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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 7.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.7148#0053
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— 140 —

ſt aſius hebt ferner die künſtliche Geſtaltung des Marmor— ſich ſowohl an der Niſche, wie an dem Schiffe vorbei und wer-
Fußbodens hervor; weiter die Säulen aus Porphyr und aus den die prachtvolle Dekoration der Wände, des Bodens
weißem Marmor, endlich die Moſaik- Gemälde, mit welchen die und der Decke mit einer reichen Fülle des Lichtes übergoſſen
Apſiden geſchmückt waren. Säulenſtümpfe von pariſchem Mar— haben. Die Eingänge, vier an der Zahl, befinden ſich an der
mor ſah noch Alemanni aus der von den Ruinen umſchloſſenen der Tribüne gegenüberliegenden Südſeite. An den vier Ecken
Fläche hervorragen. Nach den Worten, deren ſich Panvinius bei des Gebäudes waren in der Mauerdicke kleine Wendeltreppen
ſeinem Berichte über dieſes Triklinium bedient, kann man ſich angebracht, die muthmaßlich bis zur Dachrüſtung hinaufführten,
die Säulen nur in Verbindung mit den Seitenmauern denken;) aber auch den Zugang zu den im Jnnern umlaufenden Gallerien
ſie konnten entweder eine im ganzen Raume umlaufende Gallerie vermitteln konnten, wenn ſolche überhaupt vorhanden waren,
ſtützen oder waren blos zu Blendarcaden verwendet. Deun, was jedoch zweifelhaft ſcheint, weil an den Wänden, ſo viel
daß dieſelben, durch Bogen verbunden, Scheidemauern trugen, ich weiß, keine Spur der Anlehnung einer im Jnnern her-
von welchen die Decke des Saales geſtützt wurde, iſt nicht vor— geſtellten Conſtruction aufgefunden worden iſt. Sowohl über
auszuſetzen. Der ganze Raum war mit einer flachen Balkendecke der Tribüne wie über dem Schiff muß ſich eine flache Holz-
überzogen, welche mit vergoldeten Erzplatten reich geſchmückt ſein decke hingezogen haben. Der Fußboden wurde zum Behufe
mochte. Faßt man dieſe Einzelheiten zuſammen, ſo unterliegt der Heitzung von einem Hypokauſtum aus kleinen Ziegelpfeilern
es keinem Zweifel, daß das prachtvolle Ganze einen großarti— getragen. Daß das coloſſale Gebäude eine gerichtliche Baſilike
gen Eindruck hervorrufen mußte und in würdiger Weiſe dem gebildet habe, iſt eine Vermuthung, für welche kein näherer
erwähnten kaiſerlichen Feſtſaale zu Conſtantinopel an die Seite Erweis beigebracht worden iſt. Der von Zeſtermann) aus-
geſtellt werden konnte geſprochenen Hypotheſe, dasſelbe möge einen integrirenden Theil
Nach den römiſchen Ritualbüchern nahm bei den Feſtmahlen römiſcher Thermen ausgemacht haben, ſcheint keine weitere Zu-
der Papſt und ſeine nähere Umgebung den Platz in der Haupt— ſtimmung zu Theil geworden zu ſein. Die beſtimmte Zeit, in
tribüne, welcher der Name Cubitorium beigelegt war, an welche die Aufführung zu ſetzen ſein wird, iſt noch unermittelt.
einem Tiſche ein, der auf einer erhöhten Eſtrade hingeſtellt Aus der in dem Jahr 1844 in Nr. 73 des Kunſtblattes mit-
wurde. Jn dem Saale der 19 Akkubita zu Conſtantinopel, wo getheilten Notiz, an der öſtlichen Seite ſei ein Römerziegel
während der 12 Tage der Weihnachtsperiode täglich ein Gaſt- mit dem Kreuzeszeichen gefunden worden, glaube ich mir keine
mahl ſtatt hatte, wurden die Sitze für den Kaiſer und den ſichere Folgerung erlauben zu dürfen. Auf jede weitere Be-
Patriarchen ebenfalls in der Haupttribüne, dem ,,großen Akkubitus'' ſprechung des merkwürdigen Bau's muß ich in dieſen Blättern
hergerichtet, zu welcher man auf 3 Stufen hinanſtieg.) Dieſe verzichten.
Stelle bezeichnet das altdeutſche Gedicht ,,König Rother'', von Für das Triklinium Leo's JJ. kann eine entſprechende Be-
einem koloſſalen Feſtmahle zu Conſtantinopel redend mit dem leuchtung durch zwei parallel übereinander geſtellte Fenſterreihen
Worte ,,das Hochgeſidele.'' — Die Gäſte nahmen, wie die vermuthet werden. Ein Heitzungs-Apparat war bei demſelben
, ihre Plätze an unterſchiedlichen nicht beliebt worden. Das dadurch für die Winterzeit veran-
entlang, ein laßte Ungemach beſtimmte den Papſt Gregor JV. ebenfalls in
nung nicht unterdrücken zu durfen, dem Patriarchium des Lateran ein ähnliches, auch mit drei
ein aus der römiſchen Kaiſerzeit Apſiden verſehenes Triklinium erbauen zu laſſen, in welchem
Gebäude noch vorhanden iſt, deſſen bezüglich der Heitzung Vorkehrungen getroffen waren und das
alogie mit den in Frage ſtehenden durch ſeine verbeſſerte Einrichtung den Bau Leo's JJ. erſetzen
JJJ. darbietet, wodurch die Frage ſollte. Daher kam es, daß, wie Anaſtaſius berichtet, unter
etwa den Bauten anzureihen ſein den Päpſteu Gregor JV. und ſeinem Nachfolger, Sergius JJ.
von Rom und Conſtantinopel als die Gaſtmähler um Weihnachten nicht mehr in dem Triklinium
das koloſſale Bauwerk zu Trier, Leo's IJ. begangen wurden, daß dieſes einer gänzlichen Ver-
elena'' genannt, jetzt ohne Wider- nachläſſigung anheimfiel, daß es vom Papſt Leo JV. in einer
cuctionen zugerechnet wird, denen würdigen Weiſe abermals hergeſtellt wurde.
lich angehört. Die Trierer Baſilike Man muß bedauern, daß in der Zeit, wo die Ruinen des
dem die großartigſten Verhältuiſſe Trikliniums Leo's JJ. noch theilweiſe zu Tage lagen und ge-
e desſelben beträgt 88'; der Länge wiß mancher nähere Aufſchluß über die bauliche Beſchaffenheit
en. An die nördliche Schmalſeite desſelben von einer ſorgfältigen Forſchung hätte gewonnen wer-
tiefe Niſche an, welche etwa den können, dieſem Gegenſtande keine weitere Aufmerkſamkeit
Schiffes erhöht iſt. Gegen das geſchenkt wurde, weil das gelehrte Jntereſſe ſich faſt ausſchließ-
üne mit einem dreifachconcentri⸗ lich der Moſaik-Verzierung der Tribüne zuwandte und zwar
einander geordnete Reihen hoher ſpeziell den kleineren, auf beiden Seiten des Hauptbildes be-
bogen überwölbter Fenſter ziehen findlichen Darſtellungen, deren Erläuterung Alemanni in
ſeiner berührten Schrift feſtzuſtellen unternommen hatte. Ci am-
pini,) Pagi, De M aratori, Lecointe/)
und mehrere andere Schriftſteller haben die hiſtoriſchen Fragen
verhandelt, welche die gewiß verwerfliche Auslegung Alemannis
angeregt hatte.







c

sntum dirutui st, supersuntque tantum
pretiosi operis columnis ornatae. (Der
der Säulen gedenkt auch Anaſt aſius
columnis, tam porphyreticis quamque,
ilis simul postibus docoravit. — Tri-


s
— 9
G 6e

) Die antiken und die chriſtlichen Baſiliken S. 124.
) Vetera Monimenta T. JJ. p. 127.
) Oritica in Anal. O. Baronii ad a 796.
9) Ds eoncordia ete. E I. o. 12.
) An. d' Jtal. T. IV. p. 423. 438.
) Ann. ecel. Francor. an. 796.

m. aul. Byz. Nib. I cap. I, ꝑ. 25. ib
Zum Behuf der Erläuterung der byzan-
ke in ſeinem Commentar P. JJ. p. 685 des
lu gu ſt ini. — Reiske bemerkt, nach
c, daß Kaiſer Otto JJJ. es unternahm,
n üblichen Einrichtungen in Deutſchland

(Schluß folgt.)




che Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg
 
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