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-- Der Baumeister Maaß Hierselbst hat, wie die Voss. Zeitung mit-
theilt, eine Erfindung gemacht, künstlichen Marmor darzustellen, welcher
nicht allein dem natürlichen weißen, grauen oder blauen Marmor vollkommen
ähnlich sieht, sondern auch den besonderen Bortheil vor demselben hat, daß
er neben einer gleichen Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit einen ungleich gerin-
geren Preis kostet, so daß z. B. der Quadratfuß dieses künstlichen Marmors,
sauber geschlissen und polirt, nur etwa 20 Sgr. kostet, während der Preis
des natürlichen gegenwärtig l\ Thlr. beträgt. Der künstliche Marmor läßt
sich zu allen Kunstwerken verwenden. Herr Baumeister Maaß, der diese
Erfindung selbst ausbeuten will, errichtet gegegenwärtig in Moabit eine
eigene Fabrik.

-Der Künstlerverein, welcher im Anfänge dieses Jahres ge-
gründet wurde und aus den jüngern Künstlern Berlins besteht, beabsichtigt
in diesem Herbste eine gemeinschaftliche Reise zur Besichtigung des Kölner
Doms und des Rheins zu machen.

Köln. — Der Bildhauer E. Renard, Schüler des Dombildhauers
Mohr, ist mit der Ausführung einer sitzenden „Statue der heil. Maria mit
dem Kinde" beschäftigt, welches ein wohlgelungenes Werk zu werden verspricht.
Wir werden später ausführlicher auf das Werk zurückkoinmen.

—- — Der Bildhauer E. Peiffer aus Köln ist von einem hiesigen kunst-
liebenden Banquierhause mit der Ausführung einer lebensgroßen Marmor-
statue beauftragt worden. Ebenderselbe hat den Auftrag erhalten, die Mo-
numente der Ahnen des Grafen von Hatzfeld in Friesenhage» zu restauriren.
Dieselben sind theils in Marmor, theils in Sandstein ausgeführt und nach
dem Urtheile von Kunstkennern werth, vor gänzlicher Zerstörung gesichert zu
werden.

Düsseldorf. —- Ans dem sehr thätigen Kunst-Institut von Arnz &
Comp, sind soeben sechs Bilder in Farbendruck hervorgegangen, die zur „Ge-
schichte des Königl. Preuß. 25. Infanterie-Regiments und seines Stammes,
der Infanterie des von iützvw'schen Frei-Corps", gehören. Die Arnz'sche
Vervielfältigung hat getreue Facsimile's der Originalblätter gebracht, die ein
hohes Geschenk Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen sind.
Namentlich gelungen sind das illustrirte Titelbild von Maler Adalbert
Müller und das vom Schlachtenmaler Kaiser in Berlin herrührende Blatt
„die Lützower", welches gleichzeitig das einzig richtige Kostümbild dieser
tapfern und berühmten Schaar liefert. In dem „König-Ludwigs-Album",
welches bekanntlich von der Kunstanstalt von Piloty und Löhle heraus-
gegeben wird, erschien bereits früher „Lützows wilde, verwegene Jagd" (Aqna-
retlgemäldc von Carl Grünwedel, Steinzeichnnng von W. Becker.

Magdeburg. — Am I. d. M. fand die Enthüllung des dem verstor-
benen Oberbürgermeister Francke neben der hiesigen Hauptwache von der
Stadt Magdeburg errichteten Denkmales statt. Dasselbe ist bekanntlich von
dem Bildhauer Bläser in Berlin ansgeführt worden.

Bremen. - Als Nachtrag zu der in der vorigen Nummer enthaltenen
Korrespondenz, geben wir hier das Verzeichnis; der dem Kunstfache angehö-
renden Vorträge u. s. f., welche in dem Künstlervereine während des ver-
flossenen Jahres gehalten wurde. 1) Ueber „Darstellung des Schönen", „Wesen
der Kunst", „Zweck und Wirkung derselben so wie das Band der Verwandt-
schaft unter den Künsten", „Erkennen des Schönen", „Stellung des Künstlers
im Leben"; 2) über „die musikalischen Zustände, die Anfänge der dramatischen
Kunst im Mittelalter," „Haydn und seine Zeit", „Mozarts erste Opern",
„Beethovens Leben", „Gluck und Wagner"; 3) über „Richtung der modernen
Malerei", „Kunst und Knnstschätze in Berlin", „Albrecht Dürer", „die Ateliers
der Wiener Künstler"; 3) über griechische Architektur", „Antike und Gothik",
„Entwicklung der Buchdruckerknnst"; n. s. f.

Kulm in Böhmen. — Ein böhmisches Blatt meldet: Die neue, glanz-
volle Aufstellung und vermehrte Ausschmückung des seit 1817 in Form einer
ethischen Spitzsäule bestehenden Denkmals für die 1813 bei Kulm und Ar-
esau gefallenen Preußischen Krieger geht ihrer Vollendung entgegen. Ein
neuer Schmuck dieses, Monuments ist die Büste des hochseligen Königs von
Preußen Majestät Friedrich Wilhelm III., des ersten Stifters dieses
Denkmals seiner Armee, der am ersten blutigen Tage bei Kulm persönlich in
der Schlacht stand und später beinahe alljährlich während seines Badeaufent-
haltes zu Teplitz das Schlachtfeld und die Gräber der gefallenen Krieger zu
besuchen pflegte. Das überlebensgroße Brustbild des Königs ist bereits in
einem vortrefflichen Broncegusse am Orte seiner Bestimmung angelangt. Auch
sind die drei Preußischen Adler in Sandsteinbasreliefs und in Medaillons
vollendet. Die Einweihung dürfte gegen Ende August erfolgen.

München. — Vor einigen Wochen veranstalteten die Künstler Mün-
chens ihrem scheidenden Freunde Alb. Zimmermann*) ein gemüthliches

*) Siehe die Correspondenz £1 in dieser Nr.

Mittagsmahl auf der Menterschwaige (zwei Stunden von der Stadt), ge
würzt mit geistreichen Reden und fröhlichen Scherzen allerhand. Man trennte
sich erst spät in der Nacht.

Bern. — Am 27. v. Bi. fand die Eröffnung der dritten schweizerischen
Industrie- und Kunstausstellung statt. An derselben haben sich bis jetzt
2050 Aussteller der Industrie mit über 20,000 Ausstellungsgegenständen, 180
Aussteller der Kunst mit 220 Gegenständen und 200 Aussteller der Literatur
mit 8000 Werken bethciligt.

Paris. — Am 29. Juni fand auf dem Kirchhofe „Pere Lachaise" eine er-
hebende und rührende Todtenfeier statt, zu Ehren des berühmten Bildhauers
David (d'Angers). Seine Schüler und Freunde nämlich schmückten seine
Ruhestätte und das auf ihr befindliche Denkmal mit einem broncenen Lor-
beerkranze. Eine MMge berühmter hiesiger Künstler und Kunstfreunde wohnten
dieser letzten feierlichen Ovation bei.

—• — Eine vorzügliche, in weißem Marmor ausgeführte Gruppe hat
den 1. Juli das Atelier Maindron's verlassen, um in dem Pantheon aufge-
stellt zu werden. Sie stellt dar „die h. Genovefa, den Zorn Ättila's be-
sänftigend", und kommt unter das prachtvolle Peristyl dieses Tempelbaues
zu stehen. Die Höhe der Gruppe beträgt etwa 9 Fuß.

London. — Die von der Regierung ernannte Kommission, welche die
Baupläne zu den neuen Ministerial-Gebäuden zu untersuchen nnd darüber
Bericht abzustatten hatte, ist mit ihren Arbeiten zu Ende, nnd veröffentlicht heute
das Ergebniß desselben. Bon den 17 Preisen, die sie zu vertheilen hat, ertheilt
sie 2 französischen Architekten, die übrigen 15 fallen sämmtlich Engländern zu.
Den ersten Preis für einen allgemeinen Grundriß der Bauanlage erhält
M. Crepignet in Paris, 500 L.; die beiden ersten Preise von je 200 L.
für die Plane zu den Ministerien des Auswärtigen nnd Krieges die Herren
Coe und Hofland und Mr. H. B. Garling (beide Londoner Firmen).
Der zweite von den Preisen, der einem Ausländer zu Theil wurde (M.
D'Hazeville in Paris) beträgt 500 Lstr. für den zweitbesten Entwurf eines
Kriegsministeriums.

-Auf dem fürstlichen Schlosse Alton Towers, der Famlie Shrews-

bury, deren letzter Sprößling vor Kurzem gestorben ist, gehörig, hat vor Kur-
zem die öffentliche Versteigerung der dort aufgehäuften Knnstschätze begonnen.
Diese sind so zahlreich, daß es volle 5 Wochen währen wird, bis sie unter
den Hammer gebracht sein werden, um nie wieder zusammen zu kommen.
Das Schloß mit seinen Parkanlagen nnd Gärten, seiner schönen Kapelle,
seinen weitläufigen, im gothischen Burgenstil angelegten Gebäuden, seinen
Gewächshäusern nnd Jagdgründen, vor Allem aber seinen werthvollen Samm-
lungen an Gemälden, Statuen und Waffen war erst im Jahre 1812 von
Charles, dem 15. Earl of Shrewsbury, auf jenen wilden Fleck von Staf-
fordshire hingezaubert worden, wo es seitdem der Wallfahrtsort vieler Kunst-
freunde von ferne und nah geworden ist. Von 1812 bis zum Tode des
Gründers im Jahre 1817 wurde fortwährend daran gebaut, erst der Sohn
vollendete viele Jahre später was der Vater begonnen hatte, und setzte dem
Werke die Krone auf, indem er den Eintritt in Park und Schloß Jedermann
ohne viel Umstände gestattete. An Liebhabern und Käufern für die Gemälde
wird es nicht fehlen; ein „Portrait Philipp IV." von Velasqnez ging
uni 123 Lstr., ein „Biehstück" von Cuyp um 565 Lstr. Guineen ab;
über das Besitzthum selbst aber schwebt ein Prozeß, dessen Men im berüch-
tigten Kanzlei-Gerichtshöfe liegen, und der vielleicht das Schloß mit allen
seinen Schätzen überdauern wird.

—■ — Auf Befehl des Geheimraths ist von Dr. Lyon Playfair der
4. Bericht über die Wirksamkeit des Departements für Kunst und Wissen-
schaften veröffentlicht worden. Es geht aus demselben hervor, daß in allen
zu diesem Departement gehörenden Museen und Bibliotheken der Besuch sich
im verflossenen Jahre gesteigert hat. Es war in Allen zusammen die Zahl
der Besucher auf 366,338 angewachsen (35,362 mehr als in 1855 s. Die
Soulage-Sammlung (mittelalterlicher Kunstgegenstände) hatte allein über
48,000 Personen angezogen, und die Vorlesungen über verschiedene Kunst
zweige waren von 12,337 Zuhörern besucht worden, während durch sie 22,746
Kinder in Elementarschulen Unterricht im Zeichnen erhielten.

Manchester. — Hier wurde kürzlich die Statue von James Watt,
dem Erfinder der Dampfmaschine, festlich eingeweiht. Das Denkmal steht
auf demselben Platze, wo bereits die Statuen von Peel, Wellington und
Dalton aufgestellt sind.

Petersburg. — Im Jahre 1862 soll das tausendjährige Entstehen
des Russischen Reichs gefeiert werden. Als Andenken an diese Feierlichkeit
soll zu Nowgorod, als an dem ältesten russischen Orte, ein Denkmal gesetzt
werden, zu dessen Ausführung jetzt bereits Sammlungen veranstaltet werden.

Kunst-Institute und Kunst-Vereine.

Die Ausstellung der Mustersammlung von Werken der Kunst und Industrie
im Königl. Schlosse zu Liegnitz.

(Fortsetzung.)

Hieran schließen sich die reichen Sektionen der Metallarbeiten, von Eisen und
Stahl geschmiedete, geschnittene, ciselirte, niellirte, dainascirte kostbare Arbeiten,
Meistentheils Kunstsachen des Mittelalters bis zum 17. Jahrhundert, an, darunter
Schwerdter, Dolche, Messer, kostbare Pistolen von Lazaro Lazarino von bewun-
derungswürdiger Arbeit, zum Theil mit kostbarer Elfenbeinauslegung (Nr. 25, 26,
-7, 28), daneben Werke der Kunstschlosserei und der älteren Uhrmacherei (Nr. 10).

Es folgen die Arbeiten in Kupfer, Bronce, Messing/ Silber, zum Theil gegossen,
geprägt, gravirt, ciselirt, versilbert, vergoldet, in schönen und kunstvollen Arbeiten
vom 15. bis zum 18. Jahrhundert (Nr. i und 2), daneben die verschiedenen Arbei-
ten der Emaillirungsknnst (Nr. 1), welche bekanntlich das Metall als Grundstoff
benutzte. Hiernach folgen die Legirungen der weicheren Metalle als Blei, Zinn rc.
und zwar in einer eben so seltenen reichen als schön zusammengesetzten Sammlung
von Gefäßen, Ornamenten, Beschlägen, Medaillen, Modellen der Goldschmiede, Fen
sterfaffungen, Geräthen, zum großen Theil aus den berühmten Werkstätten Nürnber-
ger Künstler. (Nr. 4). Zum vegetabilischen Theile übergehend zeigt eine Reihe von
 
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