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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0283
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für bildende Knust,

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Unter Mitwirkung, von

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— EiLelberger v. Edelberg in Wien.


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Donnerstag, den 3. August.

1834.

Inhalt: Die Vermischung und Zusämmenwi'rkung der Künste: ' Von vr. M. Lazarus. — Das Vaterunser von F. Overbeck, es. — .Kunstbericht aus
Münster: W. —Der Baumeister -'.Stephan Krummenauer. C. Becker. ^ Die. älteste d'atirte Glocke in Deutschland. C-. Becker. — Kupstrstichwerk-. Die
Geschichte, des deutschen Volks, in fünfzehn großen Bildern dargestellt von Karl Heinrich Hermann. F. — KunfUitcratur. Alterthiimer. und Knnstdenk-
male des bayerischen Herrscherhauses. ,C..,B,eckey.. KMllflg..-Msn.-^.)Men.> /(,‘ mnVr rj.r.n

Beiblatt. . Kunstvcrcin'e.' 'Die bisherige Wirksamkeit des Vereins für religiöse Kunst in der evangelischen Kirche zu Berlin. .Versammlung der Depu-
tirten deutscher Kunstvereine'. — Auswahl von Neuigkeiten 'des deutschen Kunsthandels. ' ' ■1 !'J

/. i:

Die Vrrinischung und Zlismmimilmrtmng dcr Künste.

' Psychologische Andeutungen von Dr. M. Lazarus.

III

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- -Von den plastischen Künsten mid der Architektur unterscheiden
sich die redenden Künste, Poesie und! Musik, durch die Art . der.An-
schauungen welche sie der Seele geben, so wie durch die Weise der
inneren Empsängniß derselben gänzlich, so.daß an eine Zusammen-
wirkung beider nicht- -zu denken ist: rfa-S- Jim b-y/r,i;v £

Nur in wie fern überhaupt der augenblickliche Zustand und
die vorangegangenen Eindrücke' aus jede Thätigkeitdes -Geistes, be^
sonders auf jeden Genuß Einfluß haben, wird ein solcher zwischen
den'Plastischen und redenden Künsten stattsinden.' - Gemälde und
Bildwerke können (wenn sie uns hinlänglich Mekannt-sind;-um unsere
Aufmerksamkeit nicht zu fesseln) eine angenehme Umgebung sein;" in
welcher wir ein Gedicht oder einen Gesang ianhören:-Insbesondere
aber die Schönheit/des Gebäudes uns: in eine wohlthuendV empfäng-
liche Stimmung -versetzen; aber-, die Schönheit- des Gedichtes wächst
eben so wenig durch die des-Saales, als umgekehrt der- Saal etwa
schöner, wird durch das Gedicht, das wir darin hören. - •■-

Es ist hier kein unmittelbar.ästhetischer Bezug unter beiden
Kunstwerken, und kein ästhetisches Ingredienz, das -den- Eindruck des
einen durch die Nähe des andern erhöht, sondern'nur .die allgemeine
Wirkung eines günstigen psychischen Zustandes. '. ;nr, nmü;

. Die malerische -oder architektonische Schönheit, der Umgebung
wird daher , aus das-Anhören einer Musik zwar edler, aber nicht
stärker wirken, als ein.bequemer Sessel oder eine behagliche Tem-
peratur. Beide Eindrücke nemlich liege:: gleich sehr außerhalb-jenes
Jdeenkreises, worin sich die Musik oder das Gedicht'bewegt, 'Und
nur wo eine unmittelbare Berührung mit diesem stattfände, ^ könnte
eine ästhetische Zusammenwirkung vorhanden sein. - ;

Von dem Verhältuiß der Musik zur Plastik ist ausführlich ge-

V. Jahrgang.

sprechen. — -Die Poesie kann uns .(von der Musik'darin verschieden)
zwar Anschauungen von gleichem Inhalte, wie die . plastischen Künste
geben, aber sie vermittelt dieselben für unsere Seele' aus eine an-
dere Weise; die . Worte, als die äußeren Träger der Anschauungen,
enthalten' diese nicht, sondern -erwecken sie nur; sie -sind nicht die
sinnlichen Bilder; sondern Zeichen, derselben; die Sprache ist- als
Anschauung nur in der Seele des.Zuhörers;!.dieser muß- sich inner-
lich aus den Worten des.-Poeten erst das Bild erschaffen, welches
ihm der Maler -vor Augen stellt.' Wir brauchen bei dieser Ver-
schiedenheit kaum noch an-die andere zu - erinnern,'/daß die'.An-
schauungen aus der Sprache,, wie der Musik, nursuccessiv in der
Zeitreihe gegeben werden, während die Plastik ein- und gleichzeitig
dieselben darbietet, um zu begründe::, daß eine ZusammeNwirkung
beider, psychologisch Unmöglich ist. Die'Ausstellung eines Gemäldes
oder einer. Gruppe mit Recitation. ei::es Gedichtes, i das die darge-
stellte Handlung beschreibt, würde der besprochenen Ausstellung
psychologisch ähnlich, aber zugleich von -der Wirkling des Puppen-
spiels nicht , sehr verschieden sein. '

Die Poesie hat: aber auch noch in der rein sinnlichen Seite
ihrer Darstellung, in der äußern Tonmasse der Worte, ein Element
für ästhetische Verhältnisse, den Rythmns. Er -wirkt wie die Musik
und Architektur durch eine bestimmte Ordnung von Größen. Diese
Größen bestehen jedoch nicht- immer und nicht blos in den äußern
Tonmassen, sondern entweder zugleich in bestimmten Gedankenmassen,
denn alle wahre Poesie bildet/mit dem äußeren zugleich einen inne-
ren Rythmus, oder ausschließlich in diesem wie z. B. beim Parallelis-
mus. und' allen Antithesen, wo nur ein Rythmus- der Vorstellungen
vorhanden istw Hieran knüpfen sich theilwcise die ästhetischen Gesetze
der Rhetorik und näher der Diction oder des Styls. Von der
Seite des'. Rythmns ist die Poesie Mit der Musik am nächsten ver-
wandt;' jener erzielt, psychologisch betrachtet, seinen ästhetischen Ein-
druck durch die völlig gleichen Ursachen, wie die Musik, daher Man
ihn mit Recht als die Musik der Sprache bezeichnen kann. Dadurch
ist eine Zusammenwirkung der Poesie und Musik schon angebahnt;

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