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ab. Man sollte eben einmal eine protestantische Kirchenausstellung ohne jede
Zutaten zustande bringen und ich werde an meinem Teil angesponnene Fäden
in der Stille weiterspinnen. Bis dahin aber ein scharfes Auge für Neubildungen.
Daß auch in Fachkreisen die kirchliche Kunst in München nicht befriedigt
hat, bestätigt mir ein Aufsatz in der Dekorativen Kunst (F. Bruckmann,
München).
Besonders auffallend war mir, daß führende Künstler, wie Gasteiger,
kaum vertreten waren bei der Friedhofkunst. Ein „W. R." spricht sich
über die Münchner Ausstellung „Kirche und Friedhof" also aus:
„Daß auch die kirchliche Kunst und alles, was mit ihr zusammenhängt,
also vor allem die künstlerische Ausgestaltung des Friedhofs in dem großen


Reformwerk der Münchner Aus-
stellung nicht fehlen durfte, ist selbst-
verständlich. Bedürfen doch gerade
diese Gebiete künstlerischer Betätigung
ganz besonders der Reform.
Allerdings stellt sich einer Reform
gerade hier ein besonders starker
und wohlorganisierter Widerstand
entgegen, da hier das durch religiöse
Pietät gestärkte Herkommen und das
wohlgefestigte Ansehen alter Firmen
eine nicht zu unterschätzende Macht
bedeuten. And so kann man auch
in der Tat von der kirchlichen Ab-
teilung der Münchner Ausstellung
sagen, daß sie vielleicht am wenigsten
Neues gebracht hat, namentlich wenn
man nach ganz Gelungenem sucht.
Wilhelm Spannagel, der den
großen Ausstellungsraum für christ-

liche Kunst schuf, naheliegenderweise in einer Form, die der einer Kirche zum
mindesten sehr nahekommt, beschränkte sich im Hauptraum darauf, einen stim-
mungsvollen Rahmen für die ausgestellten Gegenstände herzustellen. Die
einzelnen Kapellen boten eine günstige Gelegenheit zur Anbringung aller
möglichen Kunstwerke, ebenso die Schränke, die der einen Längswand der
Kirche entlang liefen; schade nur, daß so sehr wenig Objekte zur Ausstellung
gebracht waren, die sich wesentlich über das Niveau des seit langem lieb-
lichen erhoben. — Als Architektur bedeutender als der Hauptraum erschienen
die ebenfalls von Wilhelm Spannagel ausgestalteten Borräume, der Gang
zur Kirche und die Vorhalle mit ihren schönen, auf einer Säule ruhenden
Gewölben. Hier hatte man das Gefühl, einer lebendigen Architektur gegen-
überzustehen, die in vielem wohl vorbildlich für Kirchenbauten sein könnte.
Daß die Glasmalerei sich von dem vollkommenen Verfall der letzten
 
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