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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 7.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.7148#0013
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 75.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

März 1868.

Jm Augenblicke, wo dieſe Blätter ausgegeben werden ſollen, erſchallt die Trauer-
kunde, daß es dem Allmächtigen gefallen unſern hochwürdigſten Oberhirten, Seine Excellenz
den Erzbiſchof H. von Vieari von dieſer Erde abzurufen. Das große Herz des Verewigten
nahm auch an unſern beſcheidenen Bemühungen für die Ehre Gottes und ſeiner Kirche einen
ehrenden, in heiligem Gedächtniß zu hewahrenden Antheil. Möge der verklärte Geiſt von
den Höhen des ewigen Friedens fürder ſegnend auf uns herabſchauen!

l. Die Kapelle des heiligen Grabes zu Conſtanz.

bung liegt uns nicht vor. Die Abſicht des folgenden Aufſatzes geht
darauf, die Aufmerkſamkeit auf das ältere Bauwerk hinzuleiten,
an deſſen Stelle, nach Verlauf von etwa drei Jahrhunderten,
die fragliche Kapelle getreten iſt.
Das ältere Bauwerk war eine Gründung des hl. Konrad,
welcher den biſchöflichen Stuhl von Conſtanz vom J. 955 bis
zum J. 976 einnahm. Unſere Nachrichten über die Thätigkeit
dieſes Biſchofs ſchöpfen wir aus einer anderthalb Jahrhundert
ſpäter, auf Veranſtaltung eines ſeiner Nachfolger, des Biſchofe
lrich (1116 1127), durch Udalskalk, Mönch zu St
Ulrich und Afra in Augsburg, niedergeſchriebenen Lebensbe-
ſchreibung, welche, zu dem Zwecke, die Heiligſprechung Konrad's
bei dem Papſte Calixtus JJ. zu erwirken, abgefaßt, uns einen
rhetoriſchen Panegyrikus vorlegt, welcher für die hiſtoriſche For-
ſchung die wünſchenswerthe Belehrung nicht gewährt. Wir
erfahren daraus, daß Biſchof Konrad ſich um die Domkirche
ſelbſt große Verdienſte erwarb, und daß drei andere Kirchen zu
Conſtanz von ihm erbaut und dotirt wurden. Zu dieſen ge-
hörte eine dem hl. Mauritius geweihte Kapelle, bei welcher
nicht weniger als zwölf Kleriker angeſtellt wurden. Jn der
Mitte dieſer Kapelle ließ der Biſchof eine aus Gold und Sil-
ber zuſammengefügte Nachbildung des Grabmales des Heilandes
zu Jeruſalem aufſtellen.
Die berichteten Unternehmungen des Biſchofs Konrad waren
von den Zeitereigniſſen begünſtigt, welche überhaupt, von dem
Ausgang des X. Jahrh. an, die Wiederbelebung der bildenden

An der nordöſtlichen Ecke des Kreuzganges, oſtwärts
oberhalb des ſüdlichen Seitenſchiffes des Domes zu Conſtanz
erhebt ſich ein zierliches Denkmal der Architektur des dreizehn-
ten Jahrhunderts — die nach dem hl. Mauritius benannte
Kapelle, eine Rotunde mit geradgeſchloſſenem Chor, ſpitzbogigem,
rippenloſem Kreuzgewölbe. Dieſer Bau, welcher im J. 1560
eine gänzliche Reſtauration erfuhr, umſchließt in ſeinem Jnneren
ein thurmartiges, durchbrochenes Zwölfeck, die Kapelle des hl.
Grabes, in deſſen Mitte der Sarg des Heilandes geſtellt iſt.
Am Aeußeren zeigt uns die im J. 1832 gefertigte Abzeichnung
des Malers Nik. Hug auf den Eckſäulen in 3' hohen Statuen
Darſtellungen der Verkündigung, der Geburt Chriſti und der
Anbetung der Könige. Zwiſchen den mit Krabben und Kreuz-
blumen verzierten Giebeln, welche die Bedachung umgeben, ſind
die Statuen der zwölf Apoſtel auf Sockeln erhöht. Ein weit
größerer Kunſtwerth, als dieſen Werken zugeſprochen wird, die
für mittelmäßige Arbeiten des XJV. Jahrh. ausgegeben werden,
wird den Leiſtungen zugeſtanden, womit die Sculptur, gleichzeitig
mit dem Ausbau der Kapelle, das Jnnere verziert hat. Hier
ſieht man die drei Marien, welche Spezereien einhandeln, die
ſchlafenden Wächter am Grabe des Herrn, dann den Engel,
hwelchem die drei Frauen ſich nähern.
Aus eigener Anſchauung können wir über das betreffende
Denkmal nicht berichten; eine ganz genaue, ausreichende Beſchrei-
 
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