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der Neuheit. Aber auch das Alltäglichste in hübscher Aufmachung entzückt.
Man will zeigen und schauen, anpreisen und Preise bezahlen. Unternehmer-
sinn, ein wenig Finanzwaghalsigkeit, unendlich viel verfügbare Zeit und
reichlich guter Wille, damit werden Ausstellungen gebaut. So kommen
beide, der Aussteller und der Besucher, auf ihre Kosten. Gehen auch nicht
alle Wünsche in Erfüllung: in großen Dingen ist es oft genug, gehofft
zu haben.
Die Düsseldorfer christliche Kunstausstellung 1909
trägt noch nach mehr als einer Richtung hin Kompromißcharakter. Auf
den Briefbogen- stand ursprünglich die Iahrzahl 1908. Aber nachdem schon
viel Vorarbeit getan war, stellte sich heraus, daß der Kunstpalast am Rhein
unten nicht zu haben, sondern von einer — Wirteausstellung belegt war:
da mußte Apoll mit seinem Musengefolge wie so oft dem Bacchus und der
Ceres und dem Heer ihrer Getreuen den Vortritt lassen, gelegenere Zeit
abwartend. Den Vätern der christlichen Kunstausstellung wäre der Som-
mer 1908 eine gar gelegene Zeit gewesen. Brachte doch der Katholikentag
die Zehntausende von sicherlich kunstempfänglichen Pilgern in die schöne
Rheinstadt. Das wäre eine Lust gewesen, diesen allen neben vielen andern
vor Augen zu führen, was gute religiöse Kunst ist und will. Und sicherlich
wäre gerade an den Gliedern derjenigen Kirche, welche die Kunst in bewußter
Weise in den Dienst der Gottesverehrung zieht, aber teilweis noch in festen
Banden einer konventionellen Heiligenmalerei liegt, eine große Mission
zu erfüllen gewesen. Daß die Verbindung mit dem Katholikentag nicht
zustande kam, hatte auch sein gutes — für uns Protestanten sein sehr
gutes. Eine nicht ganz unberechtigte Antipathie evangelischer Kreise sowohl
der Künstler als der Garanten wäre schwerlich zu überwinden gewesen,
wenn die Ausstellung in so engen Konnex mit einer katholischen Ver-
anstaltung geraten wäre und zu ihrer Verherrlichung hätte beitragen müssen.
Im Jahre 1909 fiel dieses Hemmnis von selbst weg. Nicht mehr ver-
mengt mit konfessionellen Machtgedanken konnte die Ausstellung, ihrem
eigentlichen Zweck dienend, sich frei entfalten. Nun galt keine andere Kon-
kurrenz als die ideale, von beiden Seiten das Beste in den Wettbewerb
zu stellen. Einträchtig haben Katholiken und Protestanten das Werk gebaut.
Und liegt der Schwerpunkt des Ganzen wenigstens in der Richtung der
Quantität des ausgestellten Gutes auf katholischer Seite, so ist der Grund
hiefür nicht etwa in einer einseitigen Bevorzugung der Glaubensgenossen
von selten des eigentlichen Schöpfers der Ausstellung, des verdienten Aka-
demieprofessors vr. Board, zu suchen, sondern in dein Umstand, daß
einerseits in der Beschickung sowohl des retrospektiven wie des zeitgenössischen
Teils der Ausstellung spezifisch katholische Länder wie Österreich, Frankreich,
Belgien einen besonderen Eifer an den Tag gelegt haben und anderseits in
konfessionell gemischten Ländern, namentlich Deutschland, wie schon erwähnt,
die schönen Künste bei den Katholiken sich eine allgemeinere Geltung in der
Kirche erworben haben als bei uns, die wir noch in den Anfängen, allerdings
 
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