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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Schölermann, Wilhelm: Wiener Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0081
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Wiener Brief.

361

PAUL BURCK—MÜNCHEN.

Zierleiste für Buch-Schmuck.

Jemand prophezeit haben würde. Die
deutschen Jugendblätter aber sind die besten
Kronzeugen für das Vorhandensein eines
kerngesunden Nachwuchses in allen Theilen
des Vaterlandes, die sicherste Gewähr, dass
unsere grosse germanische Kunst noch nicht
abgewirthschaftet und ihr letztes Wort ge-
sprochen hat, sondern vor allen andern
Rassen die keimkräftigste und weiteste Zu-
kunft in sich trägt und das tiefgründigste
und reichste Empfindungsleben. Wie ein
von Eis befreiter Waldbach rauscht und
schäumt sie, wie ein Urquell aus dem Felsen
hat sie sich an's Licht ge-
rungen, neben der breiter
und gleichmässiger dahin-
fliessenden Kunstströmung
unserer benachbarten Kul-
turvölker. Ihrer uneindämm-
baren Kraft liegt es ob,
unsere Zukunftskultur auf-
zubauen, sie zu vertiefen
und in weiteste Kreise zu
verpflanzen. Das fühlt man
heute so klar, wie nie zuvor.
— Im Kunstsalon von H.
O. Miethke waren von den
Jugendzeichnungen eine Aus-
wahl zu sehen, welche u. A.
die Namen Christiansen, Eck-
mann, R. M. Eichler, Fritz
Erler, Engels, Feldbauer,
Angelo Jank, Keller—Reut-
lingen, Bernh. Pankok, Ludw.
Raders, Walther Püttner,

Stuck, Resnicek, Walther Georgi, Hoffmann
von Vestenhof, Jul. Diez und Rudolf Wilke
umfassten. Eine recht fröhliche und doch so
ernste, unbekümmerte, nicht nach oben und
nicht nach unten liebäugelnde Schaar, eine
Gruppe von Leuten, denen gegenüber man
unwillkürlich fragen möchte: Wo bleibt denn
eigentlich die berühmte Dckadcnce? Sieht
sie bei uns so aus, dann gehen wir auf jeden
Fall in einen recht lustigen Abgrund hinunter,
und bei der Rutschpartie möchten wir recht-
zeitig ein bescheidenes Plätzchen belegt
haben. Denn »da unten« muss es eine wahre

l'AUI. BURCK-MÜNCHEN.

Motiv für Wand-Teppich.
 
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