Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
404

Der Haupteingang der Burg.

bei der Gleichheit des Materials, dass in verschiedenen Zeit-
perioden hier gebaut worden ist und dass die Geschichte
Mycens eine grössere Ausdehnung hat, als man nachMass-
gabe der spärlichen Zeugnisse anzunehmen geneigt ist.
Der Mauerring folgt genau dem Rande des Bergrük-
kens, mit zahlreichen Ecken und Winkeln. Thurmartige
Vorsprünge finden sich nur an den Thoren. Das Hauptthor
liegt an der südwestlichen Seite, in der Tiefe eines Ganges,
welchen zwei parallele, aus riesigen Blöcken aufgeführte
Mauerzüge bilden. Der zur Linken des Einganges gehört
einer, dem Vorsprunge des Burgfelsens entsprechenden,
Mauerecke an; er steht auf schrotfen Felsmassen, die aus
dem Boden hervorragen und den Weg verengen. Der ge-
genüberliegende, südliche Mauerarm ist dagegen eine eigent-
liche Bastion, ein vom Mauerringe rechtwinklicht vorsprin-
gender Thurm, welcher zur Verteidigung des Eingangs
leicht in späterer Zeit angebaut sein kann. Auffallend ist,
dass die Stossfugen verschiedener Steinschichten hier in senk-
rechten Linien über einander liegen. Diese beiden Mauer-
flügel bilden eine Thorgasse von fünfzig Fuss Länge, inner-
halb welcher die Feinde nur mit einer Fronte von ungefähr
acht Mann, den Geschossen und Stein würfen von beiden
Seiten preisgegeben, gegen das Thor vorrücken konnten.
Das Thor steht nicht ganz in der Mitte des Ganges,
sondern etwas weiter zur Rechten. Der Eingang ist mit
Schutt bedeckt, so dass die ursprüngliche Höhe nicht ge-
nau zu bestimmen ist. Man kann sie auf vierzehn bis sechs-
zehn Fuss schätzen; die obere Breite der Thoröifnung be-
trägt gegen zehn Fuss. Das Thor ist kein selbständiges
Gebäude, sondern nur ein in der Mauer ausgesparter Ein-
gang. Es besteht aus vier Baugliedern, den beiden Seiten-
pfosten, welche sich nach oben zusammenneigen, dem fünf-
zehn Fuss langen und fünftehalb Fuss hohen Thürsturze und
der Reliefplatte, welche der dreieckigen MaueröRnung ober-
halb des Sturzes eingefügt ist; sie ist bei zwei Fuss Dicke
unten zwölftehalb Fuss breit und hat fast zehn Fuss Höhe;
 
Annotationen