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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Schumann, Paul: Die deutsche Kunst-Ausstellung zu Dresden von Mai - Oktober 1899
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0245
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5i6

Paul Schumann: Die Deutsche Kunst-Ausstellung zu Dresden.

MAX ROSE-DRESDEN.

Gallerte des Treppenhauses.

ist ebenso ansprechend entworfen, wie ge-
schickt ausgeführt. Das Fenster ist erker-
artig und mit einer Fensterbank ausgestattet.
Rechts davon steht auf dem erhöhten Podest
ein Kamin mit Fliesen, die sich auch auf
die Seitentheile erstrecken. Die Kamin-
platten sind von Max Läuger gemalt und
weisen eine Herbstlandschaft*) mit einem

*) Es sind noch zwei andere derartige Kamine mit
Bildern (Winterlandschaft und Pflanzenmotiv) da. Läuger
führt damit den Ofenbau ein Stück weiter. Man erinnert
sich noch der weissen Berliner Oefen, bei denen man sich
bemühte, die Kachel wegzutäuschen, indem man eine einzige
weisse Fläche herstellte. Die sich im Laufe der Zeit
erweiternden Fugen zeigten das Vergebliche dieses Strebens
und man kam wieder darauf, wie in der Renaissancezeit
die einzelne Kachel auszubilden und hervorzuheben. Man
entfernte sich von dem Ideal um so mehr, je künstlicher
man die Kachel durchbildete und je mehr man die Re-
flexe jeder einzelnen vervielfältigte und damit den Ofen
unruhig machte. Nunmehr verwandelt Läuger die Kamin-
fläche in ein aus einzelnen Kacheln oder besser Fliesen
zusammengesetztes Bild. Er verlässt damit wieder den

entlaubten Baum auf. Die Treppe führt oben
zu einer Gallerie, die über der Balustrade
fensterartige Oeffnungen mit grün gemusterten
Vorhängen aufweist. Fragt man, wozu diese
Anordnung dienen soll, so wird man schwerlich
eine andere Antwort finden, als dass sie
dekorativ und malerisch wirken soll, denn
eine solche Innengallerie braucht Licht, aber
keine Vorhänge. Aber man wird zugeben,
dass die Gallerie mit ihren Vorhängen heime-
lich und malerisch anmuthet. Die Einzel-
zelstücke, wie die hohe Standuhr und der
Schirmständer würden an sich noch mehr
zur Geltung kommen, wenn sie andersfarbig

Grundsatz der Kachel als Einheit, den wir in der Zeit
des wiedererwachenden Kunstgewerbes als den stilistisch
einzig richtigen priesen. Nun steht man als Aesthetiker
vor der Frage: sollen wir den so oft gepriesenen Grund-
satz mit Läuger zum alten Eisen werfen oder sollen wir
Läuger als ästhetischen Sünder hinstellen? Nun, stellen
wir einstweilen einmal fest, dass die Läuger'schen Kamine
uns ausnehmend gefallen.
 
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