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Bildwerk an seinem früheren
Standort in einer Nische der
alten Kirche, die im Jahre
1860 dem jetzigen neugoti-
schen Bau Platz machen
mußte. Auf einem einfachen
schmucklosen Unterbau ruht
der Gisant, keinerlei In-
schrift spricht von ihm1)-
Die jetzige Aufstellung
des Werkes ist recht ungün-
stig. Das Denkmal ist an
der Evangelienseite des Cho-
res zwischen diesem und der
anstoßenden herrschaftli-
chen Loge so tief eingemau-
ert, daß die Besucher der
letzteren freien Ausblick auf
den Hochaltar haben und


Abb. 91. Douai, Museum.
Wappenputto des Grabmals Karl von Lalaing.

durch das Kunstwerk in ihrer Andacht nicht gestört werden sollen. Um es voll genießen
zu können und vor allem um einen Eindruck seiner Profilwirkung zu haben, muß man
sich infolgedessen tief herabbeugen.
Maximilian von Horn, Herr von Gaesbeek, der im Jahre 1521 den beachtenswerten
Pranger zu Braine-le-Chäteau errichtete, wird um das Jahr 1475 geboren sein2). Er wurde
im Jahre 1514 Kammerherr Karls V. und Ritter des Goldenen Vlieses. Sein Tod erfolgte
am 3. Februar 1542. Die Betrachtung seines Denkmales läßt den Gedanken aufkommen,
daß er es — wie Graf Lalaing in Hoogstraeten —, schon zu seinen Lebzeiten anfertigen
ließ. Hier scheint nicht ein fast Siebzigjähriger dargestellt zu sein. Aus dem unvollende-
ten Zustand des Denkmals darf vielleicht geschlossen werden, daß der Künstler starb,
bevor er zur Schaffung der Tumba kam, und daß dann Maximilians Erben sich um die
Vollendung des Denkmales nicht weiter bemühten, sondern lediglich die seit Jahren vor-
handene Figur zur Aufstellung bringen ließen. Da Hal genau zwischen den beiden Schlös-
sern Maximilians von Horn, Braine-le-Chäteau und Gaesbeek, liegt, mag ihn, der zur
Umgebung Karls V. gehörte, der häufige Anblick des großen Alabasteraltars bewogen
haben, dem Hofbildhauer des Kaisers den Auftrag zu seinem Grabdenkmal zu geben,
dem Künstler, der bereits die hervorragenden Erinnerungsmaie für drei seiner Ordens-
brüder zur Ausführung gebracht hatte.

S. 244 u. 245. Die gleiche Tafel bringt C. Stroobant, Notice historique et genealogique sur les
seigneurs de Braine-le-Chäteau et Haut-Ittre, Bruxelles 1849, zw. S. 10 u. 11. — Weitere Ab-
bildungen sind verzeichnet bei Hensler a. a. O., S. 438, Anm. 17.
2) Eine solche war wohl auch nie vorhanden. Auch bei Fr. Vinchant (1580 — 1635), der in
seinen Annales de la province et comte du Hainaut (Mons VI [1853], S. 300 ff.), Grabschriften aus
Kirchen des Hennegaues bringt, wird Braine-le-Chäteau nicht erwähnt. Stroobant a. a. O., S. 49
bestätigt, daß das Denkmal keine Inschrift trug.
2) Näheres darüber bei Hensler a. a. O., S. 437.
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