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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Schumann, Paul: Die deutsche Kunst-Ausstellung zu Dresden von Mai - Oktober 1899
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0240
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Paul Schumann: Die Deutsche Kunst-Ausstellung zu Dresden. 511

sind durchweg hell und kalt. In der Farbe
ist die Aufgabe, einen anheimelnden Raum
zu schaffen, nicht befriedigend gelöst: es wirkt
etwas frostig; dass hierbei namentlich die
Deckenfarbe falsch gewählt ist, lehrt ein Blick
aus dem Nachbarraum, bei dem man die
Decke nicht mitsieht. Im Uebrigen sind
die Möbel sehr zweckmässig gestaltet, be-
sonders die Stühle für die Quartettspieler,
das dreitheilige Ecksopha mit den praktischen
Einsätzen zum Einstellen von Büchern, Kaffee-
tassen usw., der Schrank für Notenpapier,
der Schrank für Radirungen und Sammel-
werke. Man sieht, wie der Künstler bemüht
gewesen ist, den herkömmlichen Formen aus
dem Wege zu gehen, und wie er sich mit
Erfolg bemüht hat, sinnreiche Neuerungen
und neue Formen zu erdenken. Wir meinen,
es ist hier ein gangbarer Weg in der neuen
Richtung gegeben. Mancher findet die
gänzlich ornamentfreien Möbelformen im
einzelnen hässlich. Doch ist dies schliesslich
eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Die Gesammtstimmung des Raumes aber
kann ohne Mühe recht wohl verbessert werden.

Das letzte Zimmer der Vereinigten Werk-
stätten ist der Vorraum vom Maler Bruno
Paul. Die Wände sind hier vertäfelt und
weiss gestrichen, mit Stumpfrothen Einfass-
ungen. Das Hauptausstellungsstück ist eine
Heizkörper-Verkleidung in Holz mit durch-
brochenen Messingthüren und schwarzen Mar-
morplatten, darüber ein Spiegel, zu den Seiten
Bänke, darüber Wandschränke mit Glas-
thüren. Der Fries ist schablonirt mit zwei
phantastischen Thiermotiven ; erleuchtet wird
der Raum durch ein Oberlicht in Wellglas
mit gelber Opaleszentverglasung. Die Möbel
sind ein senkrecht dreigetheilter nicht zu
grosser Schrank, ein bequemer Armstuhl
(von Pankok) und ein zweigeschossiges Thee-
tischchen in Mahagoni. Die Tischplatten,
wie die Scheiben-Eintheilung der Glasthüre
weisen den erwähnten Wellen- und Kurven-
stil auf. Während dieser Vorraum, ab-
gesehen von den ansprechenden Möbeln,
weder zu grossem Lob noch zu besonderem

ZU VORSTEHENDER ABBILDUNG, Seite 510: Der Entwurf
zu dem Portale der kunstgewerblichen Abtheilung rührt von den Archi-
tekten SCHILLING & GRAEBNER her. Ausführung in Kalk-Mörtel von
Bildhauer HOTTENROTH, sämmtlich in Dresden.

Tadel Anlass gibt, erscheint das Treppen-
haus, vom Architekten Max Rose in Dresden
entworfen und unter dessen Leitung ausge-
führt, als eine mit aller Sorgfalt und treff-
lichem Geschmack bis ins Einzelne einheitlich
durchgeführte Leistung von charakteristischem
Gepräge. In diesem luftigen, hellen und
heiteren Räume wird man mit Vergnügen
vorübergehend verweilen und die mannig-
fachen Einzelheiten, die hier zum Ganzen
verbunden sind, betrachten. Die Wand ist
in Manneshöhe ringsum mitweissgestrichenem
Holz verkleidet; eingebaut sind ein Schirm-
ständer, ein Spiegel, eine Standuhr, eine Thür,
ein Sopha und eine Eck-Etagere (alles aus-
geführt von den Dresdener Werkstätten für
Handwerkskunst Schmidt und Müller, die
ähnliche Zwecke verfolgen, wie die Ver-
einigten Werkstätten in München). Dazu
kommt ein im Sonnenschein prächtig leuch-
tendes Fenster in Opaleszentglas, darstellend
fünf weissgekleidete Frauen beim Aepfel-
pflücken. Es stammt von Josef Goller und

H. E. von BERLEPSCH-VALENDAS. Sessel.
 
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