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Paul Schumann: Wilhelm Steinhausen.
wie das des Generals Steinhausen und viele
andere, die in Kohle gezeichneten Köpfe des
Kupferstechers Prof. Hans Meyer und des
Herrn Oskar Andersen, die durch Steindruck
vervielfältigt sind, und sonstige Bildnisse seiner
Hand, so stehen wir nicht an, Wilhelm Stein-
hausen als einen der besten deutschen Bildniss-
maler der Gegenwart anzuerkennen. In
seinen Oelgemälden mag ja das etwas
stumpfe Kolorit bemängelt werden, aber wie
weiss er doch durch diese Farben zu karak-
terisiren, wie das Innerste der Persönlichkeit
herauszuheben, und auch in der Kraft und
Sicherheit der Zeichnung stehen ihm wenige
gleich. Aus der Gruppe der Mutter mit den
Kindern ist unter den Händen Steinhausens
ein Bild innigen Familienglücks geworden;
das Bildniss Hans Meyers kommt den besten
Bildnisszeichnungen Hans Holbeins gleich
und zeigt von einer Sicherheit im Erfassen
der wesentlichen Züge, die auf eindringliches
Naturstudium schliessen lässt.
Davon zeugen auch seine Illustrationen.
Der Gedanke, als Illustrator die Herzen des
deutschen Volkes zu gewinnen, hat Stein-
hausen lange bewegt, aber nur wenige Male
ist er in der Lage gewesen, ganze Werke
zu illustriren. Für den Grote'schen Verlag
illustrirte er 1873 Brentanos Gedichte, gleich-
zeitig begann er die Illustrationen zu Bren-
tanos Chronika eines fahrenden Schülers, die
aber erst im Jahre 1897 im Verlag von
Heinrich Keller in Frankfurt a. M. ver-
öffentlicht wurden. Hierzu kommen die
Illustrationen zu dem Roman Irmela von
seinem Bruder, dem Pfarrer Heinrich Stein-
hausen, und endlich zu dem Märchen »Wie
es Schneewittchen bei den sieben Zwergen
erging« (Frankfurt a. M. Heinrich Alt 1866).
Schauen wir alle diese Illustrationen, so
mögen wir es wohl bedauern, dass Stein-
hausens Wunsch, als Illustrator zu dem
deutschen Volke zu reden, nicht in reicherem
Maasse in Erfüllung gegangen ist. Schlicht
und anschaulich, sinnig und gemüthvoll
dichtet er das alte Märchen in Bildern nach,
und die altkindliche Naivetät, die wirklich
auch zu dem Kindesherzen dringt, eignet den
Bildern in vollem Maasse. Unsere bei den Ab-
bildungen aus dieser Folge geben den ganzen
Reiz unmittelbaren Empfindens in den
Zeichnungen selbst wieder; die Holzschnitte
Paul Schumann: Wilhelm Steinhausen.
wie das des Generals Steinhausen und viele
andere, die in Kohle gezeichneten Köpfe des
Kupferstechers Prof. Hans Meyer und des
Herrn Oskar Andersen, die durch Steindruck
vervielfältigt sind, und sonstige Bildnisse seiner
Hand, so stehen wir nicht an, Wilhelm Stein-
hausen als einen der besten deutschen Bildniss-
maler der Gegenwart anzuerkennen. In
seinen Oelgemälden mag ja das etwas
stumpfe Kolorit bemängelt werden, aber wie
weiss er doch durch diese Farben zu karak-
terisiren, wie das Innerste der Persönlichkeit
herauszuheben, und auch in der Kraft und
Sicherheit der Zeichnung stehen ihm wenige
gleich. Aus der Gruppe der Mutter mit den
Kindern ist unter den Händen Steinhausens
ein Bild innigen Familienglücks geworden;
das Bildniss Hans Meyers kommt den besten
Bildnisszeichnungen Hans Holbeins gleich
und zeigt von einer Sicherheit im Erfassen
der wesentlichen Züge, die auf eindringliches
Naturstudium schliessen lässt.
Davon zeugen auch seine Illustrationen.
Der Gedanke, als Illustrator die Herzen des
deutschen Volkes zu gewinnen, hat Stein-
hausen lange bewegt, aber nur wenige Male
ist er in der Lage gewesen, ganze Werke
zu illustriren. Für den Grote'schen Verlag
illustrirte er 1873 Brentanos Gedichte, gleich-
zeitig begann er die Illustrationen zu Bren-
tanos Chronika eines fahrenden Schülers, die
aber erst im Jahre 1897 im Verlag von
Heinrich Keller in Frankfurt a. M. ver-
öffentlicht wurden. Hierzu kommen die
Illustrationen zu dem Roman Irmela von
seinem Bruder, dem Pfarrer Heinrich Stein-
hausen, und endlich zu dem Märchen »Wie
es Schneewittchen bei den sieben Zwergen
erging« (Frankfurt a. M. Heinrich Alt 1866).
Schauen wir alle diese Illustrationen, so
mögen wir es wohl bedauern, dass Stein-
hausens Wunsch, als Illustrator zu dem
deutschen Volke zu reden, nicht in reicherem
Maasse in Erfüllung gegangen ist. Schlicht
und anschaulich, sinnig und gemüthvoll
dichtet er das alte Märchen in Bildern nach,
und die altkindliche Naivetät, die wirklich
auch zu dem Kindesherzen dringt, eignet den
Bildern in vollem Maasse. Unsere bei den Ab-
bildungen aus dieser Folge geben den ganzen
Reiz unmittelbaren Empfindens in den
Zeichnungen selbst wieder; die Holzschnitte