Chorbogen und neben dem
Haupteingange haben keine Wappenſchilde ſondern es ſind ent-
weder tragende Engels- und Thiergeſtalten angebracht oder die
Sockel ſind ganz ohne ornamentalen Schmuck.
Zum Schluß iſt noch eine Bemerkung zu machen in Bezug
auf den Adler an dem Sockel der Apoſtel-Statue an der 6. Säule
auf der Epiſtelſeite zunächſt dem Haupteingang. Dieſer Adler
iſt nicht als ein Wappenbild anzuſehen, weil er nicht in einem
Schild eingeſchloſſen iſt und nicht die heraldiſche Stellung hat,
indem der Kopf nach vorn, ſtatt nach der rechten oder linken
Seite (in heraldiſchem Sinne) gerichtet iſt. Er entſpricht da-
her nur den übrigen Engels- und Thiergeſtalten. Der Adler
der Grafen von Freiburg, unter deren Regierung im Laufe des

Unter den vielen heraldiſchen Darſtellungen im hieſigen
Münſter ſind auch die an den Sockeln der Apoſtel-Statuen der
Säulen des Langhauſes bemerkenswerth.
Es ſind übrigens unter den zwölf Säulen nur fünf, an
welchen die Sockeln der Statuen mit Wappen geziert erſcheinen.
Dieſe Wappen werden hier uachfolgend näher beſchrieben. Auf
der rechten oder Evangelien-Seite tragen die Sockeln der 2. 3.
4. Säule, vom Chor angefangen, den Schmuck von Schilden
mit Wappen-Figuren. An der 2. Säule iſt ein Apoſtel mit
einem offenen Buch in der rechten Hand, die linke iſt leer.
Auf dem Schild am Sockel erſcheint ein vierſpeichiges Mühl-
rad. Ein ſolches Rad iſt z. B. das Wappen der ehemaligen
freien Reichsſtadt Mühlhauſen im Oberelſaß. Ein Rad führen
ferner im Wappen z. B. die Ritter v. Tüßlingen, Gültlin, Spör-
lin und Colmar, welche wahrſcheinlich zu den Patrizier-Familien
oder ,,Geſchlechtern'' der Stadt Freiburg gehörten. (Freiburger
Urkundenbuch von Schreiber JJ. 1. Abtheilung Taf. VJJ.
der Münzen und Siegel Fig. 3. 4. 5. und 6.)
Der Sockel der Statue des hl. Andreas mit dem Schräg-
kreuz in den beiden Händen haltend an der 3. Säule iſt geziert
mit einem Schild, in welchem der Querbalken, das Wappen der
Herzoge oder Erzherzoge von Oeſterreich, der ehemaligen Landes-
herren im Breisgau, erſcheint. Der Sockel der Statue des
hl. Bartholomäus mit dem Meſſer in der rechten Hand an
der 4 Säule führt im Schild den Schrägbalken, das Wappen
der Markgrafen von Baden und Hochberg, welche Landgrafen
im Breisgau waren.
Nun kommen wir auf die entgegengeſetzte oder Epiſtel-Seite.
An der 4Säule, vom Chor aus, zunächſt nach der Kanzel-
ſäule erſcheinen zwei Statuen, und zwar nach Vornen die
Statue eines Apoſtels, der eine Stange ähnlich einem abgehaue-
nen Aſt in der rechten Hand hält und ein Buch in der Linken
(H. Jakobus minor?). Der Sockel trägt einen Schild mit
 
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