70/2: Große Kreisstadt Weißenburg i.Bay
Baudenkmäler: Erstellung des Entwurfs ab 1973; Benehmen mit
der Stadt eingeleitet 1975; Würdigung der Stellungnahme und
Überarbeitung 1982; Eintragungsstand: die Denkmäler sind
zum überwiegenden Teil eingetragen.
Teil archäologische Geländedenkmäler: Erstellung des Entwurfs
1973-77; Benehmen mit den Gemeinden nicht eingeleitet; Ein-
tragungsstand : die Denkmäler sind nicht eingetragen.
Stadt Weißenburg i. Bay.
Baudenkmäler
Weißenburg i. Bay.
Ensemble Altstadt Weißenburg i. Bay. - Umgrenzung: Nördliche
Ringstr., Niederhofener Str. 1, Eichstätter Str. 2, Seeweiher-
mauer (mit östlichem Stadtgraben und Seeweiher), Südliche
Ringstr., Am Kirchhof, Westliche Ringstr., Schulhausstraße. -
Der karolingische Königshof am Rande der Talniederung der
Schwäbischen Rezat, zuerst 867 genannt, ist die ausschlagge-
bende Keimzelle der späteren Stadt; in ihrem Grundriß ist
dessen Zentrum, der „Am Hof“ genannte Dreiecksplatz zwi-
schen Andreaskirche, Rosenstraße, Westseite des Marktes und
Untere Stadtmühlgasse klar erkennbar. - Nach Osten hin ent-
faltete sich bis zum Rosenbühl, zur Bräu- und Heigertgasse ein
zweites Element, das suburbium der Kaufleute. Sein kirchli-
cher Mittelpunkt ist am Platz „Auf der Kapelle“ zu suchen,
dem Ort einer abgegangenen kleinen Kirche. - Mit einem drit-
ten Element, einer alten dörflichen Siedlung um eine Urpfar-
rei auf dem Platz „An der Schranne“, östlich des suburbiums,
wuchs die frühe bürgerliche Siedlung zusammen. - Die drei
präurbanen Elemente ordneten sich im 12./13. Jh. zur einheit-
lich befestigten Stadt. Der Markt breitete sich als Rechteck an
der Straßenachse aus, die zum Spitaltor und weiter nach Augs-
burg führt. Im rechten Winkel dazu wurde planmäßig, über
die frühe Grenze Bräugasse-Heigertgasse hinausgehend, der
Holzmarkt (Luitpoldstraße) angelegt, ein langgezogenes
Rechteck, bemerkenswert in seiner für fränkische Stadtanla-
gen außerordentlichen Weitläufigkeit. Die Verlängerung die-
ses Rechteckes leitet zum Obertor und in die Straße nach Eich-
stätt. Die dritte Hauptstraße stößt von Norden, von Nürnberg
her, durch das Ellinger Tor in die Stadt, erreicht den Markt
aber erst nach scharfer östlicher Abwinkelung. Ihr ursprüngli-
ches Ziel war - in gerader Richtung zweifellos der Königshof.
- Von den deutschen Königen mehrfach privilegiert und 1338
mit dem großen Königsforst östlich der Stadt beschenkt, er-
rang Weißenburg im frühen 14. Jh. den Status einer Freien
Reichsstadt, den es bis 1802 behaupten konnte. Die Zeit von
der Erringung der Souveränität bis zum Jahre 1480, dem Zeit-
punkt des ersten finanziellen Ruins der Stadt, ist Weißenburgs
blühendste Periode; in diesen etwa 150 Jahren prägte sich der
spätgotisch-bürgerliche Grundcharakter der Stadt aus. - Am
nordwestlichen Rand der Stadt wurde die Pfarrkirche St. An-
dreas errichtet und 1327 geweiht; schon um 1440 wurde ihr
Chor durch eine hohe Hallenanlage ersetzt, der an ungewöhn-
licher Stelle, am Scheitel des Chores, zwischen 1459 und 1520
ein Ostturm angefügt wurde. Dieser ist nicht nur als Pfarr-,
sondern auch als Stadtturm zu verstehen, er ist bewußt auf den
Straßenzug Rosenstraße/Luitpoldstraße ausgerichtet. Zusam-
men mit dem Chordach schafft er die unverwechselbare Domi-
nante im Weißenburger Stadtbild. - Die zweite große Leistung
der Blütezeit ist die Stadterweiterung von 1372. Der ganze süd-
liche Stadtteil jenseits des Straßenbogens Untere Stadtmühl-
gasse-Wildbadstraße, in welchem sich schon ein 1242 gegrün-
detes, nie zu großer Entfaltung gelangtes Augustinerinnenklo-
ster befunden hatte, wurde damals der hochmittelalterlichen
Kernstadt angeschlossen; die Erweiterung war so großzügig
geplant, daß sich die Stadt bis zur Mitte des 19. Jh. nicht weiter
ausdehnen mußte. Die Grenze zwischen beiden Stadthälften,
eine bandartige Folge von Weihern, die erst im 19. Jh. ver-
schüttet worden sind, und das erhalten gebliebene, auf das
11. Jh. zurückgehende Spitaltor, sind im Stadtgrundriß noch
klar erkennbar. - Der neue Bereich wurde mit einer Befesti-
gung umgeben, die älteren Partien wurden verbessert. Im
14./15. Jh. war der gesamte Mauerring mit seinen gedeckten
Wehrgängen, mit 3 Toren, 40 Türmen, Graben- und Schanzan-
lagen vollendet. Durch die dichte Turmfolge zeichnet sich die
Befestigung besonders aus; fast drei Viertel der Türme und
Mauern sind erhalten, von den Torbauten ist das im Kern go-
tische, 1520 durch Vorwerke verbesserte Ellinger Tor noch
vorhanden. - Auch die Anlage des Karmeliterklosters am
Holzmarkt, 1325 gestiftet und in die Längsseite der nördlichen
Platzwand eingestellt, und die Spitalkirche, um 1450/60, die
dem erhalten gebliebenen Torturm (Spitaltor) der ältesten
Stadtbefestigung angeschlossen wurde, gehören der Blütepe-
riode an. Reichsstädtisches Selbstverständnis spricht sich in
dem freistehenden Sandsteinbau des Rathauses aus, der über
dem Schnittpunkt, der drei Hauptachsen der Stadt zwischen
1440 und 1476 (Turm 1567) errichtet wurde und sich mit seiner
Schauseite dem Holzmarkt, der größten Platzanlage der Stadt,
zuwendet. - Die bürgerlichen Wohnstätten waren über Jahr-
hunderte Fachwerk-Giebelbauten. Erst im 18. Jh. entstanden
in nennenswerter Zahl massive Bauten, gegen Ende des Jahr-
hunderts oft dreigeschossig und mit Walm- oder Mansarddä-
chern, oder es wurden den Fachwerkbauten massive Fassaden
vorgelegt. Die bürgerlichen Neubauten und Erneuerungen äl-
terer Bürgerhäuser in der Spätzeit der Reichsstadt ordneten
sich in die vorgegebenen spätmittelalterlichen Dimensionen
ein. Auch als man - als einzigem öffentlichem Bau - dem Spi-
taltor 1729 durch Gabrieli eine Barockisierung angedeihen
ließ, geschah dies mit größter Zurückhaltung.
Platz- und Strassenbilder von besonderer Bedeutung:
Äussere TÜrkengasse I. - Umgrenzung: Äußere Türkengasse
1-8, 10, 12-20, 22, 24, Obere Stadtmühlgasse 12, 15, 27, Sau-
markt 8. - Gasse ackerbürgerlichen Gepräges am südlichen
Rand der Altstadt, locker bebaut mit ehern. Bauernhäusern
des 18. Jh. und Stadeln, dazwischen Gärten, Lagerbauten und
einige moderne Häuser. Zwischen Haus Nr. 6 und Nr. 8 sowie
zwischen Nr. 20 und 22 schmale gepflasterte Verbindungswege
zum Schießgraben (Stadtmauer). Die Gasse wird durch das
Steinpflaster besonders belebt.
Baudenkmäler: Erstellung des Entwurfs ab 1973; Benehmen mit
der Stadt eingeleitet 1975; Würdigung der Stellungnahme und
Überarbeitung 1982; Eintragungsstand: die Denkmäler sind
zum überwiegenden Teil eingetragen.
Teil archäologische Geländedenkmäler: Erstellung des Entwurfs
1973-77; Benehmen mit den Gemeinden nicht eingeleitet; Ein-
tragungsstand : die Denkmäler sind nicht eingetragen.
Stadt Weißenburg i. Bay.
Baudenkmäler
Weißenburg i. Bay.
Ensemble Altstadt Weißenburg i. Bay. - Umgrenzung: Nördliche
Ringstr., Niederhofener Str. 1, Eichstätter Str. 2, Seeweiher-
mauer (mit östlichem Stadtgraben und Seeweiher), Südliche
Ringstr., Am Kirchhof, Westliche Ringstr., Schulhausstraße. -
Der karolingische Königshof am Rande der Talniederung der
Schwäbischen Rezat, zuerst 867 genannt, ist die ausschlagge-
bende Keimzelle der späteren Stadt; in ihrem Grundriß ist
dessen Zentrum, der „Am Hof“ genannte Dreiecksplatz zwi-
schen Andreaskirche, Rosenstraße, Westseite des Marktes und
Untere Stadtmühlgasse klar erkennbar. - Nach Osten hin ent-
faltete sich bis zum Rosenbühl, zur Bräu- und Heigertgasse ein
zweites Element, das suburbium der Kaufleute. Sein kirchli-
cher Mittelpunkt ist am Platz „Auf der Kapelle“ zu suchen,
dem Ort einer abgegangenen kleinen Kirche. - Mit einem drit-
ten Element, einer alten dörflichen Siedlung um eine Urpfar-
rei auf dem Platz „An der Schranne“, östlich des suburbiums,
wuchs die frühe bürgerliche Siedlung zusammen. - Die drei
präurbanen Elemente ordneten sich im 12./13. Jh. zur einheit-
lich befestigten Stadt. Der Markt breitete sich als Rechteck an
der Straßenachse aus, die zum Spitaltor und weiter nach Augs-
burg führt. Im rechten Winkel dazu wurde planmäßig, über
die frühe Grenze Bräugasse-Heigertgasse hinausgehend, der
Holzmarkt (Luitpoldstraße) angelegt, ein langgezogenes
Rechteck, bemerkenswert in seiner für fränkische Stadtanla-
gen außerordentlichen Weitläufigkeit. Die Verlängerung die-
ses Rechteckes leitet zum Obertor und in die Straße nach Eich-
stätt. Die dritte Hauptstraße stößt von Norden, von Nürnberg
her, durch das Ellinger Tor in die Stadt, erreicht den Markt
aber erst nach scharfer östlicher Abwinkelung. Ihr ursprüngli-
ches Ziel war - in gerader Richtung zweifellos der Königshof.
- Von den deutschen Königen mehrfach privilegiert und 1338
mit dem großen Königsforst östlich der Stadt beschenkt, er-
rang Weißenburg im frühen 14. Jh. den Status einer Freien
Reichsstadt, den es bis 1802 behaupten konnte. Die Zeit von
der Erringung der Souveränität bis zum Jahre 1480, dem Zeit-
punkt des ersten finanziellen Ruins der Stadt, ist Weißenburgs
blühendste Periode; in diesen etwa 150 Jahren prägte sich der
spätgotisch-bürgerliche Grundcharakter der Stadt aus. - Am
nordwestlichen Rand der Stadt wurde die Pfarrkirche St. An-
dreas errichtet und 1327 geweiht; schon um 1440 wurde ihr
Chor durch eine hohe Hallenanlage ersetzt, der an ungewöhn-
licher Stelle, am Scheitel des Chores, zwischen 1459 und 1520
ein Ostturm angefügt wurde. Dieser ist nicht nur als Pfarr-,
sondern auch als Stadtturm zu verstehen, er ist bewußt auf den
Straßenzug Rosenstraße/Luitpoldstraße ausgerichtet. Zusam-
men mit dem Chordach schafft er die unverwechselbare Domi-
nante im Weißenburger Stadtbild. - Die zweite große Leistung
der Blütezeit ist die Stadterweiterung von 1372. Der ganze süd-
liche Stadtteil jenseits des Straßenbogens Untere Stadtmühl-
gasse-Wildbadstraße, in welchem sich schon ein 1242 gegrün-
detes, nie zu großer Entfaltung gelangtes Augustinerinnenklo-
ster befunden hatte, wurde damals der hochmittelalterlichen
Kernstadt angeschlossen; die Erweiterung war so großzügig
geplant, daß sich die Stadt bis zur Mitte des 19. Jh. nicht weiter
ausdehnen mußte. Die Grenze zwischen beiden Stadthälften,
eine bandartige Folge von Weihern, die erst im 19. Jh. ver-
schüttet worden sind, und das erhalten gebliebene, auf das
11. Jh. zurückgehende Spitaltor, sind im Stadtgrundriß noch
klar erkennbar. - Der neue Bereich wurde mit einer Befesti-
gung umgeben, die älteren Partien wurden verbessert. Im
14./15. Jh. war der gesamte Mauerring mit seinen gedeckten
Wehrgängen, mit 3 Toren, 40 Türmen, Graben- und Schanzan-
lagen vollendet. Durch die dichte Turmfolge zeichnet sich die
Befestigung besonders aus; fast drei Viertel der Türme und
Mauern sind erhalten, von den Torbauten ist das im Kern go-
tische, 1520 durch Vorwerke verbesserte Ellinger Tor noch
vorhanden. - Auch die Anlage des Karmeliterklosters am
Holzmarkt, 1325 gestiftet und in die Längsseite der nördlichen
Platzwand eingestellt, und die Spitalkirche, um 1450/60, die
dem erhalten gebliebenen Torturm (Spitaltor) der ältesten
Stadtbefestigung angeschlossen wurde, gehören der Blütepe-
riode an. Reichsstädtisches Selbstverständnis spricht sich in
dem freistehenden Sandsteinbau des Rathauses aus, der über
dem Schnittpunkt, der drei Hauptachsen der Stadt zwischen
1440 und 1476 (Turm 1567) errichtet wurde und sich mit seiner
Schauseite dem Holzmarkt, der größten Platzanlage der Stadt,
zuwendet. - Die bürgerlichen Wohnstätten waren über Jahr-
hunderte Fachwerk-Giebelbauten. Erst im 18. Jh. entstanden
in nennenswerter Zahl massive Bauten, gegen Ende des Jahr-
hunderts oft dreigeschossig und mit Walm- oder Mansarddä-
chern, oder es wurden den Fachwerkbauten massive Fassaden
vorgelegt. Die bürgerlichen Neubauten und Erneuerungen äl-
terer Bürgerhäuser in der Spätzeit der Reichsstadt ordneten
sich in die vorgegebenen spätmittelalterlichen Dimensionen
ein. Auch als man - als einzigem öffentlichem Bau - dem Spi-
taltor 1729 durch Gabrieli eine Barockisierung angedeihen
ließ, geschah dies mit größter Zurückhaltung.
Platz- und Strassenbilder von besonderer Bedeutung:
Äussere TÜrkengasse I. - Umgrenzung: Äußere Türkengasse
1-8, 10, 12-20, 22, 24, Obere Stadtmühlgasse 12, 15, 27, Sau-
markt 8. - Gasse ackerbürgerlichen Gepräges am südlichen
Rand der Altstadt, locker bebaut mit ehern. Bauernhäusern
des 18. Jh. und Stadeln, dazwischen Gärten, Lagerbauten und
einige moderne Häuser. Zwischen Haus Nr. 6 und Nr. 8 sowie
zwischen Nr. 20 und 22 schmale gepflasterte Verbindungswege
zum Schießgraben (Stadtmauer). Die Gasse wird durch das
Steinpflaster besonders belebt.