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Geschichte von Mykenai.

den stummen Mauern die Weihe des Ruhms geben, und
diese Mauern wiederum sind die wahrhaftigen Zeugen Ho-
mers; sie beweisen uns, dass es einen Agamemnon gegeben
hat und „viele Tapfere vor ihm". Mycens ganze Bedeutung
gehört der heroischen Zeit an; es war der Wohnsitz der
Pelopiden, es blühte, es verfiel mit ihnen. Wohl bewahrte
die Stadt, auch nachdem das untergeordnete Argos durch
die Dorier von Neuem des Landes Mittelpunkt geworden
war, viele Jahrhunderte hindurch Unabhängigkeit und kräf-
tigen Bürgersinn. Ja als Xerxes gegen Hellas aufbrach,
waren es die Mykenäer allein unter allen Argeiern, welche
eingedenk ihrer achäischen Ahnen den Barbaren entgegen-
zogen. Achtzig ihrer Männer stritten bei Thermopylai und
nebst den Tirynthiern konnten sie in Olympia auf das Sie-
gesdenkmal von Piataiai den Namen ihrer Stadt schreiben
lassen, welcher bald aus der Geschichte verschwinden sollte.
Denn um jeden Preis entschlossen, die Herrschaft der gan-
zen Landschaft zu vereinigen, begannen die Argiver in Ver-
bindung mit Tegea und Nemea den Kampf, um jenes ehr-
würdige Gemeinwesen der Mykenäer aufzulösen. Mit keiner
Gewalt vermochten sie die alten Mauern zu brechen. End-
lich durch Hunger gezwungen, mussten die Mykenäer die
Burg ihrer Väter verlassen, im zwölften Jahre nach dem
Kampfe bei Thermopylai. Ueber die Hälfte der Bürger-
schaft wanderte nach Macedonien aus; Andere zogen in
das Nachbarthal von Kleonai, noch Andere nach Keryneia,
wo sie achäische Bevölkerung und achäische Kulte fanden.
Die Burg der Atriden blieb öde, die Argiver liessen dort
kein städtisches Leben wieder aufkommen. Strabon nennt
Mycen unter den gänzlich verschwundenen Städten der hel-
lenischen Urzeit; der sorgfältigere Pausanias dagegen sucht
die versteckten Burgmauern im Winkel der Ebene auf; er
sieht die Löwen über dem alten Festungsthore Wache hal-
ten, wie wir sie noch heute sehen; seinen Fusstapfen sind
in neuerer Zeit alle Reisende in Griechenland gefolgt und
die Ruinen Mycens seitdem ein Mittelpunkt der um die
 
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