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Theo Molkenboer:
Richtung vor. Von ihm sind prächtige Akt-
Studien, Bildnisse und Städtebilder bekannt,
alles vom schärfsten Naturalismus und von
einer Malerei, die an den Pinsel von Franz
Hals oder Rembrandt denken lässt.
Einen ihrer ersten Anstösse in stilistischer
Hinsicht bekam die bis dahin ziemlich un-
bestimmte Herrschaft der freien Malerei durch
das Erscheinen eines Werkes von A.J. Der-
kinderen. Durch den Rektor B. H. Klönne
des alten Beguinenhofes wurde diesem da-
mals noch jungen Künstler der Auftrag
gegeben, für eine Kapelle eine Wandmalerei
herzustellen. Obschon A. J. Derkinderen zur
jüngeren Generation von 1880 gehörte und
gleichzeitig mit allen seinen Kunstgenossen
an der Amsterdamer Akademie studirt hatte,
war er durch seine persönlichen Anlagen,
und durch die damals blühende Kunst von
Dr. P. J. A. Cuypers und durch
die Schriften des Prof. J. FI.
Alberdingh-Rym, des Apostels
von Dr. Cuyper's Kunst-Auf-
fassung zum Nachdenken ge-
bracht. Und seine Wand-
malerei, die 1889 vollendet
wurde, kann in jeder Hinsicht
als die erste neuere hollän-
dische Malerarbeit, die von
wirklich dekorativer Bedeutung
ist, genannt werden. Das
Ganze ist 11 Meter lang und
1,5 Meter hoch und stellt eine
Prozession von Geistlichen,
Bürgern etc. in Kostümen des
17. Jahrhunderts dar.
Dieses Werk wurde sehr
viel besprochen und hatte einen
unberechenbaren Einfluss auf
die Richtungen in der hollän-
dischen Kunst. Vollkommen
aus der Bewegung von 1880
geboren, war es doch durch
die Idee, die es vergegen-
wärtigte, schnurg-erade gegen
die allzu freie Kunstauffassung
gerichtet, während es ebenso-
wenig durch die zu impressio-
nistische Ausführung denGrund-
sätzen des Dr. P. J. A. Cuypers xh. molkenboer—Amsterdam.
entsprechen konnte. Es war eine grosse
That für sich, ohne irgend welchen Zu-
sammenhang mit den Zeitumständen, obzwar
es doch ganz daraus geboren war.
Drei Jahre danach, 1891, kam derselbe
A. J. Derkinderen mit einem neuen viel
grösseren Wandgemälde für das Stadthaus
zu Hertogenbosch, in welchem Bilde sich
sein dekoratives Talent viel stärker entwickelt
zeigte. Es war in diesem Werke eine grosse
Harmonie von Architektur und Malerei.
Aber auch jetzt noch war es eine That für
sich. Die Maler bewunderten allein dasjenige,
was ihr eigenes Metier in diesem Werke
anging, während viele Architekten meinten,
dass die Architektur durch die etwas zu freie
Malweise gelitten hatte. Und wiewohl ganz
neben einander schaffend, hatten doch
Dr. Cuypers als Architekt und A. J. Der-
Bildniss.
Theo Molkenboer:
Richtung vor. Von ihm sind prächtige Akt-
Studien, Bildnisse und Städtebilder bekannt,
alles vom schärfsten Naturalismus und von
einer Malerei, die an den Pinsel von Franz
Hals oder Rembrandt denken lässt.
Einen ihrer ersten Anstösse in stilistischer
Hinsicht bekam die bis dahin ziemlich un-
bestimmte Herrschaft der freien Malerei durch
das Erscheinen eines Werkes von A.J. Der-
kinderen. Durch den Rektor B. H. Klönne
des alten Beguinenhofes wurde diesem da-
mals noch jungen Künstler der Auftrag
gegeben, für eine Kapelle eine Wandmalerei
herzustellen. Obschon A. J. Derkinderen zur
jüngeren Generation von 1880 gehörte und
gleichzeitig mit allen seinen Kunstgenossen
an der Amsterdamer Akademie studirt hatte,
war er durch seine persönlichen Anlagen,
und durch die damals blühende Kunst von
Dr. P. J. A. Cuypers und durch
die Schriften des Prof. J. FI.
Alberdingh-Rym, des Apostels
von Dr. Cuyper's Kunst-Auf-
fassung zum Nachdenken ge-
bracht. Und seine Wand-
malerei, die 1889 vollendet
wurde, kann in jeder Hinsicht
als die erste neuere hollän-
dische Malerarbeit, die von
wirklich dekorativer Bedeutung
ist, genannt werden. Das
Ganze ist 11 Meter lang und
1,5 Meter hoch und stellt eine
Prozession von Geistlichen,
Bürgern etc. in Kostümen des
17. Jahrhunderts dar.
Dieses Werk wurde sehr
viel besprochen und hatte einen
unberechenbaren Einfluss auf
die Richtungen in der hollän-
dischen Kunst. Vollkommen
aus der Bewegung von 1880
geboren, war es doch durch
die Idee, die es vergegen-
wärtigte, schnurg-erade gegen
die allzu freie Kunstauffassung
gerichtet, während es ebenso-
wenig durch die zu impressio-
nistische Ausführung denGrund-
sätzen des Dr. P. J. A. Cuypers xh. molkenboer—Amsterdam.
entsprechen konnte. Es war eine grosse
That für sich, ohne irgend welchen Zu-
sammenhang mit den Zeitumständen, obzwar
es doch ganz daraus geboren war.
Drei Jahre danach, 1891, kam derselbe
A. J. Derkinderen mit einem neuen viel
grösseren Wandgemälde für das Stadthaus
zu Hertogenbosch, in welchem Bilde sich
sein dekoratives Talent viel stärker entwickelt
zeigte. Es war in diesem Werke eine grosse
Harmonie von Architektur und Malerei.
Aber auch jetzt noch war es eine That für
sich. Die Maler bewunderten allein dasjenige,
was ihr eigenes Metier in diesem Werke
anging, während viele Architekten meinten,
dass die Architektur durch die etwas zu freie
Malweise gelitten hatte. Und wiewohl ganz
neben einander schaffend, hatten doch
Dr. Cuypers als Architekt und A. J. Der-
Bildniss.