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CHORFENSTER süd III (pFINZING-FENSTEr)

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la-d SOCKELKONSOLE MIT STIFTERINSCHRIFT
Fig. 29, 161, 167, Abb. 73, 75, 94
H./B.: 1a: 107,5-108/40, b: 106,5/40,2, c: 106-107/40, d: 107,3-
108/40 cm.
Inschriften: Auf der durchlaufenden Inschrifttafel hinter der
Konsole in Kapitalis die Stifterinschrift: SIEG- / FRIDVS /
PFIN-/ZING620 621 / SIBI / SVISQ(VE) / M -D -X V.
Im rechten Feld unten die Inschrift des Restaurators: F. X.
ZETTLER MONACENSIS CONSERVAVIT ■ MCMXX ■
Erhaltung: Größere Partien besonders der beiden linken Felder
wurden überwiegend von Zettler erneuert. Daneben finden sich
vereinzelt alte Flickstücke. Mit den im Zuge der Außenschutz-
verglasung des Fensters angestückten unteren Randstreifen er-
reichen die Felder eine Höhe von 113 cm (ohne Rahmung).
Ikonographie: In Feld ib unten das kleine Wappen der Pfinzing
von Henfenfeld: von Gold und Schwarz geteilt, mit Herzschild
von Henfenfeld: von Gold, Blau und Silber geteilt; in Feld ic
das Wappen Harsdörffer: in Rot ein silberner Wachturm auf
goldenem Dreiberg. Die Allianz bezieht sich allem Anschein
nach auf einen der Nachfahren des Fensterstifters und Admi-
nistrator der Familie - 1. Christoph Pfinzing (1566-1629) und
dessen Gemahlin Susanna Harsdörffer (gd 1596), 2. Martin V.
Pfinzing (1623-1684) und dessen Gemahlin Maria Sabina Hars-
dörffer (® 1674) oder 3. Sigmund IX. Pfinzing (1633-1708) und
dessen Gemahlin Anna Maria Harsdörffer (® 1662)622. Die bei-
den Wappenschilde wurden im Zuge von Instandsetzungsar-
beiten am Pfinzing-Fenster im 17. Jh. in die Sockelzone ein-
gefügt. Auf die späte Entstehung deutet auch der Einsatz von
blauer Emailfarbe im Herzschild des Pfinzing-Wappens.
Komposition, Ornament: Die breitrechteckige Sockelzone der
ersten Zeile zeigt - zurückversetzt - einen mit Rundstäben
eingefassten Wandspiegel, darin auf halber Höhe die schmale
Inschrifttafel, die nach Art einer metallenen Tafel mittels
zweier großer Ösen im seitlichen Gewände der Rückwand be-
festigt ist. Inschrift und Rückwand werden mittig durch eine
vorkragende, mit üppigen Weinranken und -trauben verzierte
mächtige Konsole geteilt, auf deren gefliester Standfläche in
der zweiten Zeile die männlichen und weiblichen Mitglieder
der Stifterfamilie erscheinen. In die Weinreben der zentralen
Konsole wuchern von beiden Seiten aus den Rundstäben des
Wandspiegels sprießende Eichblattranken mit Früchten.
Technik: Bemerkenswert ist der Einsatz der blauen Schmelzfar-
be im Herzschild des Pfinzingwappens (17. Jh.)
CVMA RT 13019-13022

2a STIFTER SIGMUND V. UND MELCHIOR
PFINZING Fig. 29, 161, 167, Abb. 73, 75, 79, 97
H. 105-105,5 cm, B. 40-40,5 cm.
Erhaltung: Geringfügige Ergänzungen, teils von Zettler, teils
mit alten Flickstücken, betreffen nur den Randbereich. Ausgie-
bige rückseitige Flächenlasuren mit rötlichem Lot sowie lockere
Konturierung entlang der Ornamente und Architekturprofile.
Ikonographie, Komposition: An heraldisch herausgehobener
Stelle führen die beiden ältesten Söhne Seyfried Pfinzings
- Sigmund V. (1479-1554), Amtmann zu Marloffstein, und Mel-
chior (1481-1535), Propst zu St. Sebald - den Kreis der Nach-
kommen an. Der kniende Stifter Siegmund trägt eine Pelz-
schaube und als Kopfbedeckung eine teilvergoldete Calotte,
in der Hand ein pelzverbrämtes Barett. Ausgewiesen wird er
durch den quadrierten Schild: in 1 und 4 das Wappen Pfinzing,
in 2 und 3 das Wappen Fütterer (in Rot ein silberner Sparren,
von drei [2:1] silbernen Sternen begleitet), das auf seine Gemah-
lin Helena geb. Fütterer verweist623. Melchior Pfinzing trägt
über der plissierten weißen Albe die Pelzalmucia des Propstes
von St. Sebald (und seit 1517 auch von St. Alban in Mainz)624
und dessen Wappen: im quadrierten Schild in 1 und 4: von Rot,
Silber und Rot geteilt, davor das Bild des Hl. Sebald, in 2 und
3: der Esel von St. Alban625; im Zentrum der kleine Herzschild
Pfinzing.
Ornament: Pfeilerrelief mit Masken und Delphinen.
Technik: Ausgekratzter Rotüberfang in den Wappen.
CVMA RT 13023, Großdia RT 03/49
2b STIFTER ULRICH UND SEYFRIED IV. PFINZING
Fig. 29, 161, 167, Abb. 73, 75
H. 104,7 cm> B. 39,7 cm.
Erhaltung: Am rechten Rand in Höhe des Pedums minimal er-
gänzt; einige alte Flickstücke neben dem Schwan. Die Bema-
lung der Vorderseite zeigt unter der Überglasung stark aufge-
kochte Konturen.
Ikonographie, Komposition: Die Gruppe der männlichen
Glieder der Stifterfamilie setzt sich fort mit den Brüdern Ul-
rich (1483-1530) und Seyfried IV. Pfinzing (1485-1545). Als
Generalschatzmeister und Günstling des Kaisers war Ulrich
1515 - als Laie - nach der erzwungenen Resignation des am-
tierenden Abts Johann IV. Parenpichler auf Betreiben Maxi-
milians I. zum neuen Abt der Benediktinerabtei St. Paul im
Lavanttal gewählt worden und blieb bis zum Tod Maximilians
I. kaiserlicher Rat626. Er kniet im Habit des Benediktinerabts,

620 Frenzel 1961, S. 51 wollte dem groß durchgezeichneten Madon-
nenblatt Dürers (W. 551) nur den Wert eines »Musterblattes« beimes-
sen, während er für den Rest des Fensters ältere Entwürfe Dürers oder
teilweise auch eigene Vorlagen der Glasmalerwerkstatt angenommen
hat.
621 Die Ergänzungen folgen der Überlieferung des 18./19. Jh. (s. Bibi.).
622 Vgl. Biedermann 1748, Tab. 421, 414 bzw. 416. Nicht in Frage
kommt dagegen Johann Sigmund II. Pfinzing (1665-1729, in erster
Ehe mit Magdalena Philippina Harsdörffer verheiratet, <©1691, f
1692), da dieser erst nach Schließung seiner 2. Ehe mit Maria Salome
Pömer zum Administrator der Familie avancierte (freundl. Hinweis
von Bertold Frhr. von Haller, Großgründlach). Zu den Genannten
vgl. auch Fleischmann 2008, II, S. 81 if., und die dort beigegebene
Stammtafel.
623 Biedermann 1748, Tab. 406; Fleischmann 2008, II, S. 800.
624 Vgl. Rosemarie Aulinger, Pfinzing, Melchior, in: NDB, XX,
2001, S. 334k

625 Vgl. Weilandt 2007, S. 363k und 516. Mayer 1831, S. 33 (Nr. 40),
deutete das Wappen irrtümlich als das des bereits im späten 14. Jh.
erloschenen Nürnberger Geschlechts der Eseler (Esler); vgl. ebenso
Hoffmann 1912, S. 163, bzw. Schulz, I,i, 1933, S. 34, der im Fall
der verwandten Wappenscheibe im Sebalder Pfarrhofchörlein (Kat.
S. 307!.) vermutet hat, dass Melchior Pfinzing damit an ein vermeint-
liches Engagement der Familie Eseler bei Bau oder Ausstattung des
Pfarrhauses erinnert haben könnte (ebenso Frenzel 1960, Anm. 9).
626 Biedermann 1748, Tab. 405; Fleischmann 2008, II, S. 798. Zur
Misswirtschaft und Raffgier Ulrichs in St. Paul und dessen erzwun-
gener Amtsaufgabe vgl. Karl Ginhart, Die Kunstdenkmäler des
Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal und seiner Filialkirchen
(Österreichische Kunsttopographie 37), Wien 1969, S. 25, 160 (Anm.
2); Ulrichs einfaches Grab befindet sich in der Stadtpfarrkirche zu Völ-
kermarkt, sein unvollendetes Grabdenkmal, 1515—1519 von Loy He-
ring geschaffen, hingegen im südlichen Querhaus der Stiftskirche St.
Paul (Ginhart, Abb. 211, 213k).
 
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