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Paul Schumann: Die Dezitsche Kunst-Ausstellung zu Dresden.
Aus dem Zimmer von k. gross: Dielen-Tisch und Schrank von kleinhempel, Stickerei von f. rentsch,
Palmen-Kübel von h. v. berlepsch-valendas.
Blumen auf. Die beiden Fenster, die hier
in geeigneter Weise nach Süden und Westen
liegen, verstärken in trefflicher Weise den
heiter-sommerlichen Eindruck dieser länd-
lichen Speisehalle, die reichlich mit Kaffee-
und Theegeräth, Tellern, Leuchtern, Vasen,
Töpfereien (von Schmuz-Baudiss, von Heider
& Söhnen, Frau Schmidt - Pecht), Gläsern,
Kupfergeräth, figürlichen Fayencen ausge-
stattet ist.
Weniger gefällt uns die »Deutsche
Stube« des Architekten Hermann Billing
in Karlsruhe. Warum die gesuchte unge-
schlachte Plumpheit dieser dunkel violett
und roth gebeizten Möbel gerade deutsch
sein soll, will uns nicht einleuchten. Gewiss
entspricht es deutschem Wesen, die Durch-
bildung der Formen dem seelischen Gehalt
nachzustellen. Aber haben diese klotzigen
Möbel einen starken seelischen Gehalt? Wir
finden hier nichts als alterthümliche Unbe-
hilflichkeit. Henry Thode hat jüngst* das
Wesen des Deutschthums in der Kunst von
Neuem festzustellen gesucht. Er sagt da
zusammenfassend u. a.: »Immer das Gleiche
nur vermochte uns die sich versenkende Be-
trachtung aller der Mannigfaltigkeit deutschen
bilderreichen Wachsens zu zeigen, dass näm-
lich selbst den beschränkten Ausdrucks-
mitteln dieser Kunst stets der volle Wesens-
ausdruck zugemuthet werde. Hierauf vor
allem ging der Drang des erregten Gefühls,
und willig bot die von ihm bewegte Phan-
tasie ihren unermesslichen Schatz von Vor-
stellungen zu solchem Zwecke dar. Ein
Sehnen, welches sich nimmer genug thun
konnte, führte zum Uebermass in der Fülle
der Einzelheiten, zum phantastischen Spiel
* Das deutsche Volksthum (Leipzig, Bibliographisches
Institut) 9. Kapitel: Die deutsche bildende Kunst.
Paul Schumann: Die Dezitsche Kunst-Ausstellung zu Dresden.
Aus dem Zimmer von k. gross: Dielen-Tisch und Schrank von kleinhempel, Stickerei von f. rentsch,
Palmen-Kübel von h. v. berlepsch-valendas.
Blumen auf. Die beiden Fenster, die hier
in geeigneter Weise nach Süden und Westen
liegen, verstärken in trefflicher Weise den
heiter-sommerlichen Eindruck dieser länd-
lichen Speisehalle, die reichlich mit Kaffee-
und Theegeräth, Tellern, Leuchtern, Vasen,
Töpfereien (von Schmuz-Baudiss, von Heider
& Söhnen, Frau Schmidt - Pecht), Gläsern,
Kupfergeräth, figürlichen Fayencen ausge-
stattet ist.
Weniger gefällt uns die »Deutsche
Stube« des Architekten Hermann Billing
in Karlsruhe. Warum die gesuchte unge-
schlachte Plumpheit dieser dunkel violett
und roth gebeizten Möbel gerade deutsch
sein soll, will uns nicht einleuchten. Gewiss
entspricht es deutschem Wesen, die Durch-
bildung der Formen dem seelischen Gehalt
nachzustellen. Aber haben diese klotzigen
Möbel einen starken seelischen Gehalt? Wir
finden hier nichts als alterthümliche Unbe-
hilflichkeit. Henry Thode hat jüngst* das
Wesen des Deutschthums in der Kunst von
Neuem festzustellen gesucht. Er sagt da
zusammenfassend u. a.: »Immer das Gleiche
nur vermochte uns die sich versenkende Be-
trachtung aller der Mannigfaltigkeit deutschen
bilderreichen Wachsens zu zeigen, dass näm-
lich selbst den beschränkten Ausdrucks-
mitteln dieser Kunst stets der volle Wesens-
ausdruck zugemuthet werde. Hierauf vor
allem ging der Drang des erregten Gefühls,
und willig bot die von ihm bewegte Phan-
tasie ihren unermesslichen Schatz von Vor-
stellungen zu solchem Zwecke dar. Ein
Sehnen, welches sich nimmer genug thun
konnte, führte zum Uebermass in der Fülle
der Einzelheiten, zum phantastischen Spiel
* Das deutsche Volksthum (Leipzig, Bibliographisches
Institut) 9. Kapitel: Die deutsche bildende Kunst.