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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Die Darmstädter Künstler-Kolonie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0141
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Die Darmstädter Künstler-Kolonie.

4i7

des Protektors stehen
ihnen nicht nur Ateliers
zur Verfügung, sondern
sie erhalten auch Woh-
nungszuschüsse, bezw. be-
trächtliche andere Zu-
wendungen aus der Pri-
vatschatulle des Gross-
herzogs, welcher sich die
Oberleitung der Kolonie
persönlich vorbehalten
hat. Es besteht an Aller-
höchster Stelle ferner die
Absicht, ein Künstler-
Heim mit zweckmässigen
Ateliers zu errichten. Sie
soll keine »Schule« sein,
sondern eine unter dem
Schutze des kunstlieben-
den Fürsten k/rei schaf-
fende Gemeinde«, theils
schon gereifter, vollbe-
wusster und bewährter
Künstler, theils junger,
vielversprechender Ta-
lente, denen hier unter
glücklichen Umständen
Gelegenheit gegeben
werden soll, sich kräftig
zu entwickeln und, an-
geregt von den älteren
Mitgliedern, sich vertraut
zu machen mit den For-
derungen , welche das
moderne Leben an die
schöpferischen Dekorateure und Zeichner
stellt und von vornherein im engsten An-
schluss an die praktischen Voraussetzungen
zu entwerfen. Hieraus ergibt sich, dass mit
der Errichtung dieser Künstler-Kolonie die
für weitere Kreise Darmstadts bedeutungs-
volle Absicht verbunden wird: das gesammte
heimathliche Gewerbe künstlerisch zu heben.
Den Kunst-Tischlern, -Schmieden, -Webern,
-Stickerinnen, Dekorationsgeschäften, Drucke-
reien etc. etc. wird hier eine Gelegenheit
geschaffen, mit verhältnissmässig geringen
Kosten sich Entwürfe aller Art von künst-
lerischem Werthe zu verschaffen. Ferner
werden den Künstlern wohl auch von Pri-

J. R. WITZEL.

Bildnis s.

vaten, Architekten etc. Aufträge zugewendet
werden, deren Ausführung dann wieder bei
hiesigen leistungsfähigen Firmen und Hand-
werkern in Aussicht genommen ist, sodass
sich bald rege Wechselbeziehungen zwischen
dem Gewerbe und den Künstlern der neuen
Kolonie herausbilden werden. Dass hierin
eine bedeutsame Förderung des heimischen
Kunstgewerbes zu erblicken sei, bedarf bei
dem sich mehr und mehr steigernden Inter-
esse des gebildeten Publikums nach Möbeln,
Auszierungen und Schmuckgegenständen
modernen Karakters und zweckmässiger
Ausgestaltung wohl keines Beweises mehr.
Andererseits ist zu hoffen, dass auch hiesige
 
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