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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Schumann, Paul: Wilhelm Steinhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0118
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und ging auf das Gebirge endelich, zu der
StadtJuda«, so meint man wohl, das könne
auch Hans Thoma geschaffen haben. Indess
ist es ja selbstverständlich, dass zwei so eng
befreundete Künstler wechselseitig auf ein-
ander einen gewissen Einfluss ausüben, und
von einer Nachahmung ist auch hier nicht
im geringsten die Rede. Wilhelm Stein-
hausen ist im Gegentheil einer von den
deutschen Künstlern der Gegenwart, die
über eine ausgesprochene Eigenart verfügen ;
ist sie auch mehr lyrisch und wehmuthsvoll
als dramatisch, so fehlt es ihr doch nicht
an Grösse und stilistischer Sicherheit: nir-
gends verfällt seine poesievolle reine Innig-
keit in weichliche Süsslichkeit. Bilder wie
Mariä Gang übers Gebirg aber muthen uns
echt deutsch an: wir denken an Ludwig
Richters fein gezeichnete Landschaften, an
die spielenden Engel auf Albrecht Dürers
Dresdner Altar; aber es ist nur die echt
deutsche Innerlichkeit, die Poesie, die Natur-
liebe, die das Band zwischen diesen Künst-

lern der neueren Zeit sowie der Vergangen-
heit und unserem Wilhelm Steinhausen knüpft.

Erstaunlich ist Wilhelm Steinhausens
Vielseitigkeit: eine ganze Reihe Fresken und
sonstiger Wandbilder ist unter seinen Händen
hervorgegangen, zahlreiche Oelgemälde: bib-
lische Szenen, feinsinnige Märchenbilder,
karakteristische Bildnisse, seelenvolle Land-
schaften hat er geschaffen, er gehört zu den
ersten Meistern, die in Deutschland den Stein-
druck wieder der Kunst dienstbar gemacht
haben, er ist als Ornamentist und Illustrator
wiederholt thätig gewesen und auch als Bild-
hauer hat er sich mit vollem Erfolg bethätigt.
Da Steinhausens Fresken so gut wie unbekannt
geblieben sind, mögen sie hier aufgeführt
sein. Steinhausen malte in Frankfurt am
Hause Reuterweg Nr. 60 die Fabel von Eos
und Tithon und im Musiksaale desselben
Hauses Shakespeares »Sommernachtstraum«
ferner am Hause Gärtnerweg Nr. 10 die
Tageszeiten Morgen, Mittag und Abend auf
Goldgrund und innen in sieben Bildern ein
 
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