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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Schumann, Paul: Wilhelm Steinhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0117
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Wilhelm Steinhausen.

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w. STEINHAUSEN. Aus den Fresken zum »Sommernachts-Traumi. im Musiksaale eines Frankfurter Hauses.

Christus für alle Menschen gestorben ist: All
Sünd hat Er getragen!

Aus der Fülle biblischer Bilder, die
Wilhelm Steinhausen geschaffen hat, geben
wir noch einige wieder, so den leider bisher
nicht ausgeführten Entwurf zu einem lünetten-
artigen Wandbild für eine Kirche oder Ka-
pelle, der seine innerliche Auffassung mit
stilisirender Anordnung in schöner Vereini-
gung zeigt. Die beiden reizvollen Engel-
gruppen in den Ecken erinnern an die musi-
zirenden Engel, die auf Bellinischen Altar-
gemälden den Ernst der Hauptgruppe zu
lieblicher Anmuth auflösen. Ein reines
Stimmungsbild ist dagegen der segnende
Christus in der Landschaft mit dem Regen-
bogen und der ruhenden Schafheerde. Es
klingt aus dem Bilde etwas wie das alte
geistliche Volkslied: Schön sind die Wälder
— schön sind die Felder — Christus ist

schöner — Christus ist reiner — der mein
traurig Herz erfreut. In feierlicherem Stile
wiederum — wie eine heilige Unterhaltung
von Mantegna — tritt uns die Szene ent-
gegen, wie Christus einem Jünger ein Kind
vorführt mit den Worten: »Wahrlich, wenn
ihr nicht umkehret und werdet, wie die Kinder,
könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen«.

Wenn wir eben Bellini und Mantegna
nannten, wollten wir keineswegs damit sagen,
dass Steinhausen etwa zu den Klassizisten
und Nazarenern gehört, die ihr Bestes den
alten Meistern verdanken und nur einen Ab-
klatsch fremden Gutes liefern. Steinhausen
selbst sagt, er habe kein Gedächtniss für
alte Bilder, es sei denn für ihren Stimmungs-
werth; von der Wahrheit dieses Wortes
überzeugt man sich leicht. Sieht man die
liebreizende Veranschaulichung von Ev. Luc.
i, 35 »Maria aber stand auf in den Tagen
 
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