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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Bücherschau / Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0056
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336

Bücherschau: William Morris.

der grossen, tonangebenden Welt ruhig in's
Gesicht zu sagen: Du bist im Pfuhl künst-
lerischer Versumpfung untergegangen und
fühlst das Schmachvolle Deiner Lage gar
nicht, dazu gehört Muth, dazu gehört vor
allem das Zeug, selbst besseres bieten zu
können. Tritt heute ein Einzelner oder eine
Gruppe auf, die das Programm laut werden
lassen: »Wir wollen es besser machen als
die vor uns und als Ihr, die Ihr mit uns lebt«
— nun so nimmt die Welt, zumal jene, die
bereits eine starke Entwickelung nach vor-
wärts zu verzeichnen hat, die Sache ziemlich
gelassen auf und Widerspruch erhebt sich
höchstens bei den paar Unverbesserlichen,
deren Entwickelungsfähigkeit längst ihre
Grenzen erreicht hat. Als aber Anfangs
der Sechziger Jahre Ford Maddox Brown,
Dante Gabriel Rosetti, Edward Burne Jones
als Maler, Philip Webb, der Architekt, Peter
Paul Marshall, der Ingenieur und Charles

Faulkner sich mit Morris vereinigte: und
öffentlich erklärten, sie hielten es für ihre
Pflicht, jeder Art von künstlerischem Hand-
werksbetrieb ihre Kräfte zu widmen, da
schien es, als wäre der ganzen Gesellschaft,
die den sogenannten »guten Geschmack«
als selbstverständliches Besitzthum für sich
beansprucht, der Fehdehandschuh hinge-
worfen. Die Sache war eine nothwendige
Folgeerscheinung des ein Jahrzehnt früher
siegreich durchgedrungenen Praeraphaelitis-
mus, der ja auch eine Welt von Grössen
in's Wanken und zu Fall gebracht hatte.
Morris und seine Freunde strebten keine
Umwälzung an, die allem Dagewesenen den
Krieg erklärte und das Heil erfolgreich
durchdringender Neuerungen ausschliess-
lich in Dingen erblickte, denen um jeden
Preis der Stempel des Originellen aufge-
drückt sein musste — eine Sucht, die ohne
weiteres auf barocke Bahnen leitet. Künstler
 
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