Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
73

seinen Zügen zu lesen, daß ihn der Baum abermals enttäuscht hat — die
mangelnde Frucht kann er verschmerzen — vielmehr ein gewisses Wohl-

behagen, daß er recht behalten hat.
„Sagt ich dies nicht schon letztes
Jahr — —?" Der überlegene Herr
im Licht, der unterlegene Weingärtner
im Schatten, sein Angesicht dem Sor-
genkinde zugewandt. Die Hand weist
treue Liebe, die warten, pflegen, hoffen,
bitten kann. Unnachahmlich ist, wie
wir dasselbe im abgewandten Ange-
sicht zu lesen meinen. Der Augen-
blick gibt dem Fordernden recht, die
Zukunft gehört dem Glaubenden. Es
ist der alte Kampf der Menschen um
das Recht nicht nur, um die Macht
nicht nur, sondern um die Wahrheit,
die im Glauben ihre stärkste Stütze hat.
Was ich im Iuliheft des ver-
gangenen Jahres an Hand einzelner
Probedrucke mir von Burnand als dem
Illustrator der heiligen Schriften ver-

Aus den Vorzugsdrucken des Kunst»
warts: Dürer, Christuskopf


sprach, das vollendete Werk hat es vollauf gehalten. Mögen uns noch viele
Gaben dieses fruchtbaren Baumes beschicken sein. Burckhardt-Düsseldorf

IS
Ein Totengedächtnisblatt von Eduard von Gebhardt
„Es ist noch eine Ruhe vorhanden . .
^-mmer wieder wurde der Wunsch laut, aus den Meisterwerken der neueren
^christlichen Kunst ähnlich wie Eduard von Gebhardts Hochzeitsbild auch
ein Bild zu haben zum Gedächtnis an die Toten, sei es für einen be-
stimmten Todesfall, sei es überhaupt für ernster gestimmte Menschen oder für
Stätten, an denen der Gedanke des' Todes mit innerer Notwendigkeit weilt:
wie in Grabkapellen, Spitälern, Lazaretten, Kliniken usw.
Das erwünschte Bild sollte los sein aller üblichen Sentimentalitäten,
es sollte irgendeine klare biblische Situation zur Anschauung bringen, ohne
doch lehrhaft oder tendenziös schreckhaft zu wirken.
Ein Bild, das den christlichen Todesgedanken in seiner versöhnlichen
Art als einen Eingang in eine bessere Heimat schildern sollte.
Solch ein Volksbild glauben wir gefunden zu haben in Eduard von Geb-
 
Annotationen