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könnte, wenn man die paar Pfennige für die Zusendung in seinem Eifer für die
edle Sache darauflegte. Aber im Hintergründe steht das Profitchen. Man schämt
sich, zu seinen Abnehmern zu sagen: „Ich möchte gern eine Waschmaschine, oder
Harmonium, oder Nähmaschine, oder Regulator haben, ich bin aber zu arm, es mir
selbst zu kaufen; seid so gut und schenkt mir fünfzig Pfennig dazu." Sondern man
verdient unter dem Vorwand, religiöse Interessen zu fördern, an jedem Bilde die
Kleinigkeit von 100 Prozent. Hat man regelmäßig die vereinbarte Anzahl von
Bildern abgesetzt und den Betrag eingesendet, so erhält man nach 15mal 10 Bildern
ein Harmonium, nach Absatz von 210, 240 oder 300 (monatlich 28 Bilder) ein ent-
sprechend besseres. Ebenso wird auf diesem religiösen und künstlerischen Wege die
Waschmaschine für 80, mit Ofen für 100, die Nähmaschine für 120 Bilder geliefert.
Der Mann muß Geschäfte machen. Nach den abgedruckten Dankesschreiben
muß sich ein Stadtmissionar in Königsberg eine ganze Einrichtung erhandelt haben:
er hat 610 Bilder bezogen und verbreitet. Eine Mesnerssrau und eine Schwester
werden gleichfalls angeführt. Das Gesckäft blüht also. Die Hoffnung scheint sogar
dahin zu gehen, daß sich auch Geistliche sür dieses Geschäftchen willig finden lassen.
Wir dürfen wohl um des Ansehens unseres Standes willen hoffen, daß ein Geist-
licher seine Waschmaschine nicht auf diesem Umweg über die religiöse Kunst erwirbt. —
Aber die Bilder sind es doch gewiß wert, daß man sie verbreitet? Sehen
wir sie uns an! Es sind Oeldrucke, wie man sie sür 30 Pfg. in der Fabrik kaufen
kann. Da ist der „schöne" Christustypus als guter Hirte, an die Tür klopfend, die
be—rühmten Schutzengelbilder, schwarz und bunt, ein paar andere, biblische und
weltliche Genrebilder, allerdings auch Renis Lees domo. Von moderner, kräftiger
Kost keine Spur. Nur eine klägliche Nachahmung von „Uhdes, Komm Herr
Jesu!" — in die höheren Kreise versetzt. Wenn sich kirchliche Kreise für die Ver-
breitung religiöser Kunst bemühen wollen, dann ist es eine dankenswerte Arbeit.
Aber dann biete man auch wirkliche Kunst so billig an wie möglich. Damit tut
man dann ein gutes Werk — freilich ohne Waschmaschine. Klotz

S

An unsere Freunde
Nicht Leser nur, sondern Abonnenten!
cxvm 24. Juli fragt mich ein Leser, der unser Blatt im „Zirkel" liest, über eine
^4-Sache, die er in unsrer Januar-Nummer gelesen hat. Die Nummer ist eben
an ihn gelangt. Er fragt nicht nur, sondern möchte damit auch meine Zeit in
Anspruch nehmen. Ein andrer Leser erinnert sich, etwas über dies und das gelesen
zu haben. Ich soll ihm wenn möglich nicht nur sagen, wie das kam, sondern ihm
die Nummer schicken und sagen, wie die Sache weiter sich entwickelte.
Es Wird nicht unbillig sein, wenn von jetzt ab nur den direkten Abonnenten
— gegen bereits adressierte Rückantwortpostkarte — Antwort erteilt wird.
Ein Mitarbeiter schreibt uns:
Die Flut der Weihnachtskataloge beginnt wieder hereinzubrechen. Man
kann unmöglich alles durchsehen, was da ins Haus fliegt. Aber hie und da bleibt
doch der Blick hängen. So ging's uns, d. h. mir und meiner Frau beim Durch-
blättern des Katalogs des „Christlichen Buch- und Kunstverlags ZL. P." Die Firma
 
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