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CHORFENSTER NORD VIII (gRUNDHERR-FENSTEr)

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Der heutige Zustand des Fensters geht wesentlich
auf die tiefgreifende Restaurierung und Neuordnung
durch Gottfried Frenzei in den Jahren 1954-1956 zu-
rück. Damals wurden die unzugehörigen Stifterbilder
ausgeschieden, die eigentliche Stifterzone aus der 2. in
die 1. Zeile herabgerückt und die szenischen Medail-
lons in die richtige Reihenfolge gebracht (Leserich-
tung von unten nach oben). Die im Zuge der Verset-
zung von SÜD VIII nach NORD VIII (jedenfalls vor
1831)392 an allen Scheiben angefügten Randstreifen
aus wahllos zusammengesuchten alten Flickstücken,
die in einer historischen Aufnahme des 19. Jahrhun-
derts noch zu sehen sind, wurden entfernt und durch
opak abgedeckte Gläser ersetzt. Farblich stark her-
ausfallende Ergänzungen und Flickstücke wurden
mit kalten Überzügen flächig abgedeckt. Fatalerweise
wurden seinerzeit auch die im Rahmen der Reduzie-
rung der ersten Farbverglasung um 1500 angebrachten
Einfassungen der spitzbogig beschnittenen oberen
Abschlüsse entfernt, die in Form einfach gekehlter
Rahmenprofile sehr wahrscheinlich aus der Werkstatt
des Stadtglasers Veit Hirsvogel hervorgegangen und
auf den Kriegsbergungsaufnahmen noch zu sehen wa-
ren (vgl. Fig. 46); vgl. nochmals allgemein S. 69-71.
Alle Farbgläser sind rückseitig durch geschlossene
Flächenkorrosion (im Zuge der Maßnahmen der
1950er Jahre massiv bis in die Gelschicht hinein gerei-
nigt und mit einer Polyester-Beschichtung versiegelt)
und vorderseitig durch partielle Verbräunung geschä-
digt. Zahlreiche Weißgläser sind stark craqueliert. Bei
der Dokumentation des Erhaltungszustands war ins-
besondere in den Medaillonrahmen nicht immer klar
zu entscheiden, inwieweit hier nicht frühe nachmittel-
alterliche Reparaturmaßnahmen stattgefunden haben.
Die Gläser weisen teilweise unterschiedliche Struktu-
ren auf und unterscheiden sich auch hinsichtlich ihres
mehr oder weniger fortgeschrittenen Craqueles. Wo
kein eindeutiges Urteil getroffen werden konnte, wur-
de auf eine Kartierung verzichtet. Die Bemalungsver-
luste sind durchwegs extrem; gefährdete Restspuren
von Malerei wurden bei der letzten großen Restaurie-
rung 1988 in der Münchner Werkstatt van Treeck in
größerem Umfang mit Paraloid gefestigt393. Rücksei-
tige Doublierungen gesprungener Gläser mit Araldit
sind nur sporadisch zu verzeichnen. Die Felder 1a, ib,
ic, 2a, 3a, 4a, 4c, 5b, 5c und 6b haben ihr mittelalter-
Fig. in. Grundherr-Fenster. Chor N VIII, i-ja-d/öb/c (Montage).
Nürnberg, um 1379-1386.
 
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