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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0221
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Atelier-Nachrichten. —

Kleine Mittheilungen.

nächsten Hefte auf diese Anstalt, die zu
den grössten ihrer Art gehört, ausführlicher
zurückzukommen und verweisen heute auf
die Farben - Beilagen, sowie auf die Text-
Illustrationen, welche Eckmann'sche Tapeten
in Engelhardt Ausführung wiedergeben.
¥

T^RAU ELISE SCHMIDT—PECHT in
Konstanz war zuerst Schülerin Keller—
Leuzingers, der auf Anregung des badischen
Frauen - Vereines einen kunstgewerblichen
Kurs für Damen in Karlsruhe abhielt.
Ihr Gatte, der Inhaber der kunstgewerb-
lichen Anstalt von J. A. Pecht, selbst
ein Schüler Ferdinand Kellers, unterstützte
sie lebhaft in ihren selbständigen Ver-
suchen im Zeichnen und Entwerfen. Die
kunstgewerblichen Arbeiten der begabten
Frau entstanden alle unmittelbar aus dem
Bedürfnisse des eigenen Hauses und der
eigenen Familie. Frau Frieda Lipperheide,
die vortreffliche Förderin so mancher werth-
vollen Bestrebung auf dem Gebiete der
Frauenarbeit und persönlich mit Frau Pecht
befreundet, veranlasste dann die Veröffent-
lichung dieser Erzeugnisse. Auf der Mün-
chener Ausstellung erschienen 1897 zum
ersten Male ihre einfachen, im Anschlüsse an
volksthümliche Motive dekorirten Töpfereien.
Vorher hatte Frau Pecht sich schon mit
Fayencen beschäftigt. Da ihr aber die
Gefässformen in dieser Technik nie nach
Wunsch geriethen, so ging sie zur Töpferei
über, weil dieses Gewerbe an Ort und Stelle
betrieben wurde. Sie konnte daher persönlich
bei der Ausführung eingreifen. Mit einem
geschickten Konstanzer Hafner töpferte sie
lustig drauf los und aus den einfachen Fay-
ence-Mustern erwachten bald selbständig
durchgebildete Formen: Schüsseln, Töpfe,
Blumenvasen, wie wir sie in diesen Heften
vorführen. Möge das Beispiel dieser Künst-
lerin veranlagten Damen den Weg zu einem
schönen, dankbaren Berufe zeigen! Das
ganze Geheimniss beruht — das Talent
vorausgesetzt — auf dem muthigen Zugreifen.
Selbständiges formales Denken, Zutrauen
zur eigenen Persönlichkeit und Befreiung
von den schulmeisterlichen Schablonen, das
sind die Eigenschaften, welche auch in der

künstlerischen Frauenarbeit modernen Gei-
stes zum Ziele führen. —

TD UDOLF MAYER, Professor an der
* \ Karlsruher Kunstgewerbe - Schule, ist
unseren Lesern bereits vortheilhaft bekannt
durch seine Medaillen und Plaketten, welche
wir im 5. Hefte des ersten Jahrganges vor-
führten. Er ist von Haus aus Ciseleur und
führte grössere Aufträge, namentlich in ge-
triebener Silberarbeit, Bronzeguss, Aetzarbeit,
Lederplastik etc. aus. Erst seit 2 Jahren ist er
auch als Medailleur thätig und zwar für die
Präge-Anstalt von B. H. Mayer in Pforzheim,
die vortreffliche Leistungen aufzuweisen hat.
*

TT ANS CHRISTIANSEN ist vom Gross-
*■ *■ herzog von Hessen der Karakter als
Professor verliehen worden. Christiansen
wird seinen Wohnsitz vom 1. Juli ab als
Mitglied der vom Grossherzog begründeten
Künstler-Kolonie nach Darmstadt verlegen.

RUDOLF BOSSELT, gleichfalls Mitglied
der Darmstädter Gruppe von Gewerbe-
Künstlern, hat in dem Wettbewerb um eine
Tauf-Medaille, welcher vom Kgl. Preuss.
Kultus-Ministerium ausgeschrieben war, den
I. Preis in Höhe von 2000 Mk. erhalten nach
einstimmigem Erkenntniss der Preisrichter.
¥

TDETER BEHRENS veranstaltete vom
*■ 3. bis 20. Juni in der Kunsthalle zu
Darmstadt eine Kollektiv-Ausstellung. Die-
selbe umfasste ausser dekorativen Gemälden
und Farben-Holzschnitten eine grössere An-
zahl geknüpfter und gestickter Teppiche, ein
Kinderbett mit gestickter Decke und Kissen,
eine Serie Gebrauchs-Gläser, einen Frauen-
schmuck in Silber mit Blutsteinen und Perlen,
Kunst - Verglasung, Bronze - Tafeln, Buch-
Schmuck, Monogramme, Entwürfe für Be-
schläge , Keramik, Theater - Kostüme etc.
Auch das Aquarell-Druck-Verfahren, wie
es der Künstler für seine Holzschnitte in
Anwendung bringt, war durch Auflegung
der Original - Stöcke in interessanter Weise
veranschaulicht. Wir werden demnächst in
einem Sonderhefte über diesen hervorragen-
den Künstler in Bild und Wort referiren. -
 
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