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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 7.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.7148#0045
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Chriſt liche

Kunſtblälter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 83.

Domine diloxi decorom domus tuae. Ps. 25, 8.

November 1868.

Die beiden Triklinien des Papſtes eo JJJ. in dem
lateraniſchen Palaſte zu Rom.

wegs mit denjenigen zuſammenſtimmen, welche der Grundriß
desſelben, den Alemanui uns vorlegt, in ganz beſtimmter Weiſe
angibt. Auch paßt die bauliche Beſchreibung, welche Anaſtaſius
von dem ,,Größeren'', durch drei Apſiden ausgezeichneten Trik-
linium liefert, keineswegs auf den ſog. Concilienſaal, welchem
nur Eine Tribüne an der nördlichen Schmalſeite gegeben iſt.
Daß zwei überaus bedeutende Anlagen von ganz verwandter
Beſtimmung in ſo geringer Entfernung von einander nicht ohne
hinreichenden Grund um dieſelbe Zeit errichtet wurden, kann
mit völliger Gewißheit vorausgeſetzt werden. Erwägt man, daß
die eine in directer Verbindung mit der Kirche gebracht, die
and're den päpſtlichen Wohngebäuden nahe gerückt iſt, ſo drängt
ſich die Vermuthung von ſelbſt auf, die eine werde hergeſtellt
worden ſein zum Behufe feſtlicher oder anderweitiger Ver-
ſammlungen, bei welchen ein kirchlicher Charakter vorwaltete,
die andre werde vorzugsweiſe für ſolche Verſammlungen ge-
gründet worden ſein, bei welchen mehr weltliche oder ſtaatliche
Rückſichten in's Auge gefaßt wurden.
Die beiden Triklinien ſollten gewiß an die Stelle der gleich-
artigen, in beſchränkterem Maaße ausgeführten Anlagen treten,
welche uns als Gründungen der Päpſte Theodor (641— 646)
und Zacharias (742 — 753) bezeugt ſind. Der Concilienſaal
iſt ein oblonges, von N. nach S. gerichtetes Gebäude, an deſſen
nördliche Seite eine weite Tribüne ſich anſchließt. Von dem
am ſüdlichen Ende befindlichen Eingange läuft ein Wandelgang
aus, welcher, um die öſtliche und ſüdliche Seite des Palaſt-Hofes
umbiegend, die zu dem andern Triklinium führenden Zugänge
erreicht. Daß innerhalb desſelben feſtliche Gaſtmähler began-
gen wurden, iſt aus der Jnſchrift zu entnehmen, welche an
dem innerhalb der Niſche umlaufenden Frieſe zu leſen war und
von Panvinius) mitgetheilt worden iſt: Deus cujus dex-
tera beatum Petrum ambulantem in fuuetibus
ne ergeretur ereXit, et coapostolum ejus
Paulumter naufragantew de profundo pela gi
liberavit; tua deta d e Xtera p rotegat do mum
istam, et omnes fideles convivates qui de

Der bedeutende Aufſchwung, welchen, in Folge der
geſicherten Zuſtände nach außen und des gehobenen Wohlſtandes,
die Kunſt in Rom gegen Ende des VJ und zu Anfang des
X. Jahrhunderts gewonnen hatte, wird von den zahlreichen
und prachtvollen Neubauten und Reſtaurationen bekundet, welche
unter dem Pontificate Leo's JJ. ausgeführt wurden. Die
folgenden Mittheilungen haben die beiden Triklinien zum Ge-
genſtande genommen, von welchen das eine unmittelbar bei dem
ſüdlichen Seitenſchiffe der Baſilike des Lateran gegründet und
durch einen Treppengang mit dieſer verbunden war, das andere
an der weſtlichen Seite des Palaſt-Hofraumes ſich befand. Die
auf uns gekommenen Nachrichten laſſen ſchließen, daß beide An-
lagen weſentlich den gleichen Zwecken gewidmet waren. Jnner-
halb derſelben wurden bei kirchlichen Veranlaſſungen Feſtmahle
begangen; dieſelben wurden weiter für gerichtliche Verhandlun-
gen und für die Abhaltung von Concilien beuutzt. Der Biblio-
thekar Anaſtaſius, der zwar an unterſchiedlichen Stellen
ſeiner Lebensbeſchreibungen der Päpſte dieſe Gebäude erwähnt,
uns aber keineswegs eine ſo vollſtändige Belehrung darüber mit-
theilt, wie wir ſie wünſchen möchten, gibt dem einen derſelben den
Beinamen des ,,größeren''. Dieſe Bezeichnung hat Onuphrius
Panvinius af das erſtere, Nik. Aleman ni dagegen auf
das letztere beziehen zu müſſen geglaubt. Ziehen wir den Plan
des lateraniſchen Palaſtes zu Rathe, welchen der Architekt
Francesco Conti theils nach älteren Zeichnungen, theils nach
mündlichen Ueberlieferungen angefertigt hat, und welcher dem
Werke Ciampini's über die vou Conſtantin d. Gr. errichteten
kirchlichen Gebäude beigegeben iſt, ſo ſcheint das mit der Kirche
ſelbſt in Verbindung ſtehende Triklinium, welches, nachdem es
vom Papſte Eugen JV. für die Verſammlungen der Concilien
eigens beſtimmt wurde, den Namen ,,Sala del Concilio'' führt,
das andere Triklinium an räumlicher Ausdehnung zu übertreffen
und inſofern den Namen ,,das Größere'' zu rechtfertigen. Allein
die Maßverhältniſſe, welche demſelben von dieſer Zeichnung geliehen
werden, erregen unſer Mißtrauen, weil die Maße, welche dar-
aus für das andere Gebäude abgeleitet werden können, keines-

) De praecipuis Drbis Romae sanctioribusque dasilicis. Romae 1570.
p. 183.
 
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