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64/2: Große Kreisstadt
Rothenburg ob der Tauber

Baudenkmäler: Erstellung des Entwurfs ab 1972; Benehmen mit
der Stadt eingeleitet 1978; Würdigung der Stellungnahme der
Stadt 1981; Eintragungsstand: die Denkmäler sind eingetragen.
Teil archäologische Geländedenkmäler: Erstellung des Entwurfs
1973-77; Benehmen mit der Stadt nicht eingeleitet; Eintra-
gungsstand: die Denkmäler sind nicht eingetragen.

Stadt Rothenburg ob der Tauber
Baudenkmäler
Rothenburg ob der Tauber
Ensemble Stadt Rothenburg ob der Tauber. - Umgrenzung: Ver-
lauf des Bezoldwegs vom Klingentor zum Galgentor - Verlauf
des Hornburgwegs vom Galgentor zum Rödertor - Verlauf des
Toppierwegs - Verlauf des Friedrich-Hörner- Wegs - Nördlinger
Straße bis Wegabzweigung südlich Nr. 64 - Verbindungsweg zur
südlichen Walkmühle - entlang Taubertalweg bis Schmelzmühle
- Schmelzmühle - Taubertalweg bis Schwabenmühle - Schwa-
benmühle - Verbindungslinie zu Neuer Blinksteig - Neuer Blink-
steig bis Tauber - Tauber einschließlich westlich der Tauber gele-
gener Bebauung gegenüber der Steinmühle - Tauber bis Leuzen-
bronner Straße - Leuzenbronner Straße - Verlauf des Tauber-
talwegs mit allen bergseitig angrenzenden Grundstücken auf der
Strecke Lukasrödermühle (Taubertalweg 70) bis zur Fuchsen-
mühle (Taubertalweg 101) - Taubertalweg 101 - Mühlbach zur
Stegmühle - Stegmühle (Taubertalweg 110) - nördlicher Zu-
fahrtsweg zur Stegmühle bis zum Taubertalweg - Taubertalweg
bis zur Barbarossabrücke - Tauber bis in die Höhe der Ludles-
rnühle (Kurze Steig 14) - Ludlesmühle - von Ludlesmühle ge-
rade Verbindungslinie bis Hindenburgstraße - Hindenburg-
Straße - Mergentheimer Straße bis Bezoldweg. -
Das Ensemble umfaßt die Reichsstadt innerhalb ihrer Stadtbe-
festigung einschließlich der ehern. Grabenzone im Norden
und Osten. Im Süden, Westen und auch Norden umgreift es
das Hanggebiet unterhalb der Stadtbefestigung sowie einen
Teil des Taubertals mit Wildbad, der Doppelbrücke, der Ko-
bolzeller Kirche, dem Toppierschlößchen und einigen der ehe-
mals städtischen Mühlen.
Rothenburg war ursprünglich der Name einer Burg. Eine äl-
tere gräfliche Burg - später „Hinterburg“ - war gegen Ende
des 10. Jh. an fortifikatorisch günstiger Stelle, auf dem Berg-
sporn, der steil abfallend an drei Seiten von der Tauber um-
flossen wird, angelegt worden. Östlich davon im breiten
Spornabschnitt ließ König Konrad III. 1142 eine zweite Befe-
stigungsanlage, die „Vorderburg“, errichten, die im 12. Jh.
pfalzähnlichen Charakter annimmt. Vor dieser Burg wurde
dann im 12. Jh. die Burgsiedlung als eigenes Gemeinwesen ge-
gründet. Die Anlage der Stadt war offenbar nicht als Verkehrs-
knotenpunkt gedacht, doch wirkte sich die Lage in der Nähe
einer belebten Nord-Süd-Straße, die von Würzburg nach
Augsburg, vom Rheinlande nach Italien führte, günstig aus.
Das zu dieser Zeit entstehende Bürgertum entwickelte sich zu

einer wesentlichen Kraft; Ministerialen des Burgherren und
niederer Adel der Umgebung wurden städtische Patrizier.
Als staufische Siedlung weist Rothenburg ein einheitliches
kreuzförmiges Grundriß-Schema auf. Seine Hauptachse wird
durch die platzartig breite Herrn- und durch die später ver-
engte Hafengasse gebildet. Den Kreuzungspunkt mit der in
nordsüdlicher Richtung verlaufenden Nebenachse bildet der
weitläufige Marktplatz. Herrngasse und Marktplatz, wo vor al-
lem auf tiefen Grundstücken die stattlichen Häuser des reichs-
städtischen Patriziats, meist dreigeschossige Massivbauten mit
umfangreichen Fachwerkrückgebäuden stehen, machen bis
heute den Schwerpunkt und Kern der Stadt deutlich.
Der Ausbauzeit des 13. Jh. gehören neben dem inneren Mauer-
ring mit den zum Teil noch erhaltenen ehern. Tortürmen das
nach Brand 1240 neu errichtete Rathaus und das ehern. Brot-
haus an, vor allem aber die von den Ordensgemeinschaften ge-
tragenen kirchlichen Niederlassungen: das Johanniterspital
1227, die Deutschordenskomturei 1258 als Träger der Pfarrei
St. Jakob, das Dominikanerinnenkloster 1258 und das Franzis-
kanerkloster 1281. Der bestehende Bau der Stadtpfarrkirche
St. Jakob wurde anstelle einer Kirche der 2. Hälfte des 12. Jh.
und der 1266 geweihten Heilig-Blut-Kapelle errichtet (Chor-
bau 1. Hälfte 14. Jh.; zwischen 1373 bis ca. 1436 wurde das
Langhaus errichtet, Westbau und Türme durch Nikolaus Ese-
ler d.Ä. 1453/84 angefügt). In dieser Ausbauphase wurde auch
das neue Spital vor der Stadt gestiftet, um 1280. Die Gewäh-
rung der Reichsfreiheit 1274 und die Loslösung der Pfarrei
Rothenburg von der Mutterpfarrei Detwang 1258 sind die
wichtigsten historischen Daten dieser Phase. Auch der Bevöl-
kerungszustrom, der die Anlage neuer Vorstädte notwendig
machte, illustriert das Aufblühen der Stadt.
Nach dem mächtigen Aufschwung der Stadtentwicklung im
14. Jh., 1340 war die Nord-Süd-Straße durch kaiserliches Privi-
leg in die Stadt verlegt worden, erfolgte im 14./15. Jh. die Er-
richtung eines erweiterten Befestigungsrings mit vorgeschobe-
nem Streichwehr- und Zwingersystem, wobei die vier Tor-
türme, Klingen-, Galgen-, Röder- und Spitaltor, burgartigen
Charakter erhielten. Dieses einheitliche Befestigungssystem
umfaßte nun die Gesamtstadt, die sich stufenweise um immer
neue Vorstädte bis zu dieser Größe entwickelt hatte. Die erste
Stufe der Vorstadtentwicklung fällt bereits in die Zeit um 1274
bis 1300, als eine regelmäßige Vorstadt angelegt wurde, die
sich zwischen Hirtengasse und Wenggasse und bis zur Rosen-
gasse ausdehnte, mit der Galgengasse als Hauptachse. Als
zweite Stufe erfolgte die Ausweitung dieser Vorstadt mit der
Neugasse usw., um 1330. Als dritte Stufe erfolgte die Besied-
lung der Südvorstadt an der südlichen Ausfallstraße, die seit
1387 Kappenzipfel genannt wird und Ende des 14. Jh. in die
Stadtbefestigung eingegliedert worden war. Als letzte Stufe ist
die nordöstliche Vorstadt an der äußeren Klingengasse um
1370 anzusetzen. Als die neue Stadtmauer bereits geschlossen
war, ging man daran, den alten Stadtgraben zu parzellieren
und zu überbauen, um 1370/80. Doch lassen heute noch der
Verlauf der Gassen: Alter Stadtgraben, Pfeifergäßchen, Pfarr-
gasse und Judengasse aufs deutlichste den kreisförmigen Um-
riß des alten Stadtkerns erkennen; die erhaltenen Tore Burg-
tor, Markusturm mit Röderbogen und der Weiße Turm sind
 
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