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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 7.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.7148#0049
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Chriſt liche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 84.

Domine dilexi docorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Dezember 1868.

Die beiden Criklinien des Papſtes ſeo JJJ. in dem
lateraniſchen Palaſte zu Rom.

rechter Seite zunächſt ſich befindet, hat mit ſeiner Rechten be-
reits den Zipfel ſeines Obergewandes emporgezogen, gleichſam
als wolle er die befohlene Reiſe ungeſäumt antreten. Mit der
Linken hat Petrus einen Schlüſſel und ein hochragendes Kreuz
erfaßt, wodurch er als der Zugführer der heiligen Schaar be-
zeichnet wird. ) Aus den Wolken, welche auf der Zeichnung
des Alemanni angedeutet ſind, wird wahrſcheinlich eine Hand,
das Sinnbild der Machtvollkommenheit Gottes des Vaters,
auf das Haupt des Heilandes hingewieſen haben. 3)
Der Dichter Sedulius hat ſich die Freiheit genommen,
die Anweiſungen, welche der Heiland vor ſeiner Himmelfahrt
den auf dem Berge in Galiläa verſammelten Jüngern ertheilte,
mit der Abſchiedsrede zu combiniren, welche bei dem letzten
Abendmahle zu den Jüngern geſprochen wurde und worin es
heißt: ,,Meinen Frieden laſſe ich euch, meinen Frieden gebe ich
euch; nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt, euer Herz werde
nicht unruhig, es zage nicht!)
Inde soquenda docens, Pacem omnes, inquit, habete,
Pacem ferte meam, pacem portate quietam,
Pacem per populos monitis dispergite sanctis,
Et mundum vacuate malis: gentesque vocari
Finibus e cunctis, latus qua tenditur orbis,
ussis mando meis, omnesque in fonte lavari. )
Die Vermuthung liegt nahe, dieſe Stelle des Dichters habe
dem Urheber unſeres Moſaik-Gemäldes vorgeſchwebt, das eben-
falls die in den beiden Reden des Heilandes ausgeſprochenen
Vorſchriften zuſammengefaßt hat. Auch eine and're, bildlich
ausgedrückte Jdeen-Aſſociation, die das Kunſtwerk verräth, läßt

Das Hauptbild, zu welchem nach meiner Anſicht die
kleineren Darſtellungen in genauer Beziehung ſtehen, iſt zwar
in neueſter Zeit von Platner,) Kugler?) und Gregoro-
viuss) gelegentlich beſprochen worden; allein der Zuſammen-
hang der verſchiedenen Darſtellungen iſt in dieſen anerkennungs-
werthen Bemühungen nicht zur Verhandlung gebracht worden.
Der Gegenſtand des Hauptbildes iſt dem Evangelium des hl.
Matthäus entnommen (28, 16 ff.) wo erzählt wird, daß nach
ſeiner Auferſtehung der Heiland den elf Jüngern auf einem Berge
in Galiläa erſchien, wohin er ſie beſchieden hatte. Hier er-
theilte er ihnen den Auftrag, alle Völker zu unterweiſen und
zu taufen, und verhieß ihnen, bei ihnen zu ſein bis zum Ende
der Welt. Die betreffende Rede des Heilandes verzeichnet
die Jnſchrift mit den Worten des Evangeliſten: Euntes
do cete (omes gentes) Vaptizates eos in no-
mine Patris et (Filni) et Spiritus Sanoti: et
e oce ego voViscum sum omnibus diebus usque
(a d co summatioem saeculi.)
Jn der Mitte des Gemäldes erblickt man den Heiland, auf
einem Felſen ſtehend, welchem vier Ströme entquellen. Die
rechte Hand iſt mit der Geberde des Segnens emporgehoben;
die linke hält ein geöffnetes Buch, in welchem die Worte Pax
vobis zu leſen ſind.) Die Farbe der Tunica iſt von einem
dunkeln Violett; die des Pallium iſt roth. Die Apoſtel, deren
Häupter von Heiligenſcheinen umgeben ſind, ſind mit weißen,
von rothen Streifen durchzogenen Tuniken bekleidet. Den eben-
falls weißen Obergewändern ſind, wie es öfters auf den alt-
chriſtlichen Moſaiken vorkömmt, unterſchiedliche Buchſtaben ein-
gewebt, in Betreff deren ſich noch keine genügende Deutung
hat finden laſſen. Petrus, welcher dem Heilande an deſſen

) Zu vergleichen iſt die poetiſche Verherrlichung des Apoſtels in
dem Gedichte des Drakontius De Leo. Lib. JJJ. V. 217. sq.
Petrus apostolieo digne subnixus bonors,
Discipnlus Domini, erucis almae signifer et dux
Gentibus innumeris positus sub lege fideli,
Retia post pelagi vilissima piscis aquosi
Praeco Dei solus et veei dogmatis index,
Janitor aethereus, vel primns in orbe sacerdos.
) Angedeutet iſt wohl die Wolke, welche den Heiland bei ſeiner Himmel-
fahrt vor den Augen der Jünger aufnahm. Aet. Ap. J, 9.
) oo. XIV, 27.
) Oarm. Paseb. L. V. v. 416 sqg.

) Beſchreibung der Stadt Rom Bd. JJJ. Abth. I. S. 551,
) a. a. O.
) Geſch. d. Stadt Rom. Bd. JJ. S. 513.
) Als die Zeichnung genommen wurde, waren die Köpfe des Heilan-
des und der zwei zur linken Seite ihm zunächſt ſtehenden Apoſtel bereits
zerſtört.
 
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