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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Sponsel, Jean Louis: Heinrich Vogeler - Worpswede
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0025
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3°6

/. L. Sponscl:

H. VOGELER—WORPSWEDE.

des Dramas die Illustration nicht überzeugend
genug, doch bleibt sie immer ein interessantes
Zeugniss seiner künstlerischen Auffassung.
Vielleicht ist des Künstlers selbständige Ra-
dirung »die Hexe« auch von dem Studium
der »versunkenen Glocke« angeregt worden,
das könnte auch die alte Wittichen sein, die
da neben der niedrigen Moorhütte auf ihrem
Dreifuss vor sich hinbrütend sitzt, von aller-
hand Gethier umgeben, einen Uhu zu ihren
Häupten, eine spinnende Katze zu ihren
Füssen, aus dem Boden die giftige Saat von
Pilzen aufsteigend, ein echtes Märchenmotiv.

Vogeler's Wirken ist durch seine
Thätigkeit als Maler und Radirer keineswegs
erschöpft, vielmehr hat er als Zeichner von
Ornamenten und besonders von kunst-

gewerblichen Entwürfen
schon eine Thätigkeit ent-
faltet, die die grösste Be-
achtung verdient und die
von ihm noch die schönsten
Erfolge erhoffen lässt. Zu-
nächst seien seine Zeich-
nungen für Buchillustration
und seine Ex libris er-
wähnt. In seinen Rand-
leisten, von denen einige
hier abgebildet sind, be-
weist er ein grosses Ge-
schick, naturalistische Mo-
tive so zu stilisiren, dass
doch von der natürlichen
Erscheinung die wesent-
lichsten Züge beibehalten
sind. Das gilt besonders von
den beiden Segelbooten,
die auf einem Kanal hinter
Birken vorbeifahren, sowie
von der Herde von Gänsen
und Enten. Auch einige
andere ähnlich gelungene
Zeichnungen sind hier ab-
gebildet. — Die zahlreichen
Ex libris, die von Vogeler's
Hand schon herrühren,
beweisen, wie sehr der
Künstler auch von unseren
Bücherfreunden geschätzt
wird. Dabei verdient auch
hervorgehoben zu werden, dass die vor eini-
gen Jahren wieder in's Leben gerufene Ge-
pflogenheit, in das Buch das Zeichen seines
Besitzers her einzukleben, wenn man lediglich
nach dem stetig wachsenden Umfang der
neu entstehenden Ex libris schliessen will,
jetzt eine sehr weite Verbreitung gefunden
haben muss. Daraus würde man dann auch
schliessen dürfen, dass die Freude an dem
Besitz von Büchern und an deren künst-
lerischem Einband ebenso gewachsen seien;
worauf ja auch der Umstand hinzuweisen
scheint, dass wir neben Ex libris-Vereinen
auch eine Ex libris - Zeitschrift sowie eine
Zeitschrift für Bücherfreunde besitzen. So
sehr freudig diese Bewegung zu begrüssen
sein würde, besonders wenn sie im Zu-

Radirung: » Verkündigung«
 
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