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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 7.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.7148#0033
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 80.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Auguſt 1868

J.,,Er iſt auferſtanden''::
fünfzehn Zeichnungen von Joſeph Ritter von
Führich in Wien, in Holz geſchnitten von Gaber
und Oertel.
Was der gebildete Kunſtfreund an erhabenen Jdeen in des
obengenanten Meiſters Buch: ,,Ueber die Kunſt'' geleſen und
geiſtig in ſich aufgenommen, das ſieht er in dieſen Blättern
realiſirt: den Triumph des Geiſtes über das Körperliche und
Natürliche.
Da der Raum es nicht geſtattet, den Künſtler ex pro-
fesso in ſeiner Welt- und Kunſtanſchauung in der Weiſe
zu beleuchten, wie es eigentlich zum gehörigen Verſtändniß ſei-
ner Kunſtproductionen im Ganzen unumgänglich nöthig, be-
ſchränken wir uns darauf, in dieſen Zeilen eine kurze Wande-
rung durch die ſchönen Blätter, wie ſie vor uns liegen, zu
machen.

Die jungfräuliche Mutter, geſtützt von Maria Magdalena und
dem heil. Johannes reihen ſich unmittelbar an die Träger des
Leichnams Chriſti. Die andere Maria, tief betrübt und wei-
nend, bildet den Schluß der herrlichen Gruppe. Jm Hinter-
grund erheben ſich drei Kreuze auf Golgatha im Glanz der
untergehenden Sonne.
Das zweite Blatt ſtellt die Beſiegelung des Begräbnißſtei-
nes des Erlöſers vor, ein originelles Bild jüdiſcher Aengſtlich-
keit; und links die römiſche Ehrenwache des Synagogenraths,
rechts eine Anzahl verſchmitzter Phariſäer, voll Argwohn, ge-
miſcht mit Hohn, theilnehmend an dem Werke der Verſiegelung.
Das dritte Blatt veranſchaulicht uns die Worte: Wahr-
haftig, dieſer Menſch war Gottes Sohn (Mark. XV. 39.)
Alſo ſpricht der römiſche Hauptmann, den der Künſtler in tiefe
Betrachtung verſunken in dieſem Bild vor den feſt verſiegelten
Grabſtein geſtellt; ein größerer Hund als Mitwächter zu ſeinen
Füßen. Rechts im Vordergrunde ſchreitet der wachhabende
Poſten in gemeſſenem Gang auf und nieder. Jm Mittelgrunde
liegen ſeine Kameraden um das Wachfeuer herum, die ernſten
Ereigniſſe des Tages erzählend. Jm Hintergrund erhöht der
aufgehende Vollmond von einzelnen Streifwolken durchzogen,
die ernſte Stimmung des Ganzen, als wollte er als ſtummer
Zeuge die ahnungsvollen Worte des Hauptmanns beſtätigen.
Das vierte Blatt behandelt den Text: Jn dieſem Geiſte
ging Er hin und predigte den Geiſtern in den Gefängniſſen.
(J. Pet. 3. 19). Der Heiland erſcheint hier in Mitte des Bildes,
umgeben von Engeln mit den Leidenswerkzeugen, in predigender
Stellung den ſiebenköpfigen apokalyptiſchen Drachen zertretend:
er verheißt in der Vorhölle (limbus patrum) den Vorältern
und Altvätern das große Erlöſungswerk. Sehnſuchtsvoll blicken
die Vertreter der für das Chriſtenthum reifen Menſchheit auf
Chriſtus, von Engelſchaaren umgeben.
Das fünfte Bild mit dem Motto: ,,Jn Jhm war das Leben''
(Joh. 1. 4.) verſetzt uns in das Jnnere der Grabeshöhle, ehe
ſie für die Zeugen der Auferſtehung geöffnet iſt. Jn herr-
lichem Strahlenkranze erhebt ſich der Heiland vom Grabeslager,
,,abſchüttelnd den Staub der Sterblichkeit.'' Er befiehlt dem
Engel, den Grabesſtein hinwegzuwälzen, daß aus ihm hervor-
gehe das in Chriſto der Menſchheit wiedergeſchenkte Leben einer

Wir beginnen mit dem Titelblatte und folgen zum Theil
der geiſtreichen Erklärung Führichs ſelbſt.
,Jn einem kapellenartigen Raum ſitzt auf einem Sarko-
phage der Auferſtehungsengel, die Rechte gleichſam zur Be-
ſtätigung ſeiner Worte, die als Ueberſchrift der Bogen trägt,
erhebend, die Linke auf die Bibel geſtützt. Auf dem Sarko-
phage in Reliefform die Geſchichte des Todes, Sündenfall und
Verurtheilung des Menſchen durch Gott. Der obere Raum
zeigt einige altteſtamentariſche Vorbilder der Auferſtehung und des
Sieges über Tod und Hölle: den Samſon, wie er den Löwen
zerreißt, und die Thore der Stadt Gaza, die ihn gefan-
gen hielten, auf die Berge trägt; ferner David, der das
Haupt des erſchlagenen Goliath zeigt, und endlich den
Propheten Jonas, der aus dem Bauche des Fiſches wieder
an's Land kömmt. Links vom Sarkophage ſteht trauernd der
Todesengel mit der umgekehrten erlöſchenden Fackel, das Bild
der Troſt- und Hoffnungsloſigkeit des Heidenthums, rechts
erhebt prieſterlich gekleidet ein Engel die flammende Oſterkerze.
Dies iſt der ſmboliſche Theil des vorliegenden Werkes.
Das erſte Blatt ſtellt die Grablegung Chriſti dar nach
Joh. XX, 41, 42. Joſeph von Arimathea und Nikodemus
denen ein Fackelträger vorausgeht, tragen mit zwei Jüng-
lingen die heilige Leiche des Erlöſers zum neuen Grabe.
 
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