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EHEMALS LANDAUER-KAPELLE

449


Fig. 403. Engelsturzkarton. Boston, Museum of Fine
Arts, Harvey D. Parker Fund 97,623.
Dürer-Werkstatt, 1508.

Fig. 404. Sturz der abtrünnigen Engel / Opferung Isaaks.
Ehemals Berlin, KGM (Kriegsverlust).


ben. Auch die engen Verbindungen, die sich zwischen den Fenstern und verschiedenen Werken Dürers in dieser Pe-
riode knüpfen lassen, beweisen, dass die Entwürfe in dessen unmittelbarem Umkreis entstanden sein müssen. Neben
den Bezügen zum Heller-Altar und der Weltgerichtszeichnung in London (W. 468), die eine gute Vorstellung davon
vermittelt, welches Format und welche Sorgfalt der zeichnerischen Durchgestaltung Dürers Entwürfe auch im vorlie-
genden Fall gehabt haben dürften, sind es in erster Linie die vielfältigen Bezüge zum Allerheiligenaltar selbst, die daran
keinen Zweifel zulassen. Lediglich in der Frage nach dem Grad von Dürers direkter Beteiligung an den Vorlagen gehen
die Meinungen auseinander. Für Johannes Schinnerer sprach bereits die »zuweilen etwas plumpe« Zeichnung in den
Scheiben gegen Entwürfe von der Hand Dürers24. Hermann Schmitz hingegen hat sogar eine eigenhändige Beteili-
gung des Meisters etwa an der Ausführung der Hauptfenster der Ostseite für möglich gehalten25. Schmitz gibt denn
auch ohne Vorbehalt die Entwürfe und in den besten Teilen (Mittelfenster) auch die Kartonzeichnungen Dürer selbst.
Als möglichen Mitarbeiter bei der Ausführung der Seitenfelder und Zeichnung der Kartons vermutet er Wolf Traut,

den wohl bedenkenlosesten Plagiator seines Lehrers, was
angesichts der dünnlinig spröden Gewandzeichnung des
Abraham auch zu erwägen wäre. Jede weitere Diskussion
knüpfte sich dann durchwegs an die Zuschreibung der
einzigen erhaltenen unmittelbaren Vorzeichnung für die
Landauer-Fenster: den Engelsturzkarton im Museum of
Fine Arts in Boston (Fig. 403)26.
in: Old Master Drawings 5, 1930/31, S. 42k, zuerst als »Dürerschule«
vorgestellt: »Though there is no doubt that the whole design must have
been made by Dürer, this fragment of a cartoon [...] can hardly itself be
attributed to the master’s hand«. Panofsky 2i 945 und 3i948, II, S. 90,
Nr. 872: »probably executed, on the basis of a design by Dürer, in the
workshop of Veit Hirsvogel who provided the windows«. Von Wink-
ler 1959, S. 24 und 27, stammt die vorsichtige Zuschreibung an Hans
von Kulmbach, die sich in der Folge hartnäckig durchgehalten hat (s.
Bibliographie S. 442!.). Erst Butts 1985, S. 289-294, hat die Autorschaft
Kulmbachs entschieden abgelehnt und mit Hinweis auf den Londoner
Petruskarton wieder Dürer selbst als Urheber vorgeschlagen und diese
Zuschreibung 1990, 2000 und 2003 wiederholt. Verfasser hatte demge-
genüber, die frühe Einschätzung Panofskys wieder aufgreifend, einen
Mitarbeiter der Glasmalerwerkstatt für die Reinzeichnung des Kartons
verantwortlich gemacht und diesem weitere Kartonzeichnungen in
London, Erlangen und Dresden zugeschrieben (Scholz 1991, S. 124).


Fig. 405. Maria, Apostel und Evangelisten als Fürbitter.
Ehemals Berlin, KGM (Kriegsverlust).
 
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