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mag gewisse Verdienste haben in Herausgabe billiger Volks- und Jugendschriften.
Nach dieser Seite hin haben wir wenigstens annehmbare Leistungen in Erinnerung,
Aber als „Kunstverlag" sollte sie sich, in einer Zeit, wo man überall Befähigungs-
nachweise verlangt, nicht bezeichnen dürfen. Denn was uns da angeboten wird
an „sinnigen", „gemütvollen" und dgl. Spruchkarten, gepreßten Engelsköpfen, aus-
gestanzten Kartonkrippen mit Engelsreigen auf dem Dach, das überschreitet denn
doch das erlaubte Maß von Geschmacklosigkeit. Den Rekord nach dieser Richtung
aber schlägt der Verlag doch wohl mit seinem gleichfalls aus Pappendeckel her-
gestellten „zusammenklappbaren Christbaum" und noch mehr durch die ihn begleitende
Anpreisung.
Man muß leider annehmen, daß solche „Artikel" immer noch ihre Abnehmer
finden; sonst würden sie wohl nicht hergestellt. Aber es ist deprimierend, in den
Tagen von Kunstwort, Christl. Kunstblatt, Dürerbund und Dürer-Haus noch solchem
Klimbim zu begegnen, und zwar — was das schlimmste ist — unter dem Aus-
hängeschild eines „Christlichen" Verlags! Alle, die als Christen zugleich Anspruch
auf natürlichen Geschmack machen, sollten zusammenstehen in deutlicher Ablehnung
derartiger Produkte der Stanz-Maschine. Freilich ist's oft zum Verzweifeln, wie
langsam es in diesen Dingen vorwärts geht. Aber trotzdem: arbeiten und nicht
verzweifeln! Arbeiten aber heißt in diesem Fall: selbst ablehnen und andere
davor warnen. P
Das ist nur ein Fall von den vielen, die mir vorgelegt werden als Proteste
gegen unsre „christlichen" Kunstverleger. Ein anderer liegt doppelt schlimm, von
dem oben geredet wurde.
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Damit wir dies Jahr nicht ganz ohne Kirchenbau schließen, der uns wieder
so viel zu denken gab dies Jahr, verrate ich in einem kleinen Bilde jetzt schon
eine ! erdende, großgedachte Altargruppe der im Bau begriffenen Lhristuskirche
zu Mannheim.
In das neue Jahr gehen wir mit guten Hoffnungen. Es geht vorwärts.
Rascher, als der Menschengedanke folgen kann. Wir erleben jetzt, daß Ideen
von selbst zur Tat werden in allen Gegenden Deutschlands. Noch so ein Jahr —
und wir werden eine Macht geworden sein. (). O. V. David Koch

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Eduard von Gebhardt
^s war zu erwarten, daß die Kunst von Eduard von Gebhardt ihren Widerspruch
^-finden werde im Gegensatz zu der Beurteilung von Richard Muther, Cornelius
Gurlitt, Rosenhagen und andern Kunsthistorikern. Franz Bock, dessen ausgezeich-
netes Buch über Grünewald wir oben besprochen haben, hat in der „Christlichen
Welt" darüber geredet. Abgesehen von der Form, in der das geschah, kann man
dem Kunsthistoriker nur dankbar sein, daß er vom Leder gezogen hat. Wir werden
uns mit ihm im neuen Jahr auseinandersetzen. K

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