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SEBALDER PFARRHOF

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Fig. 235-237. Engel mit Wappen Propstei St. Sebald und St. Alban, Mainz / Wappendreiverein mit Wappen Maximilians I.,
Erzherzogtum Österreich und Grafschaft Tirol / Engel mit Wappenallianz Pfinzing/Grundherr.
Chörleinfenster n II, ta-c. Veit Hirsvogel d.J. nach Entwurf Hans von Kulmbachs, 1517.

CHÖRLEINFENSTER süd II

Fig. 238-240, Abb. 192-194

ta-c Serie von drei Rechteckwappen
Ursprünglicher Standort, Datierung: Eine weitere Wappenfol-
ge, ebenfalls aus drei Scheiben bestehend, schließt sich in der
Gestaltung der einzelnen Felder und deren Gesamtanordnung
an die Serie von 1517 an, kann aber frühestens ab 1521, dem
Jahr der Amtseinführung des Stifters Georg Pessler, entstan-
den sein. Bis zum Zweiten Weltkrieg saß die Folge zusammen
mit jener von 1517 in den Fenstern des nach Osten weisenden
Holzchörleins im zweiten Stock des Pfarrhofs22.
Technik, Stil: Die maltechnische Ausführung mit der weich
gestupften, fast fließenden Halbtonmodellierung legt eine Zu-
schreibung an den jüngsten und berühmtesten Sohn des Werk-
stattleiters, Augustin Hirsvogel, nahe, von dem Neudörfer
zu berichten wusste, dass »er eine sonderliche Tuschirung im
Glasmalen erfand«23.
Für Scheibe ta konnte der Glasmaler auf einen Scheibenriss Se-
bald Behams in Leipzig zurückgreifen, der - ursprünglich für
ein Wappen der Nürnberger Familie Neuner bestimmt - für
den vorliegenden Auftrag nur geringfügig modifiziert werden
musste (Fig. 241)24. Es steht zu vermuten, dass auch die beiden
zugehörigen Scheiben auf Vorzeichnungen Behams zurückge-
hen.
ta ENGEL MIT WAPPENALLIANZ PESSLER/TOPLER
Fig. 238, Abb. 192
H. 17,3 cm, B. 12,6 cm.
Erhaltung: Makellos.
Ikonographie, Komposition: Die beiden Scheiben ta und ic mit
den Wappenallianzen der Pessler/Topler und Melber/Pfinzing
in ta und ic sind auf die Großeltern des Propstes zu beziehen:
väterlicherseits Martin Pessler und Margarete geb. Topler; müt-
terlicherseits Veit Melber und Katharina geb. Pfinzing.
Der Engel mit den Wappen ist in die vorderste Bildebene ge-
rückt. Der Bildraum mit Rasenboden und rückwärtigem

Baumbestand wird durch einen etwas zurückversetzten Tor-
bogen auf gedrungenen Säulchen in Vorder- und Hintergrund
separiert.
Stil, Datierung: Hirsvogel-Werkstatt (Augustin Hirsvogel?),
nach Entwurf Sebald Behams, nicht vor 1521.
CVMA T 7316, Großdia A 12/145
ib WAPPENDREIVEREIN PROPSTEI ST. SEBALD-
PESSLER/PESSLER/MELBER Fig. 239, Abb. 194
H. 17,7 cm, B. 12,7 cm.
Erhaltung: Mit Ausnahme einer extrem abgeriebenen Stelle
zwischen den unteren Wappenschilden sind lediglich gering-
fügige Bemalungsverluste in den Wappen und bei den beiden
Putten festzustellen; ansonsten vorzüglich.
Ikonographie, Komposition: Der Wappendreiverein unter auf-
geschlagenem Zelt zeigt oben ein frontal gestelltes, viergeteiltes
Wappen: in Feld 1 und 4 Propstei St. Sebald, in 2 und 3 das
Wappen der Pessler. Dieser Schild bezieht sich auf Georg Pess-
ler, den letzten Propst von St. Sebald, der das Amt nach der Re-
signation Melchior Pfinzings 1521 übernahmund 1533 dem Rat
der Stadt anheimgab. Die beiden von kleinen Putten präsen-
tierten Einzelwappen darunter stehen für die Eltern des Props-
tes, Erhärt Pessler und dessen Ehefrau Katharina geb. Melber.
Auf dem geschindelten Zeltdach sind umlaufend drei kleine
wappenhaltende Bärchen platziert; der oben abschließende Zy-
linder mit Akanthusspitze ist ringsum mit Fruchtgirlanden be-
hängt. Als massive Bildrahmung erhebt sich über gedrungenen
Säulen mit ornamentiertem Schaft wie in allen drei Scheiben
der Folge ein gemauerter Rundbogen mit vorgelegtem Ast.
24 Auf den Leipziger Scheibenriss hat erstmals Frenzel 1960, S. 200,
aufmerksam gemacht; vgl. auch Kat. Ausst. Los Angeles/Saint
Louis 2000, S. 177h, Nr. 63.
 
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