Modernes Holländisches Kunstgewerbe
557
A. J. DERKINDERKN — LAREN N. H. Buch-Schmuck aus der Pracht-Ausgabe des »Gysbrecht van Aemstel«.
kinderen als Maler beide der damals be-
ginnenden Liebe für das Kunsthandwerk
mächtig vorgearbeitet.
Schon seit zwei Jahren schuf ein junger
Amsterdamer, der sich für den Zeichen-
unterricht ausbildete, nach grösseren Reisen
im Auslande eigenartige Aquarelle, die nicht
rein picutural, aber auch nicht rein dekorativ
genannt werden konnten. Auf einer Aus-
stellung einer Architektenvereinigung zeigte
er — sein Name ist G. W. Dysselhoff— 1891
eine Anzahl dieser wunderlichen Arbeiten.
Seine Motive waren Fische und andere
Wasserthiere, und die Manier, in welcher er
arbeitete, erinnerte an die phantastischen
Wand-Dekorationen der Japaner. Der Erfolg
war ein unmittelbarer und vollkommener.
Dies war der eigentliche Beginn der
dekorativen Kleinkünste in Niederland. Ein
Jahr darnach stellte ein bekannter Kunst-
händler in Amsterdam drei Holzschnitte aus,
alle drei Entwürfe zu einem Diplom für
den Verein Niederländischer Buchhändler.
Die Verfertiger waren G. W. Dysselhof,
F. Nieuwenhuys und C. Lion-Cachet. Diese
drei haben für die dekorative Kleinkunst
gethan, was Derkinderen für die Malerei
that und was Cuypers für die Architektur
und für das Handwerk zustande gebracht
hat. Cuypers wurde in seinen Formen durch
die Gothik geleitet, die er sowohl in seiner
Lebens-, als in seiner Kunstauffassung als
die einzige in diesen Tagen mögliche Rich-
tung anpries. Für ihn war die Renaissance
ein in jeder Hinsicht unermesslich grosser
Fehler gewesen, von dem man so schnell
wie möglich wieder zurückkommen sollte.
Die ganze individualistische Kunst auf
allen Gebieten hat denn auch zu ihm nie-
mals die frohe Sprache gesprochen, die wir,
99. XII. 3.
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A. J. DERKINDERKN — LAREN N. H. Buch-Schmuck aus der Pracht-Ausgabe des »Gysbrecht van Aemstel«.
kinderen als Maler beide der damals be-
ginnenden Liebe für das Kunsthandwerk
mächtig vorgearbeitet.
Schon seit zwei Jahren schuf ein junger
Amsterdamer, der sich für den Zeichen-
unterricht ausbildete, nach grösseren Reisen
im Auslande eigenartige Aquarelle, die nicht
rein picutural, aber auch nicht rein dekorativ
genannt werden konnten. Auf einer Aus-
stellung einer Architektenvereinigung zeigte
er — sein Name ist G. W. Dysselhoff— 1891
eine Anzahl dieser wunderlichen Arbeiten.
Seine Motive waren Fische und andere
Wasserthiere, und die Manier, in welcher er
arbeitete, erinnerte an die phantastischen
Wand-Dekorationen der Japaner. Der Erfolg
war ein unmittelbarer und vollkommener.
Dies war der eigentliche Beginn der
dekorativen Kleinkünste in Niederland. Ein
Jahr darnach stellte ein bekannter Kunst-
händler in Amsterdam drei Holzschnitte aus,
alle drei Entwürfe zu einem Diplom für
den Verein Niederländischer Buchhändler.
Die Verfertiger waren G. W. Dysselhof,
F. Nieuwenhuys und C. Lion-Cachet. Diese
drei haben für die dekorative Kleinkunst
gethan, was Derkinderen für die Malerei
that und was Cuypers für die Architektur
und für das Handwerk zustande gebracht
hat. Cuypers wurde in seinen Formen durch
die Gothik geleitet, die er sowohl in seiner
Lebens-, als in seiner Kunstauffassung als
die einzige in diesen Tagen mögliche Rich-
tung anpries. Für ihn war die Renaissance
ein in jeder Hinsicht unermesslich grosser
Fehler gewesen, von dem man so schnell
wie möglich wieder zurückkommen sollte.
Die ganze individualistische Kunst auf
allen Gebieten hat denn auch zu ihm nie-
mals die frohe Sprache gesprochen, die wir,
99. XII. 3.