Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
60: Kreisfreie Stadt Erlangen

Teil Baudenkmäler: Erstellung des Entwurfs 1972—1975; Beneh-
men mit der Stadt eingeleitet 1975; Würdigung der Stellung-
nahme und Überarbeitung 1979; Ergänzungen bis April 1984;
Eintragungsstand: die Denkmäler sind zum überwiegenden Teil
eingetragen.
Teil archäologische Geländedenkmäler: Erstellung des Entwurfs
1973-77; Benehmen mit der Stadt nicht eingeleitet; Eintra-
gungsstand: die Denkmäler sind nicht eingetragen.

Stadt Erlangen
Baudenkmäler
Erlangen
Ensemble Altstadt/Neustadt Erlangen. - Umgrenzung: Mauer-
verlauf westlich der Westlichen Stadtmauerstraße samt Bahnhof
(Bahnhofplatz 1) - Verlauf der Westlichen Stadtmauerstraße ab
Rückgebäude Goethestraße 2 bis Einmündung Engelstraße -
Mauerverlauf zwischen Westliche Stadtmauerstraße bzw. Schul-
straße und Fuchsengarten - Verbindungsgasse zwischen Fuch-
sengarten und Pfarrstraße - Verlauf der Nördlichen Stadt-
mauerstraße - Nördlicher Mauerverlauf: Hauptstraße 120,
Rückseite der nördlichen Bebauung der Cedernstraße 16, 18, 20,
22 bzw. Rückseite der nordseitigen Bebauung der Vierzigmann-
straße (gerade Nrn. 6 bis 32, einschließlich Harfenstraße 11, 13,
) - Verbindungslinie zur Neuen Straße einschließlich Katholi-
scher Kirchenplatz 9 und 8 - Verlauf der Neuen Straße bis Ecke
indenburgstraße - Verlauf der Östlichen Stadtmauerstraße -
erlauf der Waldstraße - Verlauf der Anlagenstraße - Verlauf
ter Südlichen Stadtmauerstraße zwischen Anlagenstraße und
a ustraße - Südlicher Mauerverlauf südlich der Südlichen
ta tmauerstraße (südlich Nr. 25, nördlich Nr. 21, rückseitig
von Ni. 17 bis 1 '/2 ungerade Nrn. bzw. bis Westliche Stadtmauer-
straße). -
Erlangen ist ein hervorragendes Beispiel barocker Stadtbau-
unst in Deutschland. Nach den Zerstörungen gleichrangiger
tadtanlagen in Potsdam, Karlsruhe, Mannheim und Dres-
en-Neustadt, kommt dem historischen Stadtbereich Erlan-
gens einzigartige Bedeutung zu. Das Ensemble Altstadt/Neu-
stadt Erlangen umfaßt den Bereich, der umgrenzt wird von
den erhaltenen z. T. sichtbaren Resten der Stadtmauer bzw.
Polizeimauer oder Straßenzügen, die ihrer ehemaligen Füh-
rung folgen.
Die dörfliche Siedlung Erlangen, 1361 von Kaiser Karl IV. er-
worben, zur Stadt erhoben und zum Stützpunkt in seiner neu-
öhmischen Provinz ausgebaut, kam 1402 an die Burggrafen
von Nürnberg und damit an die Bayreuther Markgrafschaft
er fränkischen Hohenzollern, die 1528 die Reformation ein-
ührten. Umgriff und Grundstruktur dieser mittelalterlichen
Siedlung mit ihrem Markt und ihrer 1711 erneuerten Pfarrkir-
che auf dem Hochufer über Regnitz und Schwabachgrund
sind im heutigen Stadtgefüge noch zu erkennen.
Absolutistisch-merkantilistische Erwägungen veranlaßten den
ar grafen Christian Ernst seit 1686 französische Refugies

aufzunehmen und südlich vor der mittelalterlichen Stadt (Alt-
stadt) eine Neustadt zu gründen und durch seinen Hofarchi-
tekten Johann Moritz Richter anlegen zu lassen. Der Stadt-
grundriß ist ein streng vom rechten Winkel beherrschtes Sy-
stem. Es konstituiert sich aus einer Hauptachse, die in Nord-
Süd-Richtung zuerst den quadratischen Schloß- bzw. Markt-
platz und dann den rechteckigen Hugenottenplatz durchläuft,
beide sind durch monumentale Bauten ausgezeichnet, und aus
parallel und senkrecht regelmäßig zugeordneten Nebenachsen.
Mit geschlossenen Reihen gleichartiger, doch keinesfalls uni-
former Bürgerhäuser, als streng traufseitige zweigeschossige
Putz- und Sandsteinquaderbauten von sparsamer Gestaltung
der Fassaden, wurden diese Rechtecke blockhaft überbaut.
Die Eckhäuser erhielten häufig drei Geschosse und fassen mit
ihren größeren Baumassen die Blockfronten pfeilerhaft ein.
Im Neustädter Bereich wurden die Eckbauten darüberhinaus
als aus der Flucht leicht heraustretende Richthäuser, dreige-
schossig, mit großen Zwerchhäusern, zuweilen mit Lisenen-
gliederung der Fassaden, gestaltet. Der feinen Rhythmisierung
der städtebaulichen Struktur, die damit erzielt wurde, dienen
auch die überhöhten, gleichfalls vor die Blockflucht tretenden
Mittelakzenthäuser. Die Situierung von Schloß und Schloß-
park, seit 1700, wurde dem Gesetz des Stadtgrundrisses unter-
worfen.
Als der Hugenottenzuwanderung um 1700 noch ein Zuzug re-
formierter Glaubensflüchtlinge aus der Schweiz folgte, wurde
in „Neu-Erlang“ südlich und östlich des Hugenottenplatzes
nach dem Richterschen Konzept noch erweitert. Dieser Zu-
wachs konnte sich an die dort schon entstehenden Bauten der
1696 gegründeten Ritterakademie anschließen und entfaltete
sich vor allem west-ostwärts, längs der neuen großen Quer-
achse der Friedrichstraße. Hier entstanden auch, nachdem die
französisch-reformierte Gemeinde sich in der neuen Kirche
am Hugenottenplatz, die Neustädter lutherische Gemeinde
sich in der zur Ritterakademie gehörenden Sophienkirche ver-
sammeln konnte, die Neustädter Pfarrkirche der Lutheraner
und die Christuskirche der Deutsch-Reformierten; außerdem
ließ sich eine Reihe fränkischer protestantischer Adelsfamilien
nieder und errichtete Stadtpalais, zumal „Christian Erlang“
1708 offiziell zur sechsten Residenzstadt des Fürstentums er-
hoben worden war. - Nach dem Brand der mittelalterlichen
Altstadt 1706 erfolgte auch dort der Neuaufbau nach dem Vor-
bild der Neustadt; der Typ des Erlanger Einheitshauses blieb
verbindlich, Individualität äußert sich nur in Nuancen. - Auch
das 19. Jh. hielt im wesentlichen innerhalb der Stadtmauern,
z.T. auch in den neuen Baugebieten östlich des Schloßgartens,
an der Erlanger Bautradition des 18. Jh. fest. Am Rande des
Hofgartens brachten die gründerzeitlichen Großbauten der
seit 1743 in Erlangen bestehenden Universität jedoch starke
Änderungen des Charakters des Stadtgefüges in diesem Be-
reich. Diese Bauten sind heute z.T. Baudenkmäler, sie können
in ihrer Mehrheit als eigenes Ensemble definiert werden, das
spezifisch jüngere historische Vorgänge veranschaulicht. Die
Stadttore wurden zwischen 1865 und 1869, das Nürnberger
Tor 1945 beseitigt; die mittelalterlichen Stadtmauern und die
Zollmauer des 18. Jh. lassen zusammen mit der Grundrißstruk-
tur der Stadt die alten Stadtgrenzen erkennen. Die heutige
Universitäts- und Industriestadt Erlangen stellt sich trotz star-
 
Annotationen