PFARRKIRCHE ST. SEBALD
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Abschattierung der Rauten der Randbordüre zu verzeichnen.
Bleinetz mittelalterlich.
Ikonographie, Komposition: Petrus steht in leichter Wendung
nach rechts auf einer sechseckigen Sockelplatte. In der Rechten
hält er als individuelles Attribut gleich einem Szepter den über-
dimensionalen Schlüssel (der Himmelspforte), mit der Linken
hält er ein Buch vor die Brust gepresst. Der untere Teil des drei-
seitig gebrochenen Baldachins über der Figur, der nicht mit je-
nem über der Paulusfigur in 2d übereinstimmt404, entwickelte
sich einst in der nächsten Zeile zu einer aufragenden architek-
tonischen Bekrönung.
Ornament: Randbordüre links (Muster X,3p). Hinter der Figur
Reste des vegetabilen Rankengrundes (Muster X,j6).
CVMA T 6916, MF Dia Werkstatt G. van Treeck
2b/c ZURÜCKWEISUNG VON JOACHIMS OPFER
Fig. m, 117, Abb. 140E
H. 99/100 cm, B. jeweils 43,5 cm (48 mit neutralen Randstrei-
fen).
Erhaltung: Abgesehen von den seitlich angestückten opaken
Randstreifen finden sich nur wenige, relativ gleichmäßig ver-
teilte Ergänzungen der Werkstatt Frenzei mit neutral überzo-
genen Echtantikgläsern sowie eine Handvoll alter Flickstücke.
Spärliche Reste von Malerei zeigt der Pfauenfederngrund au-
ßerhalb und der Rankengrund innerhalb des Medaillons, das
Profil der Rahmung, die Altardecke, das Böcklein und Joach-
ims erhobene Linke. Ein halbes Dutzend gesprungener Gläser
wurde rückseitig mit Araldit doubliert. Bleinetz von Frenzei
erneuert.
Ikonographie, Komposition: Nach den apokryphen Berichten
der Kindheitsevangelien, die später in die Eegenda aurea ein-
gegangen sind, wurde das Opfer Joachims am Fest der Tempel-
weihe zurückgewiesen, da er als einziger Unfruchtbarer unter
den Stammesgenossen Israels keine Nachkommen gezeugt hat-
te405. Trotz des Verlusts der Konturmalerei ist die Szene der
Zurückweisung des Opfers noch zu erkennen. Um den mäch-
tigen Altarblock in der Mitte gruppieren sich auf der rechten
Seite der Priester und zwei Assistenzfiguren, auf der linken
Seite Joachim und Anna. Beide haben die Arme zur Klage er-
hoben, während das zur Opferung bestimmte Böcklein vom
Altar herabgestoßen wird. Einen Hinweis auf den Tempel als
Ort der Handlung bieten neben dem Altar auch die beiden in
den Spitzen des Passbogens sichtbar aufgehängten brennenden
Öllampen.
Ornament: Reste des vegetabilen Rankengrundes (Muster
X,j6). Hinter dem Passbogenmedaillon Reste des Ornament-
teppichs aus Pfauenfedern (Muster X,37).
CVMA T 6917E, KB Dias Werkstatt G. van Treeck
2d APOSTEL PAULUS Fig. in, 117, Abb. 140E
H. 100 cm, B. 43 cm (47,5 mit neutralem Randstreifen).
Erhaltung: Minimale Ergänzungen teils älterer, teils jüngerer
Zeit im ornamentalen und architektonischen Rahmen. Bema-
lung erloschen. Bleinetz Frenzei.
Ikonographie, Komposition: Paulus erscheint in leichter Wen-
dung nach links, zur Mitte des Fensters hin stehend in einem
schmalen Tabernakel. In der Linken hält er sein persönliches
Attribut, das Schwert als Hinweis auf sein Martyrium durch
Enthauptung, die ihm als römischem Staatsbürger zuteil wur-
de. Wie bei allen Aposteln, so setzte sich auch der Tabernakel
des Hl. Paulus ursprünglich in der nächsten Zeile mit einer ar-
chitektonischen Bekrönung fort.
Stil: Obwohl die Gesichtszeichnung so gut wie vollkommen
verloren ist, lässt sich im Streiflicht noch eine große Ähnlich-
keit des Kopftyps mit dem knienden Stifter Ulrich Stromer zur
Goldenen Rose im Stromer-Fenster konstatieren (s. Abb. 65).
CVMA T 6919, MF Dia Werkstatt G. van Treeck
3a APOSTELPAAR THOMAS UND MATTHÄUS
Fig. m, 117, Abb. 140E, 146
H. 100 cm, B. 43 cm (47,5 mit neutralem Randstreifen).
Inschrift: Die ehemals auf der Schriftrolle befindliche Inschrift,
die sehr wahrscheinlich die Namen der beiden Apostel bezeich-
nete, ist vollständig abgewittert.
Erhaltung: Im gesamten weißen Randstreifen finden sich sehr
verschieden anmutende, teils blanke, teils nachretuschierte
Gläser, über deren ursprüngliche Zugehörigkeit bzw. nach-
trägliche Eindickung nicht definitiv entschieden werden kann.
Das obere Ende der Inschriftbanderole ist ergänzt. Nur an we-
nigen Stellen sind im Streiflicht noch Spuren der ehemaligen
Schwarzlotzeichnung auszumachen. Bleinetz mittelalterlich
(mit wenigen Ergänzungen Frenzeis).
Ikonographie, Komposition: Eng gedrängt in den schmalen
Raum neben der breiten Randbordüre erscheinen die beiden
traditionell als Thomas und Matthäus bezeichneten Apostel
einander zugewandt und mit einer langen Schriftrolle unter
ihren Armen. Über den Köpfen sind noch zwei schlichte Vier-
kantkonsolen zu erkennen, die in der nächsten Zeile in einen
bekrönenden Architekturbaldachin überleiteten, wie er z.B. in
der - heute spitzbogig zugeschnittenen - Scheibe 5a erhalten
geblieben ist.
CVMA T 6920, MF Dia Werkstatt G. van Treeck
3b/c VERKÜNDIGUNG AN JOACHIM
Fig. m, 117, Abb. 140E
H. 100/99 cm> B. 43-42/43 cm (47,5 bzw. 48 cm mit neutralen
Randstreifen).
Erhaltung: Die Scheiben befanden sich bereits vor der Vertau-
schung des Fensterplatzes von der Süd- auf die Nordseite (von S
VIII nach N VIII) bis zur Kriegsber^ung 1942 in falscher Ver-
setzung in der untersten Fensterzeile406. Durch die Versetzung
in die verkürzte unterste Zeile von Fenster N VIII im frühen
19. Jh. wurden beide Felder jeweils um ca. das untere Drittel
ihrer ursprünglichen Höhe beschnitten, ein gravierender Ein-
griff, der erst bei der Nachkriegsrestaurierung durch großflä-
chige Ergänzungen der Werkstatt Frenzei, teils mit Echtantik-
gläsern, teils mit alten Scherben, notdürftig wieder rückgängig
gemacht werden konnte. Die weißen Gläser des Medaillonrah-
mens sind massiv craqueliert. Minimale Restspuren von Bema-
lung in Kopf, Händen und Flügeln des Verkündigungsengels
und in den Hintergründen. Bleinetz von Frenzei erneuert.
Ikonographie, Komposition: Nachdem sein Opfer zurück-
gewiesen worden war, kehrte Joachim aus Scham nicht nach
Hause zurück, sondern er begab sich zu seinen Hirten und
verweilte einige Zeit im Gebirge bei seinen Herden. Dort er-
schien ihm eines Tages der Engel des Herrn und überbrachte
die frohe Botschaft von der Empfängnis Mariä. So überliefert
es die Eegenda aurea des Jakobus de Voragine, während sich
Joachim den älteren Kindheitsevangelien (Protev 1,1) zufolge
in die Wüste zurückzog, um dort 40 Tage und 40 Nächte zu
fasten und zu beten407. Da die Zweifiguren-Komposition im
Grundherr-Fenster mit der Gegenüberstellung des links her-
anschwebenden Verkündigungsengels und der gebückten, auf
einen Stab gestützten Gestalt Joachims im rechten MedaiL
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Abschattierung der Rauten der Randbordüre zu verzeichnen.
Bleinetz mittelalterlich.
Ikonographie, Komposition: Petrus steht in leichter Wendung
nach rechts auf einer sechseckigen Sockelplatte. In der Rechten
hält er als individuelles Attribut gleich einem Szepter den über-
dimensionalen Schlüssel (der Himmelspforte), mit der Linken
hält er ein Buch vor die Brust gepresst. Der untere Teil des drei-
seitig gebrochenen Baldachins über der Figur, der nicht mit je-
nem über der Paulusfigur in 2d übereinstimmt404, entwickelte
sich einst in der nächsten Zeile zu einer aufragenden architek-
tonischen Bekrönung.
Ornament: Randbordüre links (Muster X,3p). Hinter der Figur
Reste des vegetabilen Rankengrundes (Muster X,j6).
CVMA T 6916, MF Dia Werkstatt G. van Treeck
2b/c ZURÜCKWEISUNG VON JOACHIMS OPFER
Fig. m, 117, Abb. 140E
H. 99/100 cm, B. jeweils 43,5 cm (48 mit neutralen Randstrei-
fen).
Erhaltung: Abgesehen von den seitlich angestückten opaken
Randstreifen finden sich nur wenige, relativ gleichmäßig ver-
teilte Ergänzungen der Werkstatt Frenzei mit neutral überzo-
genen Echtantikgläsern sowie eine Handvoll alter Flickstücke.
Spärliche Reste von Malerei zeigt der Pfauenfederngrund au-
ßerhalb und der Rankengrund innerhalb des Medaillons, das
Profil der Rahmung, die Altardecke, das Böcklein und Joach-
ims erhobene Linke. Ein halbes Dutzend gesprungener Gläser
wurde rückseitig mit Araldit doubliert. Bleinetz von Frenzei
erneuert.
Ikonographie, Komposition: Nach den apokryphen Berichten
der Kindheitsevangelien, die später in die Eegenda aurea ein-
gegangen sind, wurde das Opfer Joachims am Fest der Tempel-
weihe zurückgewiesen, da er als einziger Unfruchtbarer unter
den Stammesgenossen Israels keine Nachkommen gezeugt hat-
te405. Trotz des Verlusts der Konturmalerei ist die Szene der
Zurückweisung des Opfers noch zu erkennen. Um den mäch-
tigen Altarblock in der Mitte gruppieren sich auf der rechten
Seite der Priester und zwei Assistenzfiguren, auf der linken
Seite Joachim und Anna. Beide haben die Arme zur Klage er-
hoben, während das zur Opferung bestimmte Böcklein vom
Altar herabgestoßen wird. Einen Hinweis auf den Tempel als
Ort der Handlung bieten neben dem Altar auch die beiden in
den Spitzen des Passbogens sichtbar aufgehängten brennenden
Öllampen.
Ornament: Reste des vegetabilen Rankengrundes (Muster
X,j6). Hinter dem Passbogenmedaillon Reste des Ornament-
teppichs aus Pfauenfedern (Muster X,37).
CVMA T 6917E, KB Dias Werkstatt G. van Treeck
2d APOSTEL PAULUS Fig. in, 117, Abb. 140E
H. 100 cm, B. 43 cm (47,5 mit neutralem Randstreifen).
Erhaltung: Minimale Ergänzungen teils älterer, teils jüngerer
Zeit im ornamentalen und architektonischen Rahmen. Bema-
lung erloschen. Bleinetz Frenzei.
Ikonographie, Komposition: Paulus erscheint in leichter Wen-
dung nach links, zur Mitte des Fensters hin stehend in einem
schmalen Tabernakel. In der Linken hält er sein persönliches
Attribut, das Schwert als Hinweis auf sein Martyrium durch
Enthauptung, die ihm als römischem Staatsbürger zuteil wur-
de. Wie bei allen Aposteln, so setzte sich auch der Tabernakel
des Hl. Paulus ursprünglich in der nächsten Zeile mit einer ar-
chitektonischen Bekrönung fort.
Stil: Obwohl die Gesichtszeichnung so gut wie vollkommen
verloren ist, lässt sich im Streiflicht noch eine große Ähnlich-
keit des Kopftyps mit dem knienden Stifter Ulrich Stromer zur
Goldenen Rose im Stromer-Fenster konstatieren (s. Abb. 65).
CVMA T 6919, MF Dia Werkstatt G. van Treeck
3a APOSTELPAAR THOMAS UND MATTHÄUS
Fig. m, 117, Abb. 140E, 146
H. 100 cm, B. 43 cm (47,5 mit neutralem Randstreifen).
Inschrift: Die ehemals auf der Schriftrolle befindliche Inschrift,
die sehr wahrscheinlich die Namen der beiden Apostel bezeich-
nete, ist vollständig abgewittert.
Erhaltung: Im gesamten weißen Randstreifen finden sich sehr
verschieden anmutende, teils blanke, teils nachretuschierte
Gläser, über deren ursprüngliche Zugehörigkeit bzw. nach-
trägliche Eindickung nicht definitiv entschieden werden kann.
Das obere Ende der Inschriftbanderole ist ergänzt. Nur an we-
nigen Stellen sind im Streiflicht noch Spuren der ehemaligen
Schwarzlotzeichnung auszumachen. Bleinetz mittelalterlich
(mit wenigen Ergänzungen Frenzeis).
Ikonographie, Komposition: Eng gedrängt in den schmalen
Raum neben der breiten Randbordüre erscheinen die beiden
traditionell als Thomas und Matthäus bezeichneten Apostel
einander zugewandt und mit einer langen Schriftrolle unter
ihren Armen. Über den Köpfen sind noch zwei schlichte Vier-
kantkonsolen zu erkennen, die in der nächsten Zeile in einen
bekrönenden Architekturbaldachin überleiteten, wie er z.B. in
der - heute spitzbogig zugeschnittenen - Scheibe 5a erhalten
geblieben ist.
CVMA T 6920, MF Dia Werkstatt G. van Treeck
3b/c VERKÜNDIGUNG AN JOACHIM
Fig. m, 117, Abb. 140E
H. 100/99 cm> B. 43-42/43 cm (47,5 bzw. 48 cm mit neutralen
Randstreifen).
Erhaltung: Die Scheiben befanden sich bereits vor der Vertau-
schung des Fensterplatzes von der Süd- auf die Nordseite (von S
VIII nach N VIII) bis zur Kriegsber^ung 1942 in falscher Ver-
setzung in der untersten Fensterzeile406. Durch die Versetzung
in die verkürzte unterste Zeile von Fenster N VIII im frühen
19. Jh. wurden beide Felder jeweils um ca. das untere Drittel
ihrer ursprünglichen Höhe beschnitten, ein gravierender Ein-
griff, der erst bei der Nachkriegsrestaurierung durch großflä-
chige Ergänzungen der Werkstatt Frenzei, teils mit Echtantik-
gläsern, teils mit alten Scherben, notdürftig wieder rückgängig
gemacht werden konnte. Die weißen Gläser des Medaillonrah-
mens sind massiv craqueliert. Minimale Restspuren von Bema-
lung in Kopf, Händen und Flügeln des Verkündigungsengels
und in den Hintergründen. Bleinetz von Frenzei erneuert.
Ikonographie, Komposition: Nachdem sein Opfer zurück-
gewiesen worden war, kehrte Joachim aus Scham nicht nach
Hause zurück, sondern er begab sich zu seinen Hirten und
verweilte einige Zeit im Gebirge bei seinen Herden. Dort er-
schien ihm eines Tages der Engel des Herrn und überbrachte
die frohe Botschaft von der Empfängnis Mariä. So überliefert
es die Eegenda aurea des Jakobus de Voragine, während sich
Joachim den älteren Kindheitsevangelien (Protev 1,1) zufolge
in die Wüste zurückzog, um dort 40 Tage und 40 Nächte zu
fasten und zu beten407. Da die Zweifiguren-Komposition im
Grundherr-Fenster mit der Gegenüberstellung des links her-
anschwebenden Verkündigungsengels und der gebückten, auf
einen Stab gestützten Gestalt Joachims im rechten MedaiL